Niedersachsen Grüne wollen Luftballons nicht verbieten - sondern nur ihr massenhaftes Steigenlassen

Niedersachsens Grüne fordern ein Luftballonverbot. Der Vorstoß kommt von Landeschefin Anne Kura – und sorgt für ein gewaltiges Medienecho. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagt die 35-Jährige: "Steigen gelassene Luftballons landen in den allermeisten Fällen in der Natur. Vögel und andere Tiere fressen die weichen Ballonreste und verhungern dann mit vollem Magen." Auch Latexballons seien keine echte Alternative. Der Hintergrund: Die Stadt Gütersloh in Nordrhein-Westfalen hat am Montag beschlossen, bei allen städtischen Veranstaltungen auf fliegende Gasluftballons zu verzichten. Auch in den Niederlanden ist das Aufsteigen lassen von Luftballons bereits vielerorts verboten. Im Netz sorgt die Idee, Luftballons zu verbieten für geteilte Reaktionen. Ob ein Verbot von Luftballons wirklich kommt, ist fraglich. Aus dem SPD-geführten niedersächsischen Umweltministerium ist zu hören, ein Ballonverbot rette die Welt ganz bestimmt nicht. Sicher ist: Aus der Debatte ist noch längst nicht die Luft raus.

Die Stadt Gütersloh hat es bereits beschlossen, jetzt fordern die Grünen es in Niedersachsen: ein Verbot von Luftballons. Genauer: das Verbot, die bunten Ballons massenhaft steigen zu lassen.

Niedersachsens Grüne haben sich gegen Veranstaltungen mit einem massenweisen Steigenlassen von Luftballons ausgesprochen. Landeschefin Anne Kura begrüßte in Hannover einen entsprechenden Ausschussbeschluss der Stadt Gütersloh. Sie widersprach Darstellungen, sie habe ein generelles Verbot von Luftballons gefordert.

Äußerungen Kuras in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" waren zuvor so interpretiert worden, dass die Grünen ein vollständiges Verbot von Luftballons forderten. Dem widersprach die Politikerin auf Twitter: "Von einem allgemeinen Luftballon-Verbot war nie die Rede." In der Erklärung des Landesverbands heißt es dazu, es gehe nicht um Luftballons bei Kindergeburtstagen im Wohnzimmer oder bei Hochzeitsfeiern im Saal. Allerdings wollen die niedersächsischen Grünen bei eigenen Veranstaltungen auf Luftballons künftig verzichten.

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Gütersloh hat Luftballons bereits verboten

"Auf der einen Seite steht das kurze schöne Bild von bunten Ballons in der Luft, auf der anderen das von verendeten Vögeln. Viele denken beim Steigenlassen von Ballons nicht daran, dass daran Tiere sterben können", erklärte Kura. "Deshalb sehen wir das Steigenlassen von gasgefüllten Luftballons sehr kritisch."

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Luftballons fliegen in den Himmel - und landen am Ende meist irgendwo in der Natur
© Maja Hitij / Picture Alliance

Der NOZ zufolge reagiert Kura mit ihrem Vorstoß auf einen Beschluss der Stadt Gütersloh im benachbarten Nordrhein-Westfalen. Aus Umweltschutzgründen soll bei Veranstaltungen der Stadt auf fliegende Gasluftballons verzichtet werden, wie der Gütersloher Umweltausschuss am Montag mit den Stimmen aller Fraktionen beschlossen hatte. Betroffen sind alle städtischen Veranstaltungen und somit auch Kindergärten und Schulen. Bei privaten Feiern sind Ballons weiterhin erlaubt.

"Auf der einen Seite steht das kurze schöne Bild von bunten Ballons in der Luft, auf der anderen das von verendeten Vögeln", sagte Kura der "Neuen Osnabrücker Zeitung".  "Initiativen wie die aus Gütersloh helfen auch, das Bewusstsein für ungewollte Folgen unseres Handelns zu schärfen."

Das niedersächsische Umweltministerium lehnte die Verbotsforderung ab. "In den Himmel steigende Luftballons haben die Menschen schon immer mit Träumen und Hoffnungen verbunden. Warum sollten wir ihnen diese Gefühle nehmen?", sagte ein Sprecher von Landesumweltminister Olaf Lies (SPD) der NOZ. "Ein Ballonverbot rettet die Welt ganz bestimmt nicht."

FDP kritisiert "Öko-Radikalisierung"

Auch die FDP kritisierte den Vorstoß der Grünen. "Der Überbietungswettbewerb der Verbote geht weiter", erklärte der Vizechef der Bundestagsfraktion der Liberalen, Michael Theurer. Er warf den Grünen eine "Öko-Radikalisierung" vor, die immer mehr Menschen in die Arme der AfD treibe.

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Die EU hatte im März ein künftiges Verbot von Einweggeschirr und anderen Wegwerfprodukten aus Kunststoff beschlossen. Auf ein Verbot, etwa bei Kindergeburtstagen Luftballons fliegen zu lassen, verzichtete das Europaparlament. Allerdings sollen Kennzeichnungen mit Hinweisen für eine möglichst umweltschonende Entsorgung vorgeschrieben werden.

Anmerk.: Die Präzisierung der Grünen, dass sie nicht Luftballons generell verbieten wollen, sondern nur ihr massenhaftes Steigenlassen wurde in dieser Agenturmeldung nachgetragen, d.Red.

mad/nik DPA AFP

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