Gastronomen bangen um ihre Zukunft: Sachsen-Wirte stellen der Politik Stühle vor die Tür

Quelle: BILD
Von: Claudia Lord

Dresden – Etwa 500 sächsische Gastronomen, Hoteliers und Veranstalter stellten am Freitagvormittag der Politik den Stuhl vor die Tür. Sie wollten auf ihre prekäre Situation in der Corona-Krise aufmerksam machen: leere Stühle, leere Kassen!

Es wurde ganz schön voll auf dem Dresdner Neumarkt. Stühle und Kassen bleiben nämlich auch nach den ersten Lockerungen der Bundesregierung bis auf Weiteres leer und die Sorgen sind groß. Ministerpräsident Michael Kretschmer (44, CDU) machte den Restaurants am Nachmittag vorsichtige Hoffnung auf eine Wiedereröffnung „Ende Mai“. Ob mit Restaurant-plätzen im Freien oder Sitzabstand in den Lokalen - das ließ er offen. Sachsens Dehoga-Chef Axel Klein (50) warnte bei BILD: „Wenn es keine entsprechende Unterstützung gibt, is ein Drittel der Betriebe nach der Krise pleite.“

Leere Stühle sollten auf die wirtschaftlichen Folgen der Restaurantschließungen während der Covid-19-Pandemie aufmerksam machen

Leere, beschriftete Stühle aus Lokalen, die wegen der Corona-Auflagen geschlossen sind

Foto: Imago

Denn während es nicht rückzahlbare Soforthilfen in anderen Bundesländern gibt, gilt das in Sachsen nur für Betriebe bis zu neun Mitarbeitern. „Wir betreiben das Hotel ‚Saigerhütte‘ mit 20 Mitarbeitern und einem 60-Plätze-Restaurant in Olbernhau. Lieferservice funktioniert im Erzgebirge nicht, da dort bei regulären Lieferanten schon der Umsatz eingebrochen ist“, erklärt Inhaber Markus Gorny (51), der für die Aktion nach Dresden kam.

Im März konnte Gorny die Kurzarbeit seiner Mitarbeiter noch vorfinanzieren: „Im April wird es schon brenzlig.“ Bei der Sächsischen Aufbaubank komme er seit Tagen nicht auf die Webseite. Er habe Fixkosten von 30 000 Euro pro Monat für seinen Betrieb, plus 40 000 Euro an Lohnkosten (vorfinanziertes und noch nicht rückerstattetes Kurzarbeiter-Geld).

Gorny: „Wir haben ja Verständnis für die Restriktionen und Schließungen. Aber wenn wir keine nicht rückzahlbaren Finanzhilfen bekommen, überstehen wir das nicht. Kredite helfen uns nicht, sie verschärfen unsere wirtschaftliche Situation nur.“

Ein Koch fotografiert den Protest vor der Frauenkirche

Ein Koch fotografiert den Stuhl-Protest vor der Frauenkirche

Foto: MATTHIAS RIETSCHEL / Reuters

So geht es vielen, die aus ganz Sachsen zum Neumarkt kamen. Die Polizei kontrollierte wegen des bestehenden Versammlungsverbotes den stillen Stuhl-Protest. Dresdens OB Dirk Hilbert (FDP) hatte die Aktion im Vorfeld genehmigt.

Die Forderungen der Wirte: vorübergehende Mehrwertsteuer-Senkung von 19 auf sieben Prozent (wie bei Übernachtungen), Aufstockung des Kurzarbeiter-Geldes und auch Kurzarbeiter-Geld für Azubis. Diese Forderungen übergaben sie am Freitag dem Landtagsabgeordneten Lars Rohwer (48, CDU), der sie „in alle Gremien der Regierung zur Diskussion einbringen“ will.

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Diese Forderungen seien alle auch beim Vier-Augen-Gespräch von Dehoga-Chef Axel Klein mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Donnerstag angesprochen worden.

Klein zu BILD: „Michael Kretschmer unterstützt unsere Forderung nach einer Mehrwertsteuer-Senkung. Das muss jetzt ganz schnell kommen! Zudem wird auf Bundesebene an einem Rettungsschirm für die Gastronomie gearbeitet, der ähnlich wie der für die Banken und Bauern funktionieren soll.“

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