Nur noch 6 Wochen: Ex-DDR-Minister Krause droht Räumung aus dieser Pool-Villa

Von: Von Peter Tiede und Fabian Matzerath (Fotos)

Günther Krause war mal wer: Er hat den Einheitsvertrag für die DDR mitverhandelt, wurde im Westen Verkehrsminister, besorgte Angela Merkel ihren Bundestagswahlkreis.

Lange her. Merkel ist aufgestiegen nach ganz oben. Krause ist unten. Seit gestern ganz unten: Der Ossi-Star und seine Ehefrau stehen kurz vor der Zwangsräumung. Vier Wochen Zahlungs-Frist für das Haus, in dem er seit einem Jahr lebt, wurde ihnen gestern vor dem Landgericht Neubrandenburg zugestanden.

Zahlt er nicht bis zum 27. März, muss er bis zum 7. April raus. Zieht er nicht aus: Zwangsräumung!

Krauses Problem mal wieder: Er ist offenkundig pleite!

Vor das Landgericht Neubrandenburg hatte ihn Waltraud Szustak (62) gezerrt. Eine resolute Frau, Inhaberin einer Agro-Firma. Schwarze Hose, Schwarzer Pulli, zitronengelber Blazer, Perlenkette ­– und ganz viel Wut.

Ihr Vorwurf: Krause hat den Kaufpreis für ihr Haus nicht bezahlt, sie betrogen, versucht, sie mit wertlosen Aktien einer windigen US-Firma abzuspeisen. Er hat auf Zeit gespielt. Ein Jahr lang. Offener Betrag (ohne Zinsen und Anwaltskosten): 459 000 Euro und 10 000 Euro für mitverkaufte Möbel!

Waltraud Szustak (62, r.) ist die Klägerin im Verfahren gegen Krause. Mit ihrem Mann (l.) wollte sie sich vom Erlös des Villenverkaufs ein Haus in Schleswig-Holstein bauen

Waltraud Szustak (62, r.) ist die Klägerin im Verfahren gegen Krause. Mit ihrem Mann (l.) wollte sie sich vom Erlös des Villenverkaufs ein Haus in Schleswig-Holstein bauen

Foto: Peter Tiede

Szustak sagt: „Herr Krause hat ein Jahr in meinem Haus gelebt – ohne einen Cent dafür zu bezahlen!“

Wobei: Haus ist untertrieben: Das Haus ist eine Villa mit Innen-Pool im Süden Mecklenburgs im Dörfchen Knüppeldamm. Szustak will Krause „nur noch raushaben, das Haus wiederhaben.“ Dass noch Geld kommt, glaubt sie nicht: „Der hat doch nichts mehr – wenn doch: auch schön.“

Mehr als ein halbes Jahr hat sie sich hinhalten lassen – jetzt sagt sie im Gericht: „Meine Toleranz – oder vielmehr Dummheit – ist mir fast schon peinlich.“ 100 E-Mails habe sie mit Krause ausgetauscht: „Ich schäme mich, dass ich auf so einen Menschen hereingefallen bin!“ Krause für das Ehepaar: ein moralischer und charakterlicher Totalausfall.

Szustak hatte das Familien-Anwesen (80 Jahre in Familienbesitz) verkaufen wollen, weil sie mit ihrem Mann nach Schleswig-Holstein ziehen, dort bauen wollte. Sich zur Ruhe setzen. Es kam Stress pur. Krause kam über einen Makler, sagt sie zu BILD. Sie habe ihm vertraut. Jetzt wohnt sie im Nachbarort – „weil ich weder Haus noch das Geld dafür habe“. Sie habe geglaubt, dass er zahlungsfähig sei.

Glaube und Hoffnung – damit spielt Krause seit Jahren immer wieder. Und immer wieder geht es schief – für ihn und andere:

► 2001 leistete er einen Offenbarungseid

► 2009 wurde er wegen der Millionen-Pleite seiner windigen Firma „Aufbau Invest“ zu 14 Monaten Knast auf Bewährung verurteilt – Vorwürfe: Untreue, Betrug und Steuerhinterziehung

► In Potsdam steht er am 27. März vor Gericht. Der Vorwurf: Insolvenzverschleppung, Bankrott und Vorenthalten von Löhnen mit einer Beratungsgesellschaft in Brandenburg. Offene Summe in diesem Fall: 820 000 Euro.

Zusammen mit dem offenen Kaufpreis in Mecklenburg, Anwalts-, Gerichts- und Notarkosten hat Krause demnach knapp 1,5 Millionen Euro Außenstände.

Krause ließ verlauten, er habe noch Aktienpakete und Immobilien, die er verkaufen wolle – damit käme er schon zurecht.

Doch so ein Aktienpaket für eine angebliche US-Energie-Firma, die aus durch den Weltraum fliegenden Neutrinos Energie gewinnen will, hatte er schon Waltraud Szustak angedreht. Angeblicher Wert: 500 000 US-Dollar. Tatsächlicher Wert: wohl gegen Null. Gestern gab sie den Krause-Anwälten die Aktien zurück: „Viel Spaß damit!“

Physiker halten die Neutrino-Idee für kompletten Humbug: ein Perpetuum mobile. Das würde mehr Energie erzeugen als verbrauchen, sich selbst antreiben. Und physikalischen Grundgesetzen ebenso widersprechen wie Krauses Art der Geld-Versprechen denen der Finanzwelt: mit nichts kann nur nichts bezahlt werden.

Waltraud Szustaks Anwalt, Arne Trimpop (46) zu BILD: „Wenn Herr Krause noch an Geld kommen sollte, wäre das ein Wunder – und daran glauben wir nicht.“

Dass Krause aus der Spur ist, sieht auch sein neuer Anwalt und alter Bekannter Peter Michael Diestel so. Diestel, letzte Innenminister der DDR, sagt zu BILD: „Ich habe mit Günther Krause zusammen im Schützengraben der deutschen Einheit gelegen. Danach haben wir uns oft gehauen – sind uns aber verbunden.“ Alt-Kanzler Kohl habe ihn ab und an gebeten, sich um die tragische Figur Krause zu kümmern. „Jetzt hätte er wieder angerufen“, ist sich Diestel sicher. Diestel hat seit Dienstag alle Mandate von Krause übernommen. Er sagt: „Er hat objektiv rechtlich Fehler gemacht. Das muss jetzt geordnet werden.“ Sein Ziel: „Es muss wieder klarwerden, dass Günther Krause eine Person der Zeitgeschichte ist.“ Dafür müsse jetzt reiner Tisch gemacht werden. Diestel nennt das: „Mithilfe bei der Sachaufklärung.“

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