ASV Mainz 88 vor Saisonauftakt: „Wir wollen mehr“

Ab Donnerstag gehts für die 88er im eigenen Wohnzimmer wieder rund. Den Auftakt feiern sie in Kleinostheim. Foto: hbz/Henkel
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Sechs Halbfinals in sieben Jahren sind aller Ehren Wert für die Mainzer Ringer. Doch sie schielen gen Finale, müssen aber das Fehlen einer Reihe deutscher Ringer kompensieren.

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MAINZ. Alle Fans des ASV Mainz 88 müssen sich noch bis Donnerstag begnügen, bis es in der Halle Am Großen Sand wieder rund geht. Der Ringer-Bundesligist startet auswärts beim SC Kleinostheim (Samstag, 19.30 Uhr) in die neue Saison. Für den neuen Greco-Trainer Harun Yildiz ist es ein besonderer Kampf direkt zum Auftakt, ein Bruder-Duell mit Kleinostheims Coach Rifat Yildiz. Für die 88er ist es auf dem Papier ein Pflichtaufgabe. Zumal der Play-offs-Stammgast genau jene zwingend wieder hinwill. Wie das mit punktuell verändertem Kader gelingen kann und was vor dem 88er-Saisonstart sonst noch wichtig ist – hier der Überblick.

Der Rückblick

Das selbst gesteckte Saisonziel – die Play-offs erreichen – hatten die Mainzer in der Vorsaison erreicht, toppten es mit dem Einzug ins Halbfinale. Dort zeigten ihnen die Red Devils Heilbronn, mit einem fast makellosen Kader ausgestattet, die Grenzen auf. Unterm Strich stand der sechste Halbfinal-Einzug binnen sieben Jahren. Darauf sind die Mainzer zurecht stolz. Die Kehrseite der Medaille ist, dass sie jeweils auch immer im Halbfinale ausschieden. „Wir sind alle Sportler“, sagt Cheftrainer David Bichinashvili. „Da will man natürlich mehr.“

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Das Personal

Der Trumpf der 88er innerhalb des neuen 28-Punkte-Korsetts der Aufstellung war in der Vorsaison die deutsche Achse um Kapitän Gabriel Stark. Diese hat sich nun verkleinert. Die 88er trennten sich von Punktegarant Tim Müller, der ins Visier der Dopingfahnder geraten war. Zum anderen beendeten sie nach Ablauf der Wechselfrist die Zusammenarbeit mit Yasin Yeter. Der Greco-Spezialist habe zu oft das Training geschwänzt, erklärt Bichinashvili. „Das war sportlich nicht akzeptabel.“ Daneben wird Niklas Dorn (Reha nach Schulterverletzung) noch eine Weile fehlen. Für die Positionen von Müller (Timur Bizhoev, 75 Kilo Freistil) und Yeter (Neuzugang Sleiva Kristupas, 71 Greco) kommen ausländische Athleten infrage. Auf Dorns Position haben die 88er allerdings nicht nachgelegt. Auch für andere Gewichtsklassen zogen die 88er eine Handvoll höher gewertete Neuzugänge an Land. Unter anderem reaktivierten sie Greco-Schwergewichtler Mantas Knystautas (Litauen) und verpflichteten Burhan Akbudak (Türkei). Akbudak soll das Vorjahres-Loch im 80 Kilo Greco stopfen. Beide werden mit sieben Punkten geführt, da sie bereits bei einer U 23-EM- oder U 23-WM Medaillen holten. Die Hochbewerteten nur in den Play-offs zu bringen, schließt Bichinashvili aber aus. „Das wäre gefährlich, wir müssen vorher schon sehen, wie sie drauf sind.“ Um auch die weiteren neuen Ausländer aus der Türkei und Litauen aufbieten zu können, müssen die Mainzer das ein oder andere Eigengewächs mehr stellen. „Unsere Minus-zwei-Leute werden groß“, baut Bichinashvili voll auf Ercihan Albayrak, Dzhan Bekir und Co.

Im Fokus

Harun Yildiz ist als neuer Greco-Trainer an Bord. Schon seit Längerem bewegte sich der Mittvierziger im Dunstkreis der 88er, kennt David Bichinashvili schon länger. Yildiz kommt aus Aschaffenburg und war zuletzt für den SC Großostheim als Trainer aktiv. Yildiz soll Bichinashvili entlasten, leitete bereits einige Trainingseinheiten alleine. „Wir können ihm blind vertrauen“, sagt Bichinashvili. Für Yildiz ist gerade das Auftaktduell in Kleinostheim ein besonderes. Beim SC steht seit dieser Saison sein Bruder Rifat als Trainer am Mattenrand. Die Bedeutung des Kampfes überhöhen will Yildiz aber deshalb nicht. „Möge der Bessere gewinnen“, sagt er, schiebt dennoch lachend hinterher: „Ich hoffe, wir sind die Besseren.“

Das Ziel

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Nur weil Vorjahres-Erster Heilbronn in die Südost-Staffel gewechselt ist, wird die Vorrunde kein Selbstläufer, betont der Chefcoach. „Die Liga wird spannend. Man darf Nackenheim nicht unterschätzen und auch Witten hat sich gut verstärkt.“ Im Detail mit allen Gegnern beschäftigt hat sich Bichinashvili nach eigener Aussage nicht. „Wir schauen eher auf uns.“ Das konkrete Ziel? Wie immer versuchen die 88er, den Ball flach zu halten. „Wir wollen in die Play-offs, dann schauen wird weiter“, sagt Bichinashvili. Sein neuer Trainerkollege ist da offensiver: „Wenn ich wie David in den letzten Jahren immer im Halbfinale ausgeschieden wäre, wäre ich kaputt gegangen.“ Dieses Jahr will Yildiz „ins Finale“. „Und als Trainer wollen wir zusammen Deutscher Meister werden.“ Den Zeitraum dafür lässt er offen.

Von Nils Salecker