Quarantäne in der zweiten Welle: Das müssen Betroffene unbedingt beachten

Corona-Quarantäne: Was bedeutet das?
Das Coronavirus hat Deutschland und Europa wieder fest im Griff. Die Infektionszahlen steigen so stark, dass viele Länder nun auch härtere Maßnahmen wie beispielsweise Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen einführen. Dadurch soll die Pandemie eingedämmt werden. Zeitgleich gilt auch: Wer eine Covíd-19-Infektion durchmacht, muss weiterhin in Quarantäne. Doch was bedeutet das genau? CHIP beantwortet die wichtigsten Fragen.

Bei der Zahl erfasster Corona-Neuinfektionen in Deutschland verzeichnet das Robert Koch-Institut (RKI) erneut einen Höchststand. Die bundesweiten Gesundheitsämter meldeten am 7. November knapp 24.000 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden.

Die Zahl erfasster Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um 130 auf insgesamt 11. 226 (Stand: 7. November). Registrierten Fälle in Deutschland werden in häuslicher Quarantäne oder sind isoliert in Krankenhäusern untergebracht.

Das Robert-Koch-Institut unterscheidet zwischen Isolation und Quarantäne.

Die häusliche Quarantäne ist eine gezielte Vorsichtsmaßnahme. Das Bundesgesundheitsministerium und das Robert-Koch-Institut stellen klar: Wer in Quarantäne muss, sollte sich keine Sorgen machen und den Verlauf mit einem Tagebuch dokumentieren. In der Regel erfolgt nach wenigen Tagen ein PCR-Test. Ist er negativ, können Betroffene die Quarantäne verlassen. Ist der Test wiederum positiv, gilt eine Isolation. Die Maßnahmen dienen zum Schutz der Allgemeinheit.

Die Quarantäne ist zeitgleich begrenzt und betrifft jene Personen, die möglicherweise das Virus ausscheiden. Die Isolation (häuslich oder stationär) gilt für Personen, welche das Virus in sich tragen und ansteckend sind. Die Behörden sprechen bei den registrierten Fällen einerseits von "Ansteckungsverdächtigen" und von "Ausscheidern". Für beide gelten die gleichen Quarantäne-Vorschriften.

  • Ausscheider sind Menschen, die den Krankheitserreger in sich tragen und durch ihre Ausscheidungen (Harn, Stuhl, Speichel) dadurch eine Ansteckungsquelle für die Allgemeinheit sein können. Das gilt selbst dann, wenn sie keine Krankheitssymptome aufweisen oder verdächtig sind.
  • Ansteckungsverdächtig ist wiederum jeder, von dem anzunehmen ist, dass er den Krankheitserreger aufgenommen hat, ohne krank, krankheitsverdächtig oder Ausscheider zu sein", erklärt das Robert-Koch-Institut.

Was bedeutet Quarantäne?

Egal ob Quarantäne oder Isolation: Betroffene müssen in beiden Fällen abgeschirmt von Freunden, Familien, Kollegen, Nachbarn und Bekannten bleiben.

Für Wohnungen gilt: Betroffene dürfen nicht mehr vor die Haustür und sollten den Balkon oder die Terrasse nur betreten, wenn sie nicht mit anderen Menschen in Kontakt treten können.

Bei eingezäunten Grundstücken dürfen sich Erkrankte auch im Garten aufhalten. Die Regel gilt übrigens auch für Familien mit Kindern.

Die häusliche Quarantäne wird angeordnet, wenn Betroffene positiv auf das Coronavirus getestet wurden, innerhalb der letzten 14 Tage in einem Risikogebiet waren oder in Kontakt mit COVID-19-Erkrankten standen.

Nicht nur Infizierte gehen in Quarantäne. Sondern vor allem Menschen, die ansteckungsverdächtig seien, ohne selbst krank oder krankheitsverdächtig zu sein, erklärt das Robert-Koch-Institut.

Zum Download: Corona App vom Robert-Koch-Institut

Wie läuft die Quarantäne konkret ab?

Eine häusliche Quarantäne erfolgt freiwillig, wird von einem Arzt oder einer Behörde angeordnet. Haben Sie die Corona-App heruntergeladen, so werden sie bei einem Risiko-Kontakt entsprechend informiert.

Jedes Gesundheitsamt kann selbst entscheiden, wann welche Maßnahmen ergriffen und worauf Betroffene achten müssen.

Sofern Krankheitssymptome wie Fieber, Husten, Schnupfen und Atemnot auftreten, können sich Betroffene beim Gesundheitsamt melden. Das gilt auch dann, wenn Betroffene in Risikogebieten waren oder in Kontakt mit Menschen waren, die das Coronavirus in sich tragen. Beim Gesundheitsamt sitzen geschulte Ärzte und Fachpersonal, die im Ernstfall eine Quarantäne entscheiden und anordnen können.

Auch unter der bundesweiten Telefonnummer 116 117 können Betroffene mit diensthabenden Ärzten sprechen. Sie geben telefonisch Anleitung, wie man sich verhalten soll. In einigen Bundesländern sind Hausärzte angewiesen, möglichen Verdachtsfällen telefonisch zu helfen.

