Ali Bashar gesteht Susannas (14) Ermordung, behauptet aber: „Ich kann mich nicht an den Vorfall erinnern“

Quelle: Pool-Material, Sat.1 / BILD, Mario Vedder / Polizei
Von: LISA GOEDERT, DANIELA PFAD (Text), FREDRIK von ERICHSEN, JÜRGEN MAHNKE, SVEN MOSCHITZ und MARIO VEDDER (Fotos/VIDEOS)

Der Fall der getöteten Susanna (14): Dem Iraker Ali Bashar (22) wird in Wiesbaden der Prozess gemacht. Im Verhör hatte er bereits gestanden, Susanna getötet zu haben. Dieses Geständnis wiederholte er jetzt vor Gericht. Ihm wird außerdem die Vergewaltigung des Mädchens vorgeworfen, was er aber bestreitet.

Susanna wurde nur 14 Jahre alt

Susanna wurde nur 14 Jahre alt

Foto: dpa

► Am ersten Prozesstag ist auch die Mutter der 14-Jährigen im Saal. Zehn Monate nach der Tat sieht sie den Mörder ihrer Tochter zum ersten Mal mit eigenen Augen – und muss sich die furchtbaren Details der Anklageschrift anhören!

Darin steht: „Er (der Angeklagte, Anm. d. Red.) beendete die Strangulation erst, nachdem Schaum aus ihrem Mund trat, der Puls weg war. Dann überprüfte er ihre Vitalfunktionen, wiederholte es.“ Bei diesen Sätzen bricht Susannas Mutter in Tränen aus.

Dann sagt Ali Bashar aus

Nach dem Sex auf einem Feld sei man weiter zu den Gleisen gegangen. Dort sei Susanna gestürzt und sauer geworden, weil sie eine Wunde hatte und ihre Kleider schmutzig waren: „Sie sagte, sie könne mit den schmutzigen Kleidern und der Wunde nicht nach Hause, würde die Polizei rufen. Dann wurde ich auch laut, fragte: ,Was habe ich dir denn getan?‘. In dem Moment wurde mir schwarz vor Augen. Ich hielt sie fest.“

Ali Bashar hielt Susanna von hinten fest, den Arm um ihren Hals geschlungen

Ali Bashar hielt Susanna von hinten fest, den Arm um ihren Hals geschlungen

Foto: dpa

Auf Nachfrage des Richters wird klar: Mit „festhalten“ meint Ali B.: Er hielt sie mit dem Arm am Hals fest, während er hinter ihr saß. Mutter Diana erträgt diese Details nur schwer, Tränen fließen. „Erst zwei bis drei Minuten später dachte ich, vielleicht lebt sie noch, habe den Puls gefühlt und festgestellt, dass sie nicht lebt“, sagt Bashar.

„Ich kann mich nicht an den Vorfall erinnern.“ Richter: „An was?“ Ali Bashar: „Die Ermordung". Die vorgeworfene Vergewaltigung bestreitet er: „Erst sagte sie nein. Beim zweiten Mal dann ja.“

Bashar entschuldigt sich

„Bei der Mutter und beim Vater entschuldige ich mich“, sagte der 22-Jährige am Dienstag vor dem Wiesbadener Landgericht. „Ich weiß, dass meine Entschuldigung nichts wieder gut machen kann.“

Der Fall hatte für großes Aufsehen und eine gesellschaftliche Debatte gesorgt, auch weil der irakische Flüchtling kurz nach der Tat mit seiner Familie in den kurdisch kontrollierten Nordirak ausreiste.

Dort wurde er von Sicherheitsbeamten gefasst und der Bundespolizei übergeben. Bundespolizei-Chef Dieter Romann war dazu persönlich ins irakische Erbil gereist. Die Abschiebung wurde von der irakischen Zentralregierung in Bagdad als Rechtsverstoß kritisiert. Es gebe kein Auslieferungsabkommen zwischen dem Irak und Deutschland.

Seit dem 10. Juni sitzt Ali Bashar in Frankfurt in Untersuchungshaft. In Vernehmungen hatte er gestanden, Susanna getötet zu haben. Die Vergewaltigung bestritt er bis zuletzt.

