Gladbachs Thuram: "Wichtiger ein guter Mensch zu sein als ein guter Fußballer"

Marcus Thuram hat ein sehr interessantes Interview gegeben
Marcus Thuram hat ein sehr interessantes Interview gegeben / BSR Agency/Getty Images
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Viele Vereine betonen, bei der Verpflichtung von neuen Spielern auch besonders auf den Charakter zu achten. Einer davon ist Borussia Mönchengladbach - und die Fohlen scheinen dafür ein besonders gutes Händchen zu haben, wie das Interview von Marcus Thuram im kicker unterstreicht.

Natürlich wird darin auch über Fußball gesprochen und über Thurams Entwicklung bis hin zum Nationalspieler. "Es war eine große Ehre, Teil dieses Teams sein zu dürfen", sagte der Franzose, der jetzt natürlich dabei bleiben wolle und dafür hart arbeiten müsse. Scorerpunkte interessierten ihn dagegen weniger: "Ich zähle sie immer erst am Ende der Saison."

Denn wichtig ist für Thuram vor allem die Mannschaft: "Wenn man Gutes tut, bekommt man Gutes zurück. So ist es doch auch auf dem Platz. Ich gebe meinem Mitspieler den Ball, wenn er sich in einer besseren Position befindet. Ich helfe ihm, kümmere mich, damit wir gemeinsam weiterkommen. Hart arbeiten, aber auch an die Teamkollegen denken, dann kommt Gutes zu dir zurück."

Thuram hält nichts von Egoismus

Im Fußball spiele man "elf gegen elf, nicht eins gegen eins" und man könne ja auch ambitioniert sein und nach der Spitze streben, ohne dabei egoistisch zu sein. Thuram sieht dort Parallelen zwischen dem Fußball und dem Leben generell: "Man muss seinen Mitmenschen zuhören. Sich um sie kümmern", sagte er, "und nicht immer nur an sich selbst denken."

Aus diesem Grund war es dem 23-Jährigen auch wichtig, vor einigen Monaten nach der Tötung des US-Amerikaners Geroge Floyd öffentlich zu protestieren: Nach einem Tor gegen Union Berlin ging er auf ein Knie. Das Bild ging um die Welt. "Wir sind Fußballprofis, wir haben Einfluss und die Bühne, uns für Themen einzusetzen, an die wir glauben", erklärte Thuram. "Ich bin wirklich glücklich, dass ich meinen Protest zum Ausdruck bringen konnte." Er würde es jederzeit wieder tun, wenn er es für richtig halte. "Es ist wichtiger ein guter Mensch zu sein als ein guter Fußballer."

Thuram wirkt nach Außen wie ein positiv verrückter Spaßvogel, der knallbunte Unterhosen trägt und nach Siegen mit der Eckfahne tanzt. Dahinter steckt aber noch viel mehr: Ein hochprofessioneller junger Mann, der sehr auf seinen Schlaf und seine Ernährung achtet und sich in Mönchengladbach sportlich wie persönlich weiterentwickeln will.

"Borussia war die beste Wahl meiner Karriere"

"Frankreich zu verlassen bedeutete einen großen Schritt. Es ging darum, sich in einem Land und einer neuen Kultur zurechtzufinden", berichtete der Angreifer. Sportlich habe er sich vor allem mental bislang entwickelt: "Die Einstellung, wie man in ein Spiel geht, voller Energie und Selbstvertrauen, da konnte ich nochmal zulegen."

"Borussia war die beste Wahl meiner Karriere", stellte Thuram deshalb auch klar. "Ich wusste, dass man jungen Spielern vertraut. Auch Trainer Marco Rose spielt eine wichtige Rolle. Er macht Spieler besser."

Thuram gab in dem Interview viele interessante Antworten, nur selten sagte er mediengeschulte Standard-Dinge. Einmal aber dann doch: Auf die Frage, wie es denn mit einem Vereinswechsel aussehe, sagte er: "Ich konzentriere mich momentan voll, zu 100 Prozent, auf Borussia und bin sehr glücklich, hier zu sein. Ich habe auch mit keinem anderen Klub gesprochen." Es sei im verziehen.