Wichtig ist, dass Betroffene keine Notfallpraxen oder Kliniken aufsuchen. Hintergrund ist, dass andere Patienten und Personal angesteckt werden können. Im Notfall und nur bei Lebensgefahr hilft die 112.

Ich muss in Quarantäne oder Isolation, wie geht es weiter?

So sehen die Hygienevorschriften im Merkblatt des Robert-Koch-Instituts aus.

So sehen die Hygienevorschriften im Merkblatt des Robert-Koch-Instituts aus.

Robert-Koch-Institut

Angenommen, das Gesundheitsamt oder der Arzt ordnet eine Quarantäne an. Dann müssen Betroffene schnell handeln. Sie müssen einen Facharzt oder den Hausarzt informieren. Das ist wichtig, um etwa Rezepte für Medikamente auszustellen oder die Behandlung zu regeln.

Arztpraxen brauchen für die Behandlungen von Coronavirus-Infizierten und (vermeintlichen) Verdachtsfällen entsprechend eine Schutzausrüstung. Deshalb müssen Absprachen immer telefonisch erfolgen, erklären die Behörden auf Anfrage.

Betroffene erhalten im Anschluss einen Musterbescheid vom Robert-Koch-Institut überreicht. Diesen gibt es entweder in gedruckter Form oder per E-Mail. Dort stehen Pflichten und Verbote, die sie einhalten müssen.

Damit Briefboten, Nachbarn und auch Lieferdienste informiert sind, sollten Sie per Aushang auf die Quarantäne hinweisen.

Was sind Pflichten und Verbote?

Grundsätzlich ist es wichtig, dass der Schutz der Allgemeinheit der persönlichen Freiheit überwiegt. Das bedeutet, dass Betroffene das Haus nicht verlassen dürfen. Sie müssen zweimal täglich die Körpertemperatur messen und die erfassten Daten in ein Tagebuch eintragen (Stand: Oktober 2020).

Auch Symptome, die während der Quarantäne auftreten können und mit welchen Personen sie in Kontakt getreten sind, müssen notiert werden. Etwa wenn der Postbote geklingelt hat und sie versehentlich die Tür geöffnet haben. Auch deshalb sollten die Isolierten das Umfeld per Aushang informieren.

Ein Beispiel aus dem Alltag: Wer eine Pizza bei einem Lieferdienst bestellt, muss angeben, dass er in Quarantäne steckt. Die Lieferung muss dann vor der Tür abgestellt werden.

Während der häuslichen Quarantäne erkunden sich die Behörden nach dem Wohlbefinden. Daher muss man auch mit Abstrichen, Blutabnahmen oder Behandlungen vor Ort rechnen. In vielen Fällen werden Betroffen über ihre Festnetznummer von der Behörde kontaktiert.

Wer bringt mir Lebensmittel?

Wer in Quarantäne ist, sollte (und darf) Freunde und Familie bitten, sich um den Einkauf im Supermarkt oder beim Discounter zu kümmern. Auch Nachbarn könnten die Lebensmittel vor die Haustür stellen.

Wichtig ist, dass die Hygienevorschriften beachtet werden, wie das regelmäßige Händewaschen und Desinfizieren von beiden Seiten, also dem Boten und dem Infizierten.

Über Bringdienste können ebenfalls Lebensmittel bestellt und geliefert werden. Dazu zählen Rewe, Edeka oder Amazon Prime Now. Auch Hello Fresh ist eine Option. Dann erhalten Sie per Post Lebensmittel für Gerichte ihrer Wahl. Zur Erinnerung: Die Isolation dauert in der Regel 14 Tage. Die Quarantäne im besten Fall weniger, wenn ein PCR-Test innerhalb der möglichen Inkurbationszeit von fünf Tagen negativ bleibt.

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Wer bringt den Müll raus?

Betroffene müssen den Müll tatsächlich 14 Tage lang Zuhause deponieren.

Gut verschließbare Müllsäcke sind hilfreich, um Gerüche zu vermeiden. Den Müll vor die Haustüre zu stellen, damit Nachbarn oder Bekannte ihn wegschmeißen, ist keine gute Idee. Auf den Müllsäcken könnten sich Viren befinden und somit eine Ansteckung erfolgen. Sollten Nachbarn trotzdem den Müll rausbringen, dann hilft nur Mundschutz, Schutzbrille und Einweghandschuhe.

Auch bei Lieferungen durch die Deutsche Post gibt es Einschränkungen! Hängt der Briefkasten im Treppenhaus, müssen Betroffene ihren Nachbarn Bescheid geben, um Briefe und kleinere Postlieferungen vor Ihre Haustür zu legen.

Es gilt: Wer unter Quarantäne steht, darf die Wohnung nicht verlassen und muss sich auf seinem Grundstück aufhalten.

Die wichtigsten Infos über das Coronavirus haben wir in unserem Praxistipp gesammelt

Wie läuft so eine Quarantäne ab?

Wie sich Betroffene die Zeit während der Quarantäne totschlagen, ist ihnen völlig selbst überlassen.

Das Robert-Koch-Institut warnt, dass sich Menschen in dieser Zeit einsam fühlen könnten. Hilfreich ist es also regelmäßig mit