Seit meiner Kinderzeit bin ich einer in Sachsen sehr bekannten Kaltspeise zugetan.
Der „Scharfen Sache“.
Es gab und gibt sie hier in jeder Dorfkneipe, vorausgesetzt es gibt die Dorfkneipe noch.
Als mein Vater noch lebte, gingen wir manchmal in den “ Kuchendeckel „.
Schon der Name weckte Vorfreude in mir.
Die einfache Kneipe bot ebensolches Essen. Hausgemacht, schmackhaft und preiswert.
Bis zur Hälfe waren die Wände mit dunkel bestrichenem Holz verkleidet.
Darüber hingen Sprüche wie “ Durst ist schlimmer als Heimweh “ Das verstand ich nicht, lachend haben meine Eltern mir zu erklären versucht.
Der runde Stammtisch war mit rauchenden, Bier trinkenden Männern besetzt. Die Wand über ihnen war mit ihren besten Skatblättern bebildert. Daneben stand ein Spieltisch aus dunklem Holz und mit großer Glasabdeckung. Warf ich einen Groschen ein, konnte ich Kugeln mit Hilfe von Hebelbewegungen ins Ziel bringen oder eben auch nicht.
Auf dem Weg zu den Toiletten befand sich ein weiterer, sehr begehrter Automat. Wieder für einen Groschen spuckte er Zitronenstangen aus. Kleine Stangen, die noch kleinere viereckige, hellgelbe Drops enthielten. Ihr süß-saurer Geschmack kam der Freude gleich, wenn sie nach Einwurf des Geldstückes mit rasselndem Geräusch in den Ausgabeschacht fielen.
Wenn die Eltern sich unterhielten, durfte ich manchmal den in der Gaststättenküche kochenden weiblichen Familienmitgliedern der Wirtsfamilie zuschauen.
In der Einheit, die mehrere Generationen dabei bildeten, habe ich mich sehr willkommen und zu Hause gefühlt.
Hier wurde auch meine Lieblingsspeise zubereitet, die einfacher kaum sein kann.
Zwei Scheiben Schwarzbrot werden mit Butter und Senf bestrichen.
Jetzt kommt eine Sahnemeerrettichcreme darauf.
Dann kommt in dünne Scheiben geschnittener, kalter Schweinebraten.
Obenauf oder daneben wird das belegte Brot mit kleinen, saueren Gürkchen garniert.
Fertig ist eine köstliche Mahlzeit.
Meerrettich ist eine Heilpflanze.
Die beißenden Inhaltsstoffe des Meerrettich ( Senföl ) werden erst bei Verletzung des Pflanzengewebes freigesetzt.
Sie machen die Speisen verträglicher und regen Galle und Magen an.
Im Winter ist Meerrettich schon seit dem Mittelalter beliebter Lieferant des wichtigen Vitamin C. Auch die Vitamine B1 und B2 sowie Niacin enthält er.
Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor liefert er unserem Körper.
Weiterhin enthält Meerrettich Flavonoide und ätherische Öle.
Meerrettich ist reizend, ein zuviel davon verursacht Probleme.
Bei äußerlicher Anwendung – Meerrettich fördert in Form von Umschlägen die Durchblutung – sollte der Gehalt an Senföl 2% nicht übersteigen. Isoliertes, unverdünntes Meerrettichöl ist giftig.
Frisch gerieben oder getrocknet wird die Wurzel zum Würzen von Soßen, Fleisch- und Fischgerichten verwendet.
Getrockneter Meerrettich muss vorher in lauwarmen Wasser eingeweicht werden, damit die Senföle sich lösen können.
Meerrettich hat Heilwirkung.
Er besitzt antibiotische Eigenschaften und wirkt gegen Pilze und Bakterien.
Die Senföle sind es die Wirkung und Geschmack bringen.
So hilft er bei Katarrh der Luftwege und Infekten der ableitenden Harnwege.
Am Liebsten verwende ich ihn in Form von Sahnemeerrettich, der schnell und einfach selbst herzustellen ist.
