Bis zu 300 Prozent mehr Angriffe: Messer-Angst in Deutschland

Polizei schlägt Alarm ++ Sieben Messer-Attacken pro Tag allein in Berlin

Berlin – Ein 18-Jähriger ersticht aus Eifersucht seine Freundin (17). Ein Siebenjähriger rammt seiner Lehrerin ein Messer in den Bauch. Ein 15-Jähriger ersticht seine Mitschülerin (14). Ein 14-Jähriger sticht auf einem Spielplatz einen Mann ab, sagt danach: „Mir egal, hat er verdient.“

Alles Taten aus den letzten Wochen. Einzelfälle natürlich, aber so viele, das ein mulmiges Gefühl bleibt.

„Unser Eindruck ist, dass seit mehreren Monaten Fälle zunehmen, bei denen Jugendliche Messer einsetzen oder damit drohen“, sagt Oliver Malchow, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Es vergehen kaum Tage, an denen nicht Meldungen über gefährliche oder tödliche Messerangriffe bekannt werden.“

Gibt es wirklich immer mehr Messer-Attacken in Deutschland?

Bundesweit werden keine Zahlen ermittelt. Aber einzelne Erhebungen sprechen eine deutliche Sprache.

► In Hessen steigt die Zahl der Messer-Attacken seit 2014 jährlich an, von 926 auf zuletzt 1194 Fälle.

► In NRW kam es seit September 2017 bereits zu 572 Messer-Angriffen. Das ergab eine Auswertung von Polizeiberichten durch die SPD-Landtagsfraktion, die eine gesonderte Aufnahme von Stichwaffen-Angriffen in die Kriminalstatistik fordert.

► In Leipzig war die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen, bei denen ein Messer eine Rolle spielte, laut Polizeilichem Auskunftssystem Sachsen im Jahr 2017 (138 Fälle) um 300 Prozent höher als im Jahr 2011 (33 Fälle).

► In Berlin gab es 2017 pro Tag im Schnitt sieben Messer-Attacken. Im gesamten Jahr 2737. Das sind rund 100 mehr als im Jahr zuvor, 300 mehr als vor zehn Jah­ren. Von 1828 Tatverdächtigen waren 271 noch jugendlich, 80 Kinder unter 14 Jahren.

Was tun gegen die grassierende Messer-Epidemie?

Die GdP verlangt, Messer-Attacken künftig bundesweit zu erfassen, um einen besseren Überblick zu erlangen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) ruft gar nach einer Verschärfung des Waffenrechts.

In Wiesbaden forderte der Polizeipräsident von Westhessen nach einer Messerstecherei auf einem Straßenfest eine Waffenverbotszone für die Innenstadt – mit Bußgeldern von 150 Euro für alle, die mit Messer in der Tasche erwischt werden.

Die aktuellen Fälle

Messer-Opfer Dimitar M. (40) überlebte den Angriff sein Sohn Aleksandar († 14) nicht

Messer-Opfer Dimitar M. (40) überlebte den Angriff sein Sohn Aleksandar († 14) nicht

Foto: Andreas Wegener/BILD

►DUISBURG, 16. APRIL 2017: Aleksandar († 14) wird erstochen, als er einem Nachbarn bei einer Schlägerei helfen will. Vater Dimitar M. (40) wird ebenfalls verletzt.

Messer-Opfer Mia († 15) starb durch einen Stich ins Herz

Messer-Opfer Mia († 15) starb durch einen Stich ins Herz

Foto: WITTEK/EPA-EFE/REX/Shutterstock

►Kandel, 27. Dezember 2017: Asylbewerber Abdul D. aus Afghanistan lauert seiner Ex-Freundin Mia (15) in einem Drogeriemarkt in Kandel (Rheinland-Pfalz) auf, sticht sie mit einem 20 Zentimeter langen Brotmesser nieder. Ein Stich trifft das Mädchen ins Herz, sie stirbt.

► LAUPHEIM, 27. Februar 2018: Der Libyer Abd Alrahman W. (20) soll seiner kleinen Schwester Alaa (17) in Laupheim (Baden-Württemberg) ein Messer in den Bauch gerammt und ihr die Mundwinkel aufgeschlitzt haben. Motiv: Sie hatte einen neuen Freund.

► FREIBURG, 6. MÄRZ 2018: Ein Grundschüler (7) der 2. Klasse sticht Lehrerin Sabine T. (54, Name geändert) in der Schule ein Messer in den Bauch. Sie hatte es ihm zuvor wegnehmen wollen.

Messer-Opfer Keira (14) wurde in ihrem Kinderzimmer erstochen

Messer-Opfer Keira (14) wurde in ihrem Kinderzimmer erstochen

Foto: Timo Beurich

► BERLIN, 7. MÄRZ 2018: Ein Teenager tötet seine Mitschülerin Keira (14) in ihrem Kinderzimmer mit 20 Messerstichen. „Er räumte die Tat ein, schweigt zum Motiv“, so ein Ermittler.

► FLENSBURG, 12. MÄRZ 2018: Der abgelehnte Asylbewerber Ahmad G. (18) aus Afghanistan soll seine Freundin Mireille B. († 17) in ihrer Wohnung erstochen haben. Er schweigt zu den Vorwürfen.

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