Spanien ändert Namensrecht :
González González – oder andersrum?

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Ab Juli könnten immer mehr Spanier den Namen ihrer Mutter an erste Stelle setzen.
Bisher stand der Name des Vaters in Spanien meist an erster Stelle. Ein neues Gesetz soll den Eltern nun mehr Freiheit geben.

Von Samstag an herrscht Gleichberechtigung in Spanien. Zumindest bei den Familiennamen: Jeder Spanier hat gewöhnlich zwei Nachnamen, die er auch nach einer Eheschließung weiterführt. Bisher kam zuerst der des Vaters, dann der der Mutter. Vom 1. Juli an sorgt ein neues Gesetz für Wahlfreiheit. Innerhalb von drei Tagen müssen die Eltern die Reihenfolge der Familiennamen bestimmen. Nur wenn sie sich nicht einigen können, entscheidet ein Standesbeamter. Bis Ende Juni mussten sie beim Familiengericht beantragen, wenn der Name der Mutter Vorrang vor dem des Vaters haben sollte. Von dieser Möglichkeit machte aber weniger als ein Prozent der Elternpaare Gebrauch.

Im Alltag verwenden die Spanier gewöhnlich nur den ersten Nachnamen – wie der Regierungschef, der eigentlich Mariano Rajoy Brey heißt, aber den Namen seiner Mutter nicht erwähnt. Sein sozialistischer Vorgänger trägt den Namen José Luis Rodríguez Zapatero. Er zieht es wiederum vor, beim Namen der Mutter genannt zu werden. Zapatero – übersetzt heißt das Schuster – hatte schon den Versuch unternommen, die Nachnamen neu zu ordnen. Er konnte sich mit der alphabetischen Reihenfolge nicht durchsetzen.

Das Ende der kuriosen Doppelnamen?

Früher waren die zwei Nachnamen wichtiger als heute. Mit der ersten Nennung erkannte der Vater seinen Nachwuchs an. Heute hat diese Tradition ungewöhnliche Doppelnamen zur Folge. Ignacio González González heißt zum Beispiel der frühere Regionalpräsident von Madrid. Das ist in Spanien nicht selten, denn in dem Land mit 47 Millionen Einwohnern sind einige wenige Familiennamen wesentlich weiter verbreitet als in Deutschland Müller und Meier. An erster Stelle steht nach Angaben des Nationalen Statistikamtes der Familienname García, der wohl baskischen Ursprungs ist. Diesen Namen trug zum Beispiel der 1936 ermordete Lyriker Federico García Lorca und der ehemalige Nationalspieler Luis García. Auf García folgen entsprechend ihrer statistischen Häufigkeit die Nachnamen González (so hieß der erste sozialistische Ministerpräsident), Rodríguez, Fernández und López.

Die Endung auf das unbetonte „ez“ ist – im benachbarten Portugal ist es das wie ein -sch ausgesprochene „es“ – für Spanien besonders typisch. Ursprünglich bedeutete es „Sohn von“. Bis auf Namen wie Pérez, der wohl auf den lateinischen Petrus zurückgeht, oder López (lateinisch Lupus, der Wolf) sind die meisten anderen Namen germanischer Herkunft. Sie stammen aus der Zeit, als während der Völkerwanderung die Westgoten über die Iberische Halbinsel herrschten.

In Zukunft könnten sich durch die neue Wahlfreiheit die gängigen spanischen Nachnamen nach Einschätzung von Statistikern besser verteilen. Da aber die heutige Generation der Frauen die Familiennamen ihrer Väter trägt, wird das wohl noch eine ganze Weile dauern.