Nach fast 30 Jahren!: Gladbeck-Geiselgangster Degowski kommt frei

Von: Von A. WEGENER und M. ENGELBERG

Arnsberg/Werl (NRW) – Bald ist er ein freier Mann: Der Gladbecker Geiselgangster Dieter Degowski (60) kann so langsam im Werler Knast die Koffer packen.

Der Langzeit-Insasse (saß fast 30 Jahre) hatte 1988 mit Kumpel Hans-Jürgen Rösner (59) Deutschland in Atem gehalten, sie flüchteten drei Tage lang nach einem missglückten Bankraub in Gladbeck mit Geiseln quer durch die Republik vor der Polizei. Das 54-stündige Drama hatte sich über Hunderte Kilometer vor den Augen der Öffentlichkeit abgespielt.

Am Ende des Geiseldramas waren zwei erschossene junge Geiseln und ein toter Polizist zu beklagen. Es war Degowski, der an der Raststätte Grundbergsee den 15-jährigen Emanuele De Giorgi erschoss, weil die Polizei die Freundin Rösners festgenommen und nicht schnell genug wieder freigelassen hatte.

Dass er den jungen Italiener für den Mord auswählte, der sich noch schützend vor seine kleine Schwester gestellt hatte, hatte der Sonderschüler mit seiner Ausländerfeindlichkeit begründet.

Rösner war es, der die 18-jährige Geisel Silke Bischoff erschoss - möglicherweise genau in dem Moment, als er selbst von einer Polizeikugel getroffen wurde.

► Nach 54 quälenden Stunden erfolgte der Zugriff einer Spezialeinheit bei Bad Honnef - die Gangster hatten Köln verlassen und wollten nach Frankfurt. Die Beamten hatten die Fernbedienung vergessen, mit der sie den Motor der schweren Flucht-Limousine ausschalten wollten. Sie mussten den Wagen in einem waghalsigen Manöver bei Tempo 100 auf der Autobahn rammen. Es kommt zu einer heftigen Schießerei, bei der Silke Bischoff stirbt. 

Am Dienstag hat die zuständige Kammer am Landgericht Arnsberg entschieden: „Die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Strafaussetzung zur Bewährung liegen vor”, so Pressesprecher Dr. Johannes Kamp.

Wie berichtet hatten die Richter ein Sachverständigen-Gutachten (positive Prognose) eingeholt und Degowski selbst angehört. Probeweise war er auch schon draußen. „Die Entlassung soll in den nächsten Monaten erfolgen”, hieß es.

Degowski wird dann unter einer neuen Identität leben. Kamp weiter: „Die Verhältnisse nach der Entlassung sind geklärt. Auch die Wohnsituation. Der Verurteilte wird in ein soziales Netzwerk eingebunden sein und der Aufsicht eines Bewährungshelfers unterstellt.“

Degowski war zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht hatte die JVA bereits 2013 aufgefordert, ihn schrittweise auf die Entlassung vorzubereiten. Degowski hatte daraufhin einige Ausgänge einwandfrei bewältigt.

Gegen die Entscheidung kann die Staatsanwaltschaft noch sofortige Beschwerde einlegen.

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