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JVA Rosdorf

„Silvester zum Knast“: Fahrraddemo zum Gefängnis

Um die 60 Demonstranten haben den Jahreswechsel vorverlegt und für Gefangene mittags Raketen abgefeuert.

Rosdorf. In Göttingen hat sich ein neues Bündnis gegründet: Die „Göttinger Knast-Soligruppe“ möchte Kontakt zu Häftlingen aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rosdorf herstellen und sehen, wo sie helfen kann.

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Als erste Aktion rief die Gruppe dazu auf, sich mit Fahrrädern an der Oberen-Masch-Straße 10 zu treffen und gemeinsam nach Rosdorf zu fahren. Dort wurden Lautsprecher aufgestellt, Banner gespannt und Silvesterfeuerwerk vorbereitet. Mit Musik und ersten Grüßen an die Insassen machten die Demonstranten auf sich aufmerksam – einige Fenster öffneten sich und Insassen riefen über die Mauern zurück.

Protestaktion an der JVA Rosdorf

Protestaktion an der JVA Rosdorf

Rufe aus den Fenstern

„Freiheit“ oder laute „Hallo“-Rufe konnten die Demonstranten vernehmen, die herzlich grüßten und dann ihre Kritikpunkte am Justizvollzug schilderten: Nicht nur Gefährdung für Leib und Leben werde mit Haftstrafen belegt, einige Strafgefangene säßen nur ihre Geldstrafen ab, da es keinen anderen Weg gebe.

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„Die Gefangenen werden nicht nur ihrer Freiheit beraubt, sondern auch von Familien und Freunden getrennt“, sagte ein Redner bei der ersten Kundgebung. Die teuren Telefonate in Haft, die in Göttingen über den Anbieter Telio laufen, wurden genauso kritisiert wie die Arbeit in Haft, die Gefangene für sehr wenig Lohn verrichten müssen.

„Das Wichtigste ist der Kontakt“

Die „Silvester zum Knast“-Demonstration sollte keine Kundgebung mit festgesetzten Forderungen darstellen, so die Veranstalter. Die vorherrschenden Probleme in Haft wollen sie erst ermitteln. Dafür gaben sie wiederholt ihre Postadresse durch, an die Strafgefangene Briefe schicken können mit Einblicken in ihr Leben in Haft oder Bitten um Hilfe von außen.

Auch Strafgefangene sollten den Jahreswechsel begrüßen können: Die Gruppe zündete Raketen vor den Mauern der JVA Rosdorf.

„Wir haben schon mit einer Person in Haft Kontakt, hoffen aber, dass das mehr werden“, sagt Corinna Sanders, Mitglied der „Knast-Soligruppe“. „Das Wichtigste ist der Kontakt. Erst dann können wir sehen, ob und wie wir helfen können“, ergänzt Michael Kensy.

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Georg Huß in Göttingen

Für die Expertise haben sie Georg Huß eingeladen. Der Ex-Strafgefangene ist für die "Gefangenen-Gewerkschaft" (GG/BO) unterwegs, genauer für die Soligruppe aus München. "Staatlich anerkannt werden wir nicht, aber das Netzwerk wird mit jeder Soligruppe größer", sagt Huß. Er selbst saß mehrere Jahre in Gefängnissen und schrieb um Hilfe.

„Keine Organisation ist für Gefangene verantwortlich. Ich habe bei Amnesty International angefangen und mich dann durch alle Organisationen und Ansprechpartner geschrieben.“ Auf die Frage, ob er als Strafgefangener in der JVA Rosdorf an die Gruppe geschrieben hätte, sagt er bestimmt: „Auf jeden Fall. Ich kann nicht für alle Insassen sprechen, aber Kontakt nach draußen ist das allerwichtigste.“

Info: Die "Knast-Soligruppe" besteht derzeit aus etwa 15 aktiven Mitgliedern. Neue Gesichter sind willkommen: Die Gruppe trifft sich jeden ersten Donnerstag im Monat um 19 Uhr in der Oberen-Masch-Straße 10.

Von Lea Lang

GT/ET

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