Geisterspiele in Corona-Krise :
Bundesliga droht Verlust von 140 Millionen Euro

Von Michael Ashelm
Lesezeit: 2 Min.
Ohne Publikum: Die Bundesligapartie Gladbach gegen Köln am Mittwoch wird zum Geisterspiel.
Sollten die restlichen Spiele der Bundesligasaison vor leeren Rängen stattfinden, stehen die Klubs vor großen finanziellen Belastungen. Die dritte Liga bangt ohne Zuschauer sogar um ihre Stabilität.

Die Corona-Krise könnte die Klubs der Fußball-Bundesliga teuer zu stehen kommen. Würden die Partien der jetzt noch anstehenden letzten neun Spieltage aufgrund behördlicher Verbote nur noch als „Geisterspiele“ vor leeren Stadionrängen stattfinden können, ginge der Verlust in den dreistelligen Millionenbereich. Keiner der Vereine hat für ein solches Szenario Ausfallversicherungen, nur wenn Begegnungen ganz abgesagt werden, existieren Assekuranzen.

Rund 520 Millionen Euro setzten die Erstligaklubs zuletzt in der gesamten Saison (34 Spieltage) mit Eintrittskarten und der Gastronomie in den Arenen um, so dass auf dieser Rechenbasis mit neun Spieltagen ohne die üblichen Besucherströme Einbußen von fast 140 Millionen Euro auf alle 18 Klubs zukommen könnten.

BVB mit Ad-hoc-Meldung

In einer Ad-hoc-Meldung gab der börsennotierte Verein Borussia Dortmund zwar an, dass sich trotz abzeichnender Spieleaustragungen ohne Zuschauer derzeit keine wesentlichen, nachhaltigen negativen Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens zu erwarten seien. Dennoch könnten kurzfristig durch Geisterspiele negative Auswirkungen auf das Konzernergebnis vor Steuern in einer Größenordnung „zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro je betroffenen Spieltag“ entstehen. Der Verein, der zudem noch in der Champions League vertreten ist, befinde sich mit den zuständigen Behörden sowie der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem europäischen Fußballverband in engem Austausch. Aber auch Klubs mit kleineren Stadien würden je Spiel ohne Publikum eine Million bis 1,5 Millionen Euro verlieren.

Das DFL-Präsidium hat darüber beraten, ob Gelder zum Beispiel aus der Medienvermarktung früher an Vereine mit Liquiditätsengpässen ausgezahlt werden könnten. Am Montag findet zur weiteren Absprache eine außerordentliche Versammlung der 36 Klubs aus erster und zweiter Liga statt.

Die Abhängigkeit der ersten Liga von den Spieltagserlösen (13 Prozent des Gesamtbudgets) ist weniger groß als in der zweiten Liga (17 Prozent). Die höchsten Einnahmen generieren die Topklubs der Bundesliga aus der Medienvermarktung (37 Prozent aller Erlöse), dem Sponsoring (21 Prozent) und Transfergeschäft mit Spielern (17 Prozent).

Wirtschaftlich brenzliger ist die Lage für Vereine in der dritten Liga, vor allem die, welche über ein hohes Zuschauerinteresse verfügen. Geld aus der Medienvermarktung fließt nämlich wesentlich weniger. Im Durchschnitt liegt der Anteil der Einnahmen aus Spieltagen bei 21 Prozent des Gesamtbudgets. Der Ausschuss der Drittligaklubs sprach sich deshalb dafür aus, lieber erst einmal Spiele zu verlegen, statt Geisterspiele auszutragen. Die Erträge aus dem Spielbetrieb seien „signifikant für die finanzielle Stabilität“ der Klubs.