Fall Ursula Herrmann: Welche Rolle spielt der Strauß-Spezl?

Fast 38 Jahre nach dem Tod der zehnjährigen Schülerin am Ammersee prüft der Staatsanwalt, ob wieder neu ermittelt werden muss. Es gibt viele ungeklärte Spuren.
| Nina Job
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Der Fall Ursula Herrmann: Sitzt der falsche im Gefängnis?
dpa Der Fall Ursula Herrmann: Sitzt der falsche im Gefängnis?

Fast 38 Jahre nach dem Tod der zehnjährigen Schülerin am Ammersee prüft der Staatsanwalt, ob wieder neu ermittelt werden muss. Es gibt viele ungeklärte seltsame Hinweise.

Augsburg - Der furchtbare Tod der Schülerin Ursula Herrmann aus Eching vor fast 38 Jahren beschäftigt erneut die Justiz. Obwohl Werner M., ein ehemaliger Nachbar, 2010 in einem Indizienprozess wegen erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge rechtskräftig verurteilt wurde, prüft die Staatsanwaltschaft in Augsburg derzeit, ob sie wieder Ermittlungen aufnehmen wird und die Tat möglicherweise sogar neu bewerten muss.

Michael Herrmann glaubt nicht an die Schuld von Werner M.

Michael Herrmann, der Bruder des getöteten Mädchens, hat der Staatsanwaltschaft brisantes Material zukommen lassen. "Die Prüfung, wie diese Unterlagen zu bewerten sind und welche strafrechtliche bzw. strafprozessuale Relevanz sie haben, ist noch nicht abgeschlossen", sagte Behördensprecher Matthias Nickolai am Montag der AZ.

Die Unterlagen, Hinweise und Analysen könnten ein völlig neues Licht auf den Fall werfen. Die Details:

Ursula Herrmann († 10) aus Eching wurde am 15. September 1981 auf dem Uferweg am Ammersee unweit des Internats Landheim Schondorf entführt, verschleppt und in eine im Wald vergrabene Kiste eingesperrt. Das Mädchen erstickte darin.

Am Entführungsort wurde später ein sogenannter Klingeldraht festgestellt, der den Tätern mutmaßlich als Telefonverbindung gedient hatte. Die Polizei nahm den grünen Draht allerdings damals nicht mit, sondern ließ ihn zurück. Erst über eine Jahr später wurde er bei einer Schülerbefragung im nahen Landheim Schondorf sichergestellt. Auf das Internat (heute Landheim Ammersee) gingen damals – wie heute – viele Kinder einflussreicher und gut situierter Eltern: darunter Politiker und Industrielle. Auf dem Campus gab es bestens ausgestattete Werkstätten, auch eine Schreinerwerkstatt.

Späterer Waffenlobyist und Strauß-Intimus auf Internat

Zur Tatzeit war auch der Sohn eines Mannes auf dem Internat, der in späteren Jahren als Waffenlobbyist zu zweifelhafter Berühmtheit gelangte – dieser Mann pflegte einen guten Kontakt zum damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.

Am 18. Januar 1983 wurde im Landheim-Zimmer des Sohnes vom Strauß-Spezl jener Klingeldraht gefunden. Der Schüler behauptete gegenüber der Polizei, er und ein Klassenkamerad hätten ihn bei der Verfolgung einer Eule entdeckt.

Und es gibt noch mehr Merkwürdigkeiten: Kürzlich meldete sich eine britische Wissenschaftlerin bei Michael Herrmann, die anbot, die Erpresserbriefe zu untersuchen. Sie stellte fest, dass sich auf einem der Erpresserschreiben ein Stochastik-Baumdiagramm durchgedrückt hatte, wie man es aus Matheaufgaben der Oberstufe kennt.

Welche Rolle spielt der Strauß-Spezl?

Und es gibt noch mehr Indizien, die Fragen aufwerfen: Auf dem Deckel der Kiste, in der Ursula starb, war eine alte Bitumenschicht, deren Herkunft und ursprüngliche Verwendung nicht geklärt werden konnte, obwohl die Polizei mehr als 1.700 Firmen anschrieb.

Zur Tatzeit war der gute Bekannte von FJS Inhaber einer Firma für Straßenmarkierungen im nahen Kaufering. Doch ausgerechnet diese Firma wurde von der Polizei nicht angeschrieben. Laut Herrmann taucht diese Firma in den Ermittlungsakten nicht auf.

Und noch eine Merkwürdigkeit: Die Firma des Strauß-Spezls hielt ein Patent auf eine Fräsmaschine. Einer der damaligen größten Hersteller hatte seinen Sitz in Italien und hieß Pama. Dieser Name stand auch auf einem Transistorradio, das bei dem toten Mädchen in der Kiste gefunden wurde.

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