Drei ausgesetzte Geschwister in Berlin: Ermittler sicher: „Die Mutter wird es wieder tun“

Von: Von MAREN WITTGE und JÖRG BERGMANN

Berlin – Die kleine Emma wird bald drei Jahre alt. Hanna wird im August zwei. Und bald lernt auch Lilo, die Jüngste, die vergangenen Sommer geboren wurde, sprechen. Sie alle werden ihre Pflegeeltern eines Tages fragen: Wer ist meine richtige Mama?

Kriminalhauptkommissar Jens Höwer (42) versucht, darauf eine Antwort zu finden. Denn Emma, Hanna und Lilo sind Findelbabys. Ausgesetzt, direkt nach einer heimlichen Geburt. Höwer und seine Kollegen haben einen Zusammenhang zwischen den Fällen entdeckt: Die drei Mädchen sind Geschwister!

► Mittwoch, 2. September 2015, 20.45 Uhr: Passanten entdecken an der Bus-Haltestelle Lindenberger Weg Süd nahe dem Klinikum Buch ein neugeborenes Mädchen. Es ist nur mit Strampler und Jäckchen bekleidet, leicht unterkühlt, aber gesund. Ermittler geben ihr den Namen Emma.

► Samstag, 6. August 2016, 6.30 Uhr: Auf der Fußmatte eines Einfamilienhauses an der Flaischlenstraße (Blankenburg) findet ein Bewohner ein Neugeborenes. Es ist lediglich mit einem blutigen Handtuch bedeckt. Nur durch Glück stirbt Lilo, wie alarmierte Polizisten die Kleine nennen, nicht an Unterkühlung.

► Sonntag, 27. August 2017, gegen 21.50 Uhr: Eine Anwohnerin findet in ihrer Grundstückseinfahrt an der Wiener Straße in Schwanebeck (Barnim) ein Neugeborenes. Im Krankenhaus bekommt es den Namen Hanna.Alle Kinder leben jetzt in Pflegefamilien, sind wohlauf. Ihre Auffind-Orte liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt (siehe Karte unten). Das fiel den Brandenburger Ermittlern auf. Kriminalhauptkommissar Höwer zu BILD: „Daraufhin haben wir Kontakt mit den Berliner Kollegen aufgenommen.“ Seit Dezember arbeiten die Dienststellen zusammen, tauschen ihre Ermittlungsergebnisse aus. Ein DNA-Abgleich ergab: Die Kinder haben die gleiche Mutter. Und womöglich sogar den gleichen Vater!

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„Uns ist bundesweit kein vergleichbarer Fall bekannt“, sagt Höwer. „Bisher hat die Frau jedes Jahr zur gleichen Zeit ein Kind ausgesetzt. Man muss davon ausgehen, dass sie es erneut tut.“Jedes Mal besteht die Gefahr, dass das Baby nicht überlebt.

Warum tut eine Mutter so etwas? Die Polizei prüft ob die Frau möglicherweise gezwungen wurde, ihre Kinder auszusetzen. Den Ermittlern liegen Bilder aus einer Überwachungskamera vor, die zeigen, wie sie ihre Erstgeborene 2015 in die Bushaltestelle legt. Leider ist kein Gesicht der Frau zu erkennen, deshalb will die Polizei die Bilder nicht veröffentlichen. Die Gesuchte soll mittelgroß sein und hatte damals schulterlanges dunkles Haar.

Hinweise: ☎ 03334-27992720 oder 4664-912 555.

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