Am Samstag wird Berlins Wahrzeichen bunt! Zwanzig Reifröcke in schillernden Farben werden sich auf dem Pariser Platz drehen, untermalt von Klavier- und Techno-Klängen.
Um 14 Uhr läuft direkt vor dem Brandenburger Tor die Perfomance DisTanz, eine Truppe von freiberuflichen Tänzern, Schauspielern und Akrobaten. „Wir erzählen dabei eine Geschichte der Berlin-Pandemie“, so die künstlerische Leiterin Marie Scherzer (29) zur B.Z. „Und mit den Reifröcken wollen wir zeigen, dass man auch mit Abstand zusammen tanzen, Spaß haben, ja sogar in Ekstase geraten kann.“
Die Schauspielerin und Choreografin stammt ursprünglich aus Thüringen, hat in Berlin studiert und wohnt in Grunewald. Sie selbst wird mittanzen, trägt einen grünen Reifrock mit 2,5 Metern Durchmesser. „In sechs kurzen Akten beleuchten wir verschiedene Bereiche, Entertainment, Oper, Tanz und ganz wichtig: die Clubs. Die haben es besonders schwer, viele werden diese Zeit nicht überleben“, befürchtet Scherzer. „Für Berlin sind die Clubs sehr wichtig, die Szene in unserem Stück ist eine Hommage an diese Subkultur.“
Leicht ist der Umgang mit den riesigen Kostümen (Daphne Roeder) übrigens nicht. Die Reifrock-Gebilde aus Zeltstangen und transparentem Stoff sind bei vielen Bewegungen hinderlich. „Sprünge gehen damit ganz gut, aber Boden-Rollen oder klassische Pirouetten sind schwierig. Statt zwei oder drei Drehungen ist vielleicht nur eine möglich.“
Aber genau das ist auch das Thema, so Scherzer. „Ich habe mit dem Reifrock einen kleinen Airbag, wie einen leeren Raum um mich herum. Der Abstand zwingt uns, über jede Bewegung nachzudenken. Das passt doch in die heutige Zeit.“
Da viele queere Performer in dem Projekt mitmachen, hat sich für die Truppe gleich eine zweite Auftritts-Möglichkeit ergeben: Die Organisatoren des Christopher Street Day haben sich bei Scherzer gemeldet. „Nun zeigen wir die Performance noch einmal am 25. Juli“, so die Choreografin.