Smartphones :
Wie die Umweltministerin Apple und Netflix ausbremsen will

Von Julia Löhr, Berlin
Lesezeit: 2 Min.
Fest verbaute Akkus im Smartphone und immer die beste Auflösung beim Streaming: So nicht, sagt Umweltministerin Svenja Schulze. Ob die Verbraucher das auch so sehen?

Alle paar Jahre ein neues Handy mit noch besserer Leistung kaufen, nach Feierabend stundenlang Serien und Filme bei Netflix und Amazon streamen: Für viele Menschen gehört das zu ihrem Lebensstil wie selbstverständlich dazu. Doch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sorgt sich, dass die Folgen der Digitalisierung ein „Brandbeschleuniger für den Klimawandel“ werden könnten. Mit einem 70 Punkte umfassenden Aktionsplan will sie nun gegensteuern.

Im Jahr 2025 könne der Treibhausgas-Ausstoß durch digitale Produkte und Dienstleistungen den Prognosen des Ministeriums zufolge mit dem weltweiten Autoverkehr gleichziehen. Schulze schlägt deshalb ein Bündel von Maßnahmen vor: austauschbare Akkus in Handys, Video-Streaming nicht immer in der höchsten Auflösung und Öko-Wegweiser beim Online-Shopping zum Beispiel.

Hersteller von Smartphones sollen verpflichtet werden, die Lebensdauer ihrer Produkte zu verlängern, indem sie für ein Modell länger als bislang Software-Updates und Ersatzteile bereitstellen und den Austausch von Akkus oder Bildschirmen ermöglichen. Zudem sollen Verbraucher schon beim Kauf erfahren, wie lange ein Produkt hält.

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Energieeffienzklassen für Laptops

Schulze will in den kommenden Monaten dazu das Gespräch mit Hardwareherstellern wie Apple und Streamingdiensten wie Netflix, Amazon und Youtube suchen. „Es muss nicht immer die beste Auflösung sein“, sagte Schulze mit Blick auf die bei vielen Verbrauchern beliebten Videos.

Sie hofft auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen, den Energieverbrauch zu drosseln. „Es könnte im Wettbewerb ein Vorteil sein zu sagen: Wir sind umweltfreundlich.“ Umweltschutz müsse beim Programmieren der Algorithmen mitgedacht werden. Zudem regte sie an, dass die Hersteller etwa auf Laptops Energieeffienzklassen drucken, wie es sie heute schon bei Kühlschränken und Waschmaschinen gibt.

Svenja Schulze (SPD)
Svenja Schulze (SPD)dpa

Doch ob bei den Verbrauchern das Umweltbewusstsein tatsächlich größer ist als die Freude an der neuesten Technik? Dass sich viele Verbraucher regelmäßig das neueste Handymodell kaufen, obwohl ihr altes noch nicht kaputt ist, führt Schulze darauf zurück, dass die Netzbetreiber mit günstigen Preisen für einen Umstieg lockten. Auch hier hofft sie auf eine Verhaltensänderung. Klar ist aber auch: Erstmal sind Schulzes Vorschläge nicht mehr als der Versuch, eine Diskussion anzuregen, sowohl innerhalb Deutschlands als auch auf EU-Ebene. Die Ministerin räumte ein, dass sie bei vielen Instrumenten die Unterstützung etwa des Wirtschaftsressorts brauche. Sie werde daher das Gespräch mit Minister Peter Altmaier (CDU) suchen.