Missbrauchsfall Münster: Kontakt zum Kinderschänder? Wirtschaftsförderer freigestellt

Dr. Thomas Robbers kannte den mutmaßlichen Kinderschänder Adrian V. privat

Dr. Thomas Robbers kannte den mutmaßlichen Kinderschänder Adrian V. privat

Foto: Foto: MünsterView/Witte
Von: FRANK SCHNEIDER und MICHAEL ENGELBERG

Münster – Der schreckliche Missbrauchsfall von Münster zieht jetzt sogar Kreise in die Politik. Der Rat der Stadt Münster hat am Montag den Chef der Wirtschaftsförderung der Stadt per Dringlichkeitsantrag von Oberbürgermeister Markus Lewe (55, CDU) abgesetzt.

Grund: Dr. Thomas Robbers (56) soll zu große Nähe zum Hauptbeschuldigten Adrian V. gehabt haben. Robbers soll Adrian V. (27) sein Ferienhaus in Belgien mehrfach zur Verfügung gestellt haben. Dort soll der jetzt in U-Haft sitzende IT-Techniker auch wiederholt mit einem Missbrauchsopfer übernachtet haben.

Strafrechtliches Verhalten kann Robbers Stand jetzt nicht vorgeworfen werden. Stefan Weber, CDU-Fraktionschef im Rat der Stadt Münster zu BILD: „Münster ist vor großem Schaden bewahrt worden. Dank des Einsatzes von Oberbürgermeister Markus Lewe und den Parteien im Rat.“

Stadtkämmerin Christine Zeller und Stadtbaurat Robin Denstorff übernehmen ab sofort die kommissarische Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung, teilte die Stadt am Montagabend mit. Dem „WDR“ sagte Robbers, er habe von den Tatvorwürfen nichts gewusst. Wenn er etwas hätte erkennen können, hätte er die Wohnung nicht angeboten.

Die Verdächtigen

Elf Personen wurden inzwischen festgenommen, sieben von ihnen sitzen in Haft. Der Hauptbeschuldigte ist Adrian V., IT-Experte aus Münster. Er arbeitete als Administrator in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Coesfeld (Nordrhein-Westfalen). Zweimal wurde er bereits wegen des Verbreitens von Kinderpornografie auf Bewährung verurteilt, machte Therapien. Darüber hinaus beschuldigt: seine Mutter Carina V. (45). Sie soll von den Taten gewusst und sie aktiv unterstützt haben. Sie arbeitete bis zu ihrer Festnahme als Erzieherin in einer Kita. Außerdem in U-Haft: Enrico L. (42) aus Schorfheide in Brandenburg, ein Mann (30) aus Staufenberg in Hessen, ein Mann (35) aus Hannover, ein Mann (43) aus Kassel und ein Mann (41) aus Köln. Adrian V. soll sich über das Darknet mit den Männern zum sexuellen Missbrauch der Kinder verabredet haben.

Mit einem Bagger wurde am Wochenende die Gartenlaube des Verdächtigen im Missbrauchsfall von Münster abgerissen

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Foto: dpa

Die Opfer

Drei Kinder sind bisher als Opfer identifiziert worden: fünf, zehn und zwölf Jahre alt. Der fünfjährige Junge ist der Sohn des Staufenbergers. Der Zehnjährige ist der Sohn der Lebensgefährtin des Hauptverdächtigen. Der 12 Jahre alte Junge ist der Neffe des Beschuldigten aus Kassel.

Alle Opfer werden derzeit von den zuständigen Jugendämtern betreut. Die Kinder sollen vor den Taten betäubt worden sein. Körperliche Verletzungen haben sie laut Ermittlern nicht davongetragen. Die Kinder seien von Rechtsmedizinern untersucht worden.

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