Erfinder-Show auf ProSieben Das Dingsbums des Jahres

Kompetenz-Team: ": (v.l.n.r.) Joko Winterscheidt, Lena Gercke und REWE-Einkaufschef Hans-Jürgen Moog.
© ProSieben / Willi Weber
Männer trinken Bier, auch Schwiegermütter haben Füße, im Wischlappen lauert das Verderben und alle mögen Crêpes mit Schoko - die Erkenntnisse der zweiten Ausgabe von "Das Ding das Jahres". Am Ende wird gebechert.

Same Procedure As Friday auch am Samstagabend: Acht Kandidaten und ihre Erfindungen buhlen in vier Duellen gegeneinander, am Ende schafft es einer von ihnen in das Finale am 10. März, wo auf den Sieger ein TV-Werbe-Etat von 2,5 Millionen Euro wartet. Die schlechte Nachricht: Auch die zweite Ausgabe des wochenendlichen Doppelpacks von ProSiebens "Das Ding des Jahres" gerät nicht eben straffer, wieder stehen drei Stunden zu Buche. Allein für das erste Duell geht eine ganze Stunde drauf. Eine Stunde Zweikampf - das kann ja durchaus spannend sein: Boxen im Schwergewicht. Dortmund gegen Schalke. Oder auch "Schlag den Raab". 

Aber wo der Meister selbst, Stefan Raab, geistiger Vater von "DDdJ", sich einst stirnverschwitzte Zweikämpfe auf Messers Schneide lieferte, da kommt sein neuestes Baby nur selten auf höhere Umdrehungszahlen. Die ersten 60 Minuten allein werden die Vorzüge eines Trinkbechers für das Fitnessstudio und die Funktionsweise einer skurrilen Fußwäsche-Installation erläutert.

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Es zieht sich hin

Zu letzterem hat Annette Schiffer, Opernsängerin und Hobby-Erfinderin, sich von ihrer Schwiegermutter inspirieren lassen. Die nämlich ist körperlich nicht mehr ganz so gut zu Fuß, möchte selbigen, oder besser gleich beide, aber immer noch ausgiebig saubermachen. Das Ergebnis ist ein Pulk aus Haar- oder Strumpfband-ähnlichen Teilen, in die man die Füße nur noch reinstellen muss und dann unter der Dusche ein bisschen hin und her walkt. 

Da kann Annette ihren Vortrag aber noch sehr mit einem Waschbrettbauchmodel pimpen, gegen den anderen Muskelmann hat sie keine Chance. Der heißt Gazi Avakhti, ist Workout-Trainer und weiß, wo es beim Fitnesstraining im Argen liegt: Immer muss man den Kleinkram von Gerät zu schleppen. Seine Lösung: Ein Trinkbecher, ein Shaker, an den man Studiokarte und Handy einfach ranbappen kann. Noch einmal für die Statistik: Das war Stoff für eine ganze Stunde.

Auch Nützliches dabei

Schneller wird es danach nicht, ein paar illustre Maschinen, Gadgets und Vorrichtungen gibt es dennoch zu bestaunen: Martin hat aus Schrott eine Crêpe-Maschine gebaut, die tatsächlich äußerst akkurat ihren Dienst versieht und dem gesamten Studio-Publikum das Wasser im Munde zusammenlaufen läßt. Susanne Richter hat mit "Dripline" eine jener Erfindungen dabei, die man ihr in der "Höhle der Löwen" im Handumdrehen abgenommen hätte. Einfach drüber hängen, den ollen Küchenlappen, in dem Millionen Bakterien auf ihr Opfer lauern und schon kann das Ding pietätvoll austrocknen, wahlweise sind auch heiße Backbleche drauf abzustellen oder Eier aneinanderzureihen. Es sollte nicht verwundern, wenn "Höhle der Löwen"-Jurorin Judith Williams bereits bei ihr angerufen hat, um sich den Deal mit der praktischen Abtropf- und Abstellstange für ihre Markenwelt zu sichern. 

Vielleicht würde sie Michael Lutter, Werbetexter aus Hamburg, dabei auch gleich seine Orangenpresse abnehmen, hätte der nicht live und in Farbe Lena Gercke abschätzig als "Mädchen" angemotzt, als diese das Auspressen einer Südfrucht als nicht allzu leicht empfindet.

Mädchen als Schimpfwort - da muss man heuer auch erstmal draufkommen. Wie war das noch unter Werbern mit dem me-too-Produkt? Und wie heißt es so schön in dem Witz mit dem schief spielenden Saxophonisten? Den ham se denn auch nicht genommen.

Bier vereint

Auch wenn es um Bier geht, scheinen die Rollen fest verteilt zu sein. Denn kommt der Gerstensaft ins Spiel, dann muss man die Männer festhalten, so Janin Ullmann, fast so wie am Vortag schon bei den Rennautos. So ist das dann hier wohl bei ProSieben: Die einen sind Mädchen, die andern trinken Bier. Und das muss kalt sein. Stefan Limmer aus Kulmbach hat dafür einen Eisklotzbereiter mitgebracht, der eine maßgeschneiderte Eismanschette für eine ganze Kiste Bier produzieren kann. Wohl bekomm’s. Wer danach noch darf, fährt Roller oder Rad. Hans hat einen schwungvollen Elektroroller namens "Kick-E" am Start, dem eine Serienproduktion ganz gut zu Gesicht stünde, wenn es den nicht schon in x Varianten gäbe. Ebenso wie Matthias aus München, der mit "Smartlux" eine ausgefuchste Installation ersonnen hat, mit der man die Handy-Taschenlampe zu Vorder- und Rücklicht für das Fahrrad umfunktionieren kann.

 

Nützt aber alles nichts, das Publikum stimmt ab, zeitgleich beraten die "DDdJ"-Juroren Joko Winterscheidt, Lena Gercke und Rewe-Chef Hans-Jürgen Moog in einer der Garagen, die die Studiokulisse bilden. Am Ende kommen alle zum selben Ergebnis: Der "GA Shaker", wie Gazi Avakhti, seinen bunten Becher genannt hat, schafft den Sprung ins Finale.

Im Vorfeld als Kopie oder gar Konkurrenz von "Die Höhle der Löwen" gesehen, ist die Show auch mit der zweiten Ausgabe genau das sicher nicht. Eher "Dingsbums" als "dickes Ding", weniger Marketing-Perspektive als Bauchgefühl - O-Ton: "Ich glaube, das würden bestimmt ein paar Leute kaufen" - ist die Sendung mehr ein Mix aus "Knoff-Hoff-Show" und "Wetten, dass..?", kaum auf ernsthafter Marktanalyse basierend, vielmehr im Erstaunen darüber verwurzelt, was die Leute sich so für krudes Zug in ihrer Garage zusammenbasteln, wenn mal wieder nix im Fernsehen läuft.

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