„Diese Pissnelke“: Richter beleidigt deutschen U21-Nationalspieler

Salih Özcan (21) steht bei Köln unter Vertrag, ist seit Ende August 2019 an Kiel ausgeliehen

Salih Özcan (21) steht bei Köln unter Vertrag, ist seit Ende August 2019 an Kiel ausgeliehen

Foto: WITTERS
Von: MARIO JÜNGLING und Petra Braun

Wenn ausgerechnet ein Richter die Beherrschung verliert... Weil FC-Profi Salih Özcan (21/derzeit ausgeliehen an Kiel) gestern nicht zu einer Knöllchen-Verhandlung im Amtsgericht erschien, soll er vom zuständigen Richter Gerd Willi Krämer dort heftigst beleidigt worden sein.

Der Inhalt ist leider nicht mehr verfügbar.

Eigentlich ging es „nur“ um eine Geschwindigkeits-Übertretung. 40 km/h war Özcan auf der A 57 in Richtung Neuss zu schnell gefahren. Gegen die 150 Euro Bußgeld, den Punkt in Flensburg und das Fahrverbot von einem Monat legte sein Anwalt Devrim Girgin Einspruch ein und wollte die Verhandlung ohne Özcan durchführen – schließlich trainiert der in Kiel.

Nicht mit Richter Krämer! Der zeigte sich uneinsichtig, bestätigte das Knöllchen, soll Özcan danach mit dem Satz beleidigt haben: „Wenn dieser Pisser nicht mal kommt, diese Pissnelke...“

Özcan-Anwalt Girgin zu BILD: „Ich kann bestätigen, dass die beiden Beleidigungen im Saal gefallen sind. Vor Gericht erlebe ich solche Situationen nicht sehr oft.“

Welche Folgen hat das jetzt für den Richter?

Wegen Beleidigung könnte Özcan bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft Anzeige erstatten. Girgin sagt aber: „Ich glaube nicht, dass mein Mandant an einer Strafverfolgung interessiert ist.“

Der Inhalt ist leider nicht mehr verfügbar.

Doch nicht nur bei der Beleidigung soll sich die Justiz einen Fehltritt geleistet haben. Auch bei der Einladung zur Verhandlung: „Ich habe am Oberlandesgericht Beschwerde bezüglich einer fehlerhaften Ladung eingereicht. Mein Mandant ist aktuell nicht in Köln, daher haben wir zeitnah einen Besprechungstermin vereinbart“, erklärt Girgin.

Richter will sich entschuldigen

Am Mittwoch nahm des Präsident des Amtsgerichts Henning Banke Stellung zu dem Vorfall: „Ich habe bereits mit dem Kollegen gesprochen. Er hat eingeräumt, dass es zu dem Ausspruch gekommen ist. Auch hat er mir mitgeteilt, dass er sein Verhalten sehr bedauert und beabsichtigt, sich bei dem Betroffenen zu entschuldigen.“ Der Richter sei verärgert, weil zuvor der Termin mehrere Male auf Wunsch des Betroffenen verlegt worden war, dieser dann aber unentschuldigt nicht zu eben jenem Termin erschien.

Banke weiter: „Der Kollege ist sehr erfahren und als besonnen bekannt. Ich gehe davon aus, dass es sich um ein einmaliges Fehlverhalten handelt. Selbstverständlich darf gerade ein Richter andere Personen, insbesondere die am Verfahren beteiligten, nicht beleidigen.“

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.