Es braucht dafür:
50 g frischer Meerrettich
50 ml Sahne
1/2 TL Salz
1 TL Zucker
3 EL Weißweinessig
( Ich verwende meine Blütenzauberessenz als Essig, sie ist leicht süß, deswegen lasse ich den Zucker weg. )
Zuallerst schäle ich die Wurzel.
Bevor ich beginne sie zu reiben, gebe ich ein paar Spritzer Zitronensaft in die zum Reiben bereit gestellte Schüssel, so bleibt der Meerrettich schön hell.
Dann fein reiben, das ist eine tränenreiche Sache. Bitte bloß nicht mit den Fingern in die Augen kommen!
Das brennt höllisch.
Die Tränen lassen schnell nach, wichtig ist unbedingt die Hände gründlich waschen, um Hautreizungen zu vermeiden.
Dafür ist meine seit Wochen mit Schnupfen geplagte Nase endlich frei. Feine ätherische Öle!
Der geriebene Meerrettich wird mit den o.g. Zutaten vermischt und mit dem Pürierstab aufgeschlagen.
Fertig.
Die entstandene Creme ist im Kühlschrank aufbewahrt über einen längeren Zeitraum haltbar und ziemlich scharf.
Genau richtig für meine „Scharfe Sache“ .
sehr schöne jugendgeschichte, vor allem die lebensweisheit vor der ich als kind verständnislos davor gestanden wäre: denn damals gab es nichts schlimmeres als mein heimweh, das war stärker als alles andere.
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So gings mir auch.
Meine Mutter hat ewig versucht mir den Inhalt zu erklären;-)
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Danke für diese Rezeptidee. Ich kenn Meerrettich bzw wie er bei uns heißt Kren hauptsächlich als warme Hauptmahlzeit. 😉
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In der Soße, mit gekochtem Rindfleisch und Kartoffelklößen gibt es ihn hier bei uns noch oft.
Hmmm
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In meiner Kindheit gab es öfter gekochte Eier und Salzkartoffeln mit scharfer Meerrettichsoße. Seit damals liebe ich Meerrettich. Danke fürs Erinnern! 🙂
Liebe Grüße
Christiane
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🙂
Ist ne scharfe Sache;-)
Beste Grüße
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Finde ich nicht nur lecker sondern witzig, da wir als Kinder gerne Butterbrote mit Senf gegessen haben (mehr hätten wir uns nicht getraut) 🙂
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Eine Frage der Gewohnheit;-)
Einen guten Tag wünsche ich.
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… Butterbrot mit Senf war die liebste Stulle bei meiner Tante! 😀
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Sahnemerrettich selber machen … da muss man auch erstmal drauf kommen. Das muss ich mal probieren!
Im Garten meiner Eltern wuchs dieses ausufernde Gewächs auch immer, senkrecht waren Metallplatten 1,5 m in den Boden eingegraben und darin wurde er gefangen gehalten, damit er sich nicht ständig überall hin ausbreitet. Und beim Reiben flossen die Tränen.
Die Kneipengeschichte ruft bei mir auch Erinnerungen wach. Im Wohnort der Großmutter (Brünlos) gab es auch so eine mit rauchenden Skat spielenden Männern am Stammtisch. Wir haben da IMMER Hackepeter mit Zwiebelwürfelchen und frischem Eigelb gegessen.
Danke für Deinen Beitrag!
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Hackepeter, Tatar, warmes Eckchen, strammer Max…hmmm.
Ich mag Meerrettich so gern, selbstgemacht geht fix,bis auf die Tränen…;-)
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Warmes Eckchen … 😂
Gibt’s das immer noch?
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Nu klor.
Manchmal sogar bei mir zu Hause 🙂
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Perfekt!
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hm, lecker. das rezept werde ich mal ausprobieren 🙂 danke. vg willi
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Der Gärtnergatte reibt mit Taucherbrille. Er muss dann nicht weinen, aber ich…vor lachen😂
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🙂 Das stelle ich mir lustig vor. Aber die Idee ist gar nicht schlecht. Tip werde ich mir merken.
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😉
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Ist der Meerettich aus dem eigenen Garten?
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Nein.
