MS Yang Ming Utmost löst Feueralarm aus: Stink-Dampfer aus China verpestet Hamburg

Höhe „Strandperle“. Die „YM Utmost“ zieht die schwarze Rauchwolke hinter sich her. Das Schiff wurde 2006 gebaut, kann 8206 Container transportieren und ist bis zu 25,6 Knoten schnell

Höhe „Strandperle“. Die „YM Utmost“ zieht die schwarze Rauchwolke hinter sich her. Das Schiff wurde 2006 gebaut, kann 8206 Container transportieren und ist bis zu 25,6 Knoten schnell

Foto: privat
Von: Von NOEL ALTENDORF, JÖRG KÖHNEMANN und MARCO ZITZOW

Hamburg – Eine Rauchwolke, schwarz wie der Tod.

Es war 18.49 Uhr, als sie sich am Sonnabend vor den zunehmenden Mond schob, unseren Hafen minutenlang vernebelte und die milde Herbstluft verpestete.

Schuld war der unter liberianischer Flagge fahrende, chinesische Stink-Dampfer „Yang Ming Utmost“, der Hamburg mit ablaufendem Wasser Richtung Rotterdam verließ.

Links das Seniorenheim Augustinum, rechts kommt der qualmende Stinker

Links das Seniorenheim Augustinum, rechts kommt der qualmende Stinker

Foto: Joachim Fischer

Die Folgen:

►  In der Asklepios-Klinik Altona (1450 Meter Luftlinie entfernt) sprangen aufgrund der Rauchentwicklung und des Südostwindes die Feuermelder an.

► Das Gleiche im Pflegeheim Bugenhagenhaus an der Osdorfer Landstraße (4100 Meter entfernt).

►  Der Wirt vom „Fischrestaurant Hoppe“ in Övelgönne klagt: „Jede Menge Ruß ging auf dem Mobiliar, den Speisen und Getränken der Gäste nieder.“

► Auch bei der noch weiter westlich gelegenen „Strandperle“ kam der Dreck runter.

Was war da los?

Malte Siegert vom Nabu: „Offensichtlich hatte das Schiff bereits im Hafen verbotenerweise von Diesel auf Schweröl umgestellt. Das Verfeuern von Schweröl ist de facto Offshore-Müllverbrennung!“ Mitten in einer Großstadt ein krimineller Einsatz, der verfolgt werden müsse.

„Strandperle“-Mitarbeiterin Assel M. (24): „Die Wolke kam direkt in unser Abendgeschäft. Die betroffenen Gäste bekamen von mir neue Speisen und Getränke – die Teller waren schwarz gesprenkelt“

„Strandperle“-Mitarbeiterin Assel M. (24): „Die Wolke kam direkt in unser Abendgeschäft. Die betroffenen Gäste bekamen von mir neue Speisen und Getränke – die Teller waren schwarz gesprenkelt“

Foto: Marco Zitzow

★★★

Die Anrufe bei der Polizei über den Stinker gingen im Sekundentakt ein.

Doch die Wasserschutzpolizei konnte den 335 Meter langen und 43 Meter breiten Containerfrachter nicht mehr stoppen. Polizeisprecherin Ulrike Sweden: „Er hatte bereits zu viel Fahrt aufgenommen. Da ist der Bremsweg mehrere Kilometer lang.“

Anruf über Funk beim Käpt‘n (52) der „YM Utmost“. Der gab sich völlig ahnungslos: Nein, sein Schiff habe keine technischen Probleme. Und dann, besonders dreist: Der Rauch werde sich schon wieder legen...

Gestern gegen 19 Uhr machte der Frachter in Rotterdam fest – und wurde bereits von der Polizei erwartet. Der Kapitän möge doch mal die zahlreichen Fragen der Hamburger Kollegen beantworten.

Und dann kann sich die Reederei schon mal auf die Schadensersatzforderungen der betroffenen Hamburger Unternehmen gefasst machen...

Sogar Brandmelder in einem Krankenhaus in Hamburg-Altona und in einem Pflegeheim schlugen Alarm!

Sogar Brandmelder in einem Krankenhaus in Hamburg-Altona und in einem Pflegeheim schlugen Alarm!

Foto: Marco Zitzow

Tausende Tonnen Gift-Ausstoß

Sobald Autos ein Milligramm Feinstaub zu viel in die Luft blasen, erhebt Brüssel den Zeigefinger und droht mit Millionenstrafen...

Die Bürokraten sollten sich mal diese Zahlen aus dem Hafen angucken:

Ruß, Schwefeldioxid, Kohlenstoffdioxid! Gift im Hafen, das Asthma, Allergien und sogar Krebs verursacht. Der Naturschutzbund ermittelte allein für 2012 in Hamburg rund 6200 Tonnen Kohlenstoffdioxid-Ausstoß und 3,5 Tonnen Ruß und Staub.

Das im Fall der „Yang Ming Utmost“ verwendete Schweröl ist ein Abfallprodukt von Raffinerien. Es ist so eine zähe Pampe, dass es auf 50 Grad erhitzt werden muss, um überhaupt durch Rohre gepumpt werden zu können. Zum Einspritzen in den Motor sind 150 Grad nötig.

2,5 % des Schweröls kann nicht verbrannt werden. Es bleibt mit kontaminiertem Wasser und Schlamm als giftiger Rest übrig. Alles muss aufwendig entsorgt werden, das kann auf hoher See aber nie kontrolliert werden.

Mehr News aus Hamburg und Umgebung auf hamburg.bild.de, Facebook und Twitter.

BILD Kaufberater: Hier gibt es die besten Produkte im Test!