„#afdp“, „Spinner“ und „Jammerlappen“: Böhmermann beschimpft  GEZ-Zahler

Einer von drei Tweets des ZDF-Komikers Jan Böhmermann, in denen er die Reformpläne der FDP für seinen Arbeitgeber kritisierte

Einer von drei Tweets des ZDF-Komikers Jan Böhmermann, in denen er die Reformpläne der FDP für seinen Arbeitgeber kritisierte

Foto: Twitter/janboehm, Sven Hoppe/dpa
Von: Julian Röpcke

Ist das Satire? Publikumsbeschimpfung? Oder beides?

Offiziell befindet sich ZDF-Komiker Jan Böhmermann in der Sommerpause. Doch auf Twitter giftete er am Sonntagabend gegen „#afdp Spinner“ und „#afdp Jammerlappen“, wie er all diejenigen nannte, die eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) befürworten.

Was war passiert?

Die FDP hatte am Wochenende ihr Wahlprogramm verabschiedet. Mittels eines knapp angenommenen Änderungsantrags schafften es folgende zwei Sätze ins Papier:

„Wir Freie Demokraten wollen einen moderneren und schlankeren öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sich primär auf Nachrichten, Kultur, politische Bildung und Dokumentationen konzentrieren soll. Damit wollen wir den Rundfunkbeitrag absenken.“

Grund genug für scharfe Kritik bei einigen Angestellten ebendieses ÖRR.

Bereits am Samstagabend twitterte ARD-Journalist Rainald Becker, „die FDP will den ÖRR beschneiden und den Rundfunkbeitrag senken – willkommen im Lager der Populisten“, und tat damit die Reformpläne der Freien Demokraten als „Populismus“ ab.

Am Sonntagabend folgte dann ZDF-Mann Böhmermann mit einer Tirade von Tweets gegen die Pläne der FDP. Dabei nutzt er immer wieder den Hashtag „#afdp“, also eine gezielte Vermischung und Gleichsetzung der rechtsextremen AfD mit der freiheitlich-liberalen FDP. Dabei liegen die Reform-Forderung der FDP und die Abschaffungsforderung der AfD gegenüber dem ÖRR meilenweit auseinander.

Kein Grund für Böhmermann, seine Kritik nicht doch etwas differenzierter vorzutragen.

Seinen Tweet mit dem Satz, „und jetzt, liebe SuperRTL-sozialisierten #afdp Jammerlappen, alle einfach weitergehen bitte“, unterfütterte er mit dem Screenshot eines den ÖRR ablehnenden Postings des umstrittenen Ex-Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen, der für die CDU in den Bundestag einziehen will.

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Kritik an Böhmermanns Polemik ließ darum nicht lange auf sich warten.

► Die Berlin-Redakteurin der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), Anna Schneider, kritisierte Böhmermann scharf. Bei Twitter schrieb sie: „Publikumsbeschimpfung, geistig armseligste Version. Man könnte lachen, müsste man es nicht finanzieren.“

► Der Politikberater Erik Flügge warf ein: „Böhmermann hat Glück, dass die FDP auch seine Meinungsfreiheit verteidigt und man sich da drauf verlassen kann, auch wenn er so was twittert.“ Obwohl er „inhaltlich da eher bei Böhmermann“ sei, wäre der #afdp-„Hashtag ist halt daneben“.

FDP-Medienfachmann: Vorwürfe gegen FDP schaden dem ÖRR

Auch in der FDP zeigte man sich über die Polemik von Böhmermann und anderen Angestellten der Öffentlich-Rechtlichen nach der Verabschiedung des Wahlprogramms der Partei irritiert.

Thomas Hacker, Medienpolitischer Sprecher der FDP im Bundestag, sagte zu BILD: „Mit Populismus-Vorwürfen und Vergleichen mit rechtspopulistischen Feinden der Öffentlich-Rechtlichen schaden die Absender nicht nur dem Dialog, sie schaden der tollen und wichtigen Institution Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk.“

Die FDP bekenne sich „klar zum Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk“ und stelle „gerade deshalb die derzeitigen Strukturen mit über 20 TV-Sendern, mehr als 70 Hörfunkprogrammen sowie über 100 Apps und 900 Podcasts infrage“. In Zukunft, so Hacker, müssten „Nachrichten, Kultur, politischer Bildung und Dokumentationen wieder stärker im Fokus der Sendeanstalten liegen“.

Darüberhinaus stellte Hacker jedoch klar: „Telenovelas, Quiz-Sendungen und teure Doppelbesetzungen von TV-Teams bei sportlichen Großereignissen kann und muss man wahrlich nicht als Grundversorgungsauftrag des Rundfunks sehen.“

BILD fragte auch das ZDF, wie man die Einlassungen Böhmermanns einschätze und ob man sich diese zueigen mache. Bis zur Veröffentlichung dieses Artikels jedoch ohne Antwort.

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