Da gibt es nur Kräuter, Blumen, Wiese und Bäume.:-)
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Oki 🙂
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Das Brot sieht lecker aus 🙂
Kombination von scharfen Sachen wie Senf oder merrettich mit Aufschnitt schmeckt mir auch sehr gut 🙂
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Ist einfach und gut.
Beste Grüße
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Du machst aber auch nur leckere Sachen! Sieht wieder toll aus.
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Fast nur;-) 😉 😉
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Meerrettich mag ich zwar roh auf dem Brot mit Salz, aber die Creme wäre mir zu scharf – etwas komisch, ist aber so… 🙂
LG
Maccabros
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Etwas der Schärfe nimmt die Sahne.
Meerrettich pur ist fein.
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notiert… 🙂
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Mmmh, frischer Meerrettich! Ich könnte ihn Löffelweise essen und er durchblutet den ganzen Kopf bis in die Haarspitzen! In Bayern gibt’s ihn zum Tafelspitz. Zum gekochten oder geräucherten Schinken – wunderbar!
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Löffelweise ist nicht gut;-)
Beste Grüße
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Ich sage nur Wasabi! 😀
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Feine Sache:-)
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Und Ssssssssssssssssscharf! 😀
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Stimmt:-)
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Einen schönen Montag wünsche ich lecker ich habe heute Käsekuchen gebacken auch lecker liebe Grüße und eine gute Woche Gruß Gislinde
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Liebe Grüße
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schön, dass du wieder da bist, übrigens, wenn man übertreibt, kann es recht unangenehm werden, wünsche eine gute erste Februarwoche
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Stimmt.
Beste Grüße
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alles Gute und viel Spaß in der Woche
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Ja..ohne Meerettichsahne geht gar nicht. Die passt nicht nur zu Lachs und Würstchen alles Art. Ich liehebe die Schärfe 🙂
Ein ganz leckerer Artikel …mhhhhhhh!
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Genau:-)
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hmmm, lecker, lecker. Ich mag selbstgemachten Meerrettich sehr gerne. Du brachtest mich auf eine Idee – muß ich wieder in Angriff nehmen.
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Prima:-)
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Eine schöne Kindheitserinnerung! Danke für’s Erzählen! 🙂
Die scharfe Sache klingt aber verschärft lecker!
Und wieder muss man mal sagen, dass die Natur voller Wunder steckt und leider so viel Wissen darüber schon verloren gegangen ist….
Liebste Grüße in den Abend
AnDi
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Ich wünsche euch einen sturmfreien Abend😘
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Was braucht es mehr ?!
Die einfachen Sachen sind meist die besten.
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Der Meinung bin ich auch.:-)
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Machst du mir ein Butterbrot ?
Mit Zucker drauf ?
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Sofort.:-)
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Danke …. du hast mich erhört !
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Immer doch;-)
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Du musst unbedingt das Thunafilet probieren !
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Ich kann nicht asiatisch kochen.:-(
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Das mach ich doch auch…..
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Bin unterwegs:-)
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Treibst du dich etwa herum ?
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Nee.;-)
Nachti Herr Plietsche
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Ja, schon gut.
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🙂 🙂 🙂
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… mein Onkel hat so alles angebaut was geht und nicht *kicher* es wurde rosa Meerrettich konserviert der Wasabi in nichts nachstand… ich habe Teelöffelkriege mit meinem Cousin ausgefochten… ;-D
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Schwarzbrot, Butter, Senf, frischer Kren und kalte Schweinsbratenscheiben sind eigentlich typische Brettljausenbrote in der Südsteiermark!
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Die Sachsen mögen das als Scharfe Sache.;-)
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Interessant, diese Ähnlichkeit.
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Klasse! Hab Dank!
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🙂
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Eine tolle scharfe Sache und ganz nach meinem Geschmack 😉
Ich hatte es erst letzte Woche, ein Rest Schweinebraten wurde Tellersülze und der andere zum Brotaufstrich darunter. Habe den Sahnemeerrettich eigentlich immer im Haus, aber am besten schmeckt’s doch stets, selbstgemacht, nicht wahr.
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Stimmt.
Herzeliges
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