Familie Schulze aus Drage: Das geschah am Tag des Verschwindens

Von: Von THOMAS KNOOP

Drage – An der Haustür kleben noch immer Polizei-Siegel, drei Grablichter stehen auf den Stufen. Dahinter ein Bild der Schulzes.

Vor 279 Tagen ist Familie Schulze verschwunden. In der 4100-Einwohner-Elbgemeinde Drage (Landkreis Harburg) ist seitdem nichts mehr, wie es einmal war. Von Sylvia (43) und ihrer Tochter Miriam (12) fehlt bis heute jede Spur.

Vater Marco († 41) wurde bei Lauenburg tot aus der Elbe gezogen – mit einem 25-Kilo-Betonklotz an den Beinen. Aber was ist wirklich passiert?

An der Hauseingangstür kleben noch Polizei-Siegel. Davor stehen Trauerkerzen und ein Bild der Familie

An der Hauseingangstür kleben noch Polizei-Siegel. Davor stehen Trauerkerzen und ein Bild der Familie

Foto: Thomas Knoop

Erst jetzt kommen nach und nach weitere Details heraus. BILD nennt die neusten Erkenntnisse der geheimen Polizei-Protokolle.

Der Tag des Verschwindens ist der 22. Juli 2015, ein Mittwoch: Mutter Sylvia macht am Nachmittag früher als geplant Feierabend im Supermarkt. Ihr Mann hatte zuvor angerufen. Sie müsse sofort nach Hause kommen, der Tochter gehe es nicht gut. Heute glaubt die Polizei: Offenbar nur ein Vorwand!

Am Abend sieht eine Spaziergängerin die Familie am Seppenser Mühlenteich (27 Kilometer von Drage entfernt). Ein Tatort? Vier Tage in Folge wird die Polizei später den gesamten Bereich mit Tauchern, einem Sonarboot und Leichenspürhunde absuchen – ohne Ergebnis!

Kriminalhauptkommissar Michael Düker (57): „Wir hatten drei Geruchsproben: vom Vater, der Mutter und der Tochter. Die Hunde gaben uns die Bestätigung, dass die Familie dort war. Die Fährten gingen vom Fahrzeug zum See. Die von Mutter und Tochter endeten dort. Die vom Mann geht um den See herum zurück zum Auto.“

Noch am gleichen Abend wird Vater Schulze in Drage gesehen, wie er mit dem Rad zu einem Zigarettenautomaten fährt. Später steht die Mülltonne vor dem Haus der Schulzes – offenbar die letzte Bewegung auf dem Grundstück der Schulzes.

Denn die Polizei wird später rekonstruieren: Die Tonne wird nicht mehr auf das Grundstück zurückgezogen. Beide Autos der Familie werden nicht mehr bewegt. Als auch die Katzen nicht versorgt werden, schlagen Nachbarn Alarm.

Im Haus findet die Polizei ausgeschaltete Handys, den Schlüssel der Ehefrau. Ermittler Düker: „Im Haus gibt es keine Wischspuren. Auch ein Zerlegen in der Badewanne hat es nicht gegeben. Wir haben nichts gefunden, was auf eine Tathandlung hindeutet.“

Was also ist passiert? Ermittler Düker: „Wir haben auch die operative Fallanalyse beim LKA Hannover eingeschaltet. Sie konnte uns nicht weiterhelfen. Es muss irgendwas passiert sein, was die Familie aus der Bahn gerissen hat.“

Feuerwehrleute suchen im Juli 2015 mit einem Leichenspürhund die Elbe ab

Feuerwehrleute suchen im Juli 2015 mit einem Leichenspürhund die Elbe ab

Foto: Thomas Knoop

Düker weiter: „Wir haben eine Zeugenaussage, nach der sich die Frau möglicherweise trennen wollte. Sie hat aber nie gesagt: ,Ich trenne mich!‘ Der Vater soll mal gesagt haben, dass er nicht ohne seine Tochter leben wolle. Doch es gibt keinen Abschiedsbrief. Und wir haben auch keinen möglichen Liebhaber gefunden.“

WIE GEHT ES NUN WEITER?

Ermittler Düker: „Der Fall ruht, weil es keine Hinweise mehr gibt. Wir gehen von einer Kurzschlusshandlung aus. Doch es gibt keine Idee, wie und wo er Mutter und Tochter umgebracht haben könnte. Dieser Fall bleibt höchst mysteriös.“

Für das Einfamilienhaus der Schulzes wurde von einem Gericht jetzt ein Nachlassverwalter eingesetzt.

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