#BesondereHelden :
Seibert verteidigt umstrittene Regierungswerbung

Von Gustav Theile, Frankfurt
Lesezeit: 2 Min.
Zwei „Besondere Helden“ erzählen in der Kampagne der Bundesregierung vom Corona-Winter.
Drei Videos, die das Faulenzen in Corona-Zeiten zur Heldentat umdeuten, sorgten am Wochenende für heftige Kritik. Regierungssprecher Steffen Seibert verteidigt die Videos nun. Produziert hat die Spots die Agentur von Joko und Klaas.

Jugendliche und junge Erwachsene werden in der Corona-Krise vielfach kritisiert. Sie würden ihre Sozialkontakte zu wenig einschränken und organisierten Corona-Partys, lauteten Vorwürfe.

Die Bundesregierung hat nun mit ironisch angelegten Werbespots, die junge Menschen auffordern, zu Hause zu bleiben und nichts zu tun, für heftige Reaktionen in den sozialen Netzwerken gesorgt. Kritiker monierten, die Regierung nehme all jene nicht ernst, die auch in der Pandemie vor die Haustür müssten, etwa um zu arbeiten. Viele könnten es sich finanziell nicht leisten, nichts zu tun. Befürworter meinten, die Werbespots träfen den richtigen Ton für die Zielgruppe, aus dem Ausland kam Lob für den deutschen Humor. Die Diskussionen schaukelten sich so hoch, dass Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in der Bundespressekonferenz Stellung nahm.

In den Spots, die einige Jahrzehnte in der Zukunft spielen, erzählen ältere Menschen im Stile einer Geschichtsdokumentation vom Corona-Winter 2020. Sie seien als junge Erwachsene zu Helden geworden, weil sie, statt zu feiern und Leute kennenzulernen – dramatische Musik baut Spannung auf –, rein gar nichts getan hätten, weil sie tagelang nicht aus dem Haus gegangen seien und Pizza gegessen, ferngesehen und am Computer gespielt hätten.

Die Resonanz ist gewaltig: Bis Montagnachmittag wurden die drei Spots allein auf Seiberts Twitter-Konto insgesamt knapp 2 Millionen Mal angeschaut, auf Youtube waren es 700.000 Views, der dazu gehörige Hashtag #besonderehelden zählte in Deutschland am Wochenende auf Twitter zu den am meisten verwendeten überhaupt.

„Das sind doch nicht Videos als eine ernsthafte Anleitung für das ganze Leben“, verteidigte Seibert die Spots. Es sei eine Überhöhung mit Augenzwinkern. Er entschuldige sich bei allen, die sich mit den Videos unwohl fühlten, wandte aber auch ein, dass es schwierig sei, junge Menschen mit Regierungskommunikation zu erreichen. Mit den Spots sei das aber gelungen, sagte Seibert angesichts der Abrufzahlen. Die Regierung gehe in ihrem Informationsangebot an anderer Stelle auf die Härten ein, die sich aus der Pandemie ergäben.

Für die Kampagne verantwortlich ist Florida Reklame. Die Agentur ist ein Tochterunternehmen von Florida Entertainment, der Produktionsfirma der Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Es handele sich um eine „mehrteilige Serie von TV- und Online-Spots, die von Florida Reklame für das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung konzipiert und produziert wurde“, heißt es in einer Mitteilung von Florida. Beauftragt wurde die Agentur demnach über die Hirschen Group, die sich als Rahmenvertragspartner der Regierung um deren Werbeaktivitäten kümmert. Hirschen wollte auf Anfrage nicht Stellung nehmen. Seibert erklärte, er könne sich noch nicht abschließend über die Kosten für die Videos äußern.