Live-Ticker

  • Der Prozess ist für heute zu Ende

    Der erste Prozesstag ist mit der Aussage Ali Bashars zu Ende gegangen. Er entschuldigte sich: „Alles was passiert ist bereue ich.“ Dann: „Ich beantworte keine Fragen mehr!“

    Am kommenden Montag wird das Verfahren fortgesetzt.

  • „Etwas Blut im Gesicht begründet keinen Mord“

    Die Anwältin von Susannas Mutter, die als Nebenklägerin am Prozess teilnimmt, zog Bashars Schilderungen von dem Sturz und der anschließenden Tötung in Zweifel. „Etwas Blut im Gesicht begründet keinen Mord“, sagte Petra Kaadtmann in Wiesbaden.

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    Foto: Sven Moschitz
  • Susannas Papa zeigt das Victory-Zeichen

    Die Augen sind verweint, aber er gibt sich siegessicher: Mehmet Ö., der Vater der ermordeten Schülerin

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    Foto: Jürgen Mahnke
  • Verhandlungspause

    Bashars Rechtsanwalt Marcus Steffel nutzt die Verhandlungspause für eine Zigarette und ein Telefonat.

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    Foto: Jürgen Mahnke
  • Der Alltag des Irakers

    Bashars Tage fingen immer erst gegen 12 Uhr mittags an, bis dahin hat er geschlafen. Dann ging es meistens mit Freunden in den Park zum Abhängen.

  • An die Tötung kann er sich nicht erinnern

    „Ich kann mich nicht an den Vorfall erinnern." Richter: „An was?“ Ali Bashar: „Die Ermordung".

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    Foto: Boris Roessler / picture-alliance
  • „Wir sprachen über schlimme Sachen. Sex und so.“

    Am 22. Mai habe Ali Bashar mit seinem Bruder Hadji (12 oder 13) nach Hause gewollt, Hadji habe Susanna eingeladen, mitzukommen. Dann wären sie Kumpel Ferdi A. (Türke) begegnet - er hätte vorgeschlagen, zu ihm Alkohol trinken zu kommen. Ali: „Wir haben sie gefragt, ob sie mitkommen oder den Bus nehmen will."

    Bei Ferdi A. teilten sich die Männer eine Falsche Wodka, Susanna habe einen Becher getrunken. Er sei dann betrunken und bekifft eingeschlafen, bis Susanna ihn wütend geweckt habe: „Ich weiß nicht, ob zwischen Susanna und dem Türken etwas passiert ist. Sie war sauer, wollte gehen."

    Doch es kam kein Bus mehr. Man habe beschlossen, die Nacht in den Feldern zu verbringen. „Dort sprachen wir über schlimme Sachen. Sex und so. Ich habe sie darauf angesprochen. Erst sagte sie nein. Beim zweiten Mal dann ja."

    Es sei zum einvernehmlichen Geschlechtsverkehr im Gebüsch gekommen.

  • AfD-Abgeordnete kommen nicht mehr in den Saal

    AfD-Abgeordnete des Hessischen Landtags müssen mit Alterspräsident Rolf Kahnt (links) das Gericht verlassen. Der Saal war bereits voll.

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    Foto: Jürgen Mahnke
  • Susanna im April kennengelernt

    Bashar sagte weiter, er habe Susanna drei Monate vor der Tat über einen gemeinsamen Bekannten kennengelernt. Sie hätten öfter Zeit miteinander verbracht, Musik gehört oder seien Hand in Hand spazieren gegangen. Er habe nicht gewusst, wie alt sie sei, sagte der Iraker.

  • Ali Bashar GESTEHT

    Bashar vor dem Landgericht Wiesbaden gestanden, das Mädchen umgebracht zu haben. „Es wurde vor meinen Augen schwarz, dann kam es zu diesem Ereignis. Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte.“

    Anschließend habe er geschaut, ob das Mädchen noch am Leben ist, aber keinen Puls mehr gefühlt. Vor der Tat habe er einvernehmlichen Sex mit Susanna gehabt.

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