Führungswechsel :
VW-Finanzvorstand geht von Bord

Von Carsten Germis, Hamburg
Lesezeit: 2 Min.
Finanzvorstand Frank Witter verlässt Volkswagen.
Der Finanzvorstand des Volkswagen-Konzerns, Frank Witter, will Mitte des kommenden Jahres aus dem Vorstand des Unternehmens ausscheiden. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

Der Finanzvorstand des Volkswagen-Konzerns, Frank Witter, will Mitte des kommenden Jahres aus dem Vorstand des Unternehmens ausscheiden. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Donnerstag aus dem Umfeld des Unternehmens in Wolfsburg erfuhr, soll der Vertrag des Managers im Herbst dieses Jahres auf eigenen Wunsch nur noch für wenige Monate bis Juni 2021 verlängert werden. Witter werde noch den Jahresabschluss für dieses Jahr fertigstellen, bis dahin solle dann auch feststehen, wer sein Nachfolger wird, hieß es. Persönliche Gründe hätten den Ausschlag für die Entscheidung Witters gegeben haben. Im Sommer 2021 wird er 62 Jahre alt sein. Offiziell sagte ein Sprecher von VW nur: „Über die individuellen Vertragsangelegenheiten einzelner Vorstandsmitglieder werden keine Angaben gemacht.“ Witter ist seit Oktober 2015 Konzernfinanzchef bei VW und außerdem zuständig für die IT.

Er folgte Hans Dieter Pötsch nach, der damals in Folge des Dieselskandals bei Volkswagen auf die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden wechselte. Nach einer Lehre zum Sparkassenkaufmann und dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war Witter 1992 zu Volkswagen gekommen. Zunächst kümmerte sich der gebürtige Hannoveraner bei dem Autokonzern um das Kapitalmarktgeschäft. Daran schlossen sich Stationen in verschiedenen Aufgabenfeldern in den Vereinigten Staaten, Kanada und der Schweiz an. Der Finanzchef wird als zurückhaltender Mensch beschrieben, der ruhig und bedacht, aber auch bestimmt agiert. Zu seinen Stärken gehöre eine „klare Sicht der Dinge“, heißt es.

Witters Weg bei VW führte ihn bald in leitende Funktionen. 2006 und 2007 war er Generalbevollmächtigter für die Region Nordamerika. Von September 2008 leitete er anschließend die Tochtergesellschaft Volkswagen Financial Services, die unter anderem Autokredite, Leasingverträge, Versicherungen und digitale Dienstleistungen anbietet. Seine Erfolge dort führten dazu, dass er 2015 an die Spitze der Konzernfinanzen kam. Der Vater von drei Kindern engagiert sich seit Ende 2018 auch in der Flüchtlingshilfe des Unternehmens, bei VW ist er neben seinem Vorstandsjob Schirmherr der „Ausbildungsperspektive für Geflüchtete“. Als er gefragt wurde, ob er bereit sei, diese Aufgabe ehrenamtlich zu übernehmen, „war es nicht so schwer, mein Herz zu öffnen“, sagt Witter. Das Engagement von VW beim VfL Wolfsburg hat Witter zudem 2018 auch zum Aufsichtsratschef des Vereins gemacht. Witter versteht nämlich nicht nur etwas von Finanzen; er war selbst einmal ambitionierter Fußballspieler. Für den OSV Hannover spielte er Anfang der 80er Jahre in der damaligen 2. Bundesliga Nord.