Neben Pipelines und Waggons wurden auch Öltanker als schwimmende Erdölspeicher gechartert. Für horrende Preise. Supertanker der VLCC-Klasse erzielten Tagesmietpreise bis zu 300 000 Dollar. Für Reedereien eine Traumkonstellation, die natürlich nicht ewig anhielt. Die großen Ölstaaten drosselten die Förderung, und langsam zog auch die Nachfrage wieder etwas an.

Der Ausnahmezustand Anfang 2020 zeigt sich deutlich im Kursverlauf von Euronav. Die in Antwerpen ansässige Reederei ist eine der weltweit größten unabhängigen Rohöltankergesellschaften. Die Belgier verfügen über eine Flotte von mehr als 70 Tankern: von Suezmax-Schiffen, die den Suezkanal passieren können, bis zu VLCC-Supertankern, die fast doppelt so viel Kapazität wie die Suezmax-Schiffe haben. Mit steigenden Tagesmieten für die schwimmenden Ölspeicher legte der Aktienkurs bis April 2020 auf ein Mehrjahreshoch bis knapp elf Euro zu. Bis zum Ende des Jahres gab der Kurs die Zugewinne wieder ab. Die Aktie fiel bis auf sechs Euro zurück. Nun hat der Aktienkurs wieder Fahrt aufgenommen.

Die Auslastung zieht an

Der Anstoß kam von Euronav. Die Belgier enttäuschten zwar mit den Zahlen zum Jahresschlussquartal - auch weil das Vorjahresniveau sehr hoch war -, umso besser war aber der Start ins neue Quartal 2021. Die Nachfrage nach Tankern zieht an. In den ersten Wochen des Jahres liefern die Supertanker nicht nur gute Tagesumsätze, auch die Buchungsraten zeigen Momentum.

So sind die Suezmax-Tanker bereits zu 54 Prozent der verfügbaren Tage gebucht, bei den Supertankern sind es 46 Prozent. Und diese positive Entwicklung könnte sich fortsetzen. Denn die Konjunktur erholt sich weiter mit den Fortschritten beim Impfen gegen Covid-19. Das wirkt sich positiv auf die Nachfrage nach Erdöl und den entsprechenden Öltankerkapazitäten aus. Das Euronav-Management sieht die Rückkehr zur alten Fördermenge von vor der Pandemie als den wichtigsten Treiber auf dem Markt.

Mit einer Verlängerung des Vertrags mit den Betreibern des Al-Shaheen-Ölfelds in Katar haben sich die Belgier für die nächsten zehn Jahre Umsatz im Wert von 645 Millionen Dollar gesichert. Auch sonst ist die Reederei geschäftstüchtig. Als zwei Suezmax-Tanker günstig zu haben waren, schlug Euronav zu. Der Wiederverkaufswert der Schiffe sollte um einiges höher liegen. In der Flotte stecken stille Reserven, die Bilanz ist solide, und die Aussichten haben sich stark verbessert. Für die Analysten von Kepler ist die Aktie ein Kauf mit dem Kursziel 12,40 Euro. Neben dem Kurspotenzial bietet das Unternehmen zudem eine solide Dividendenrendite. Limitiert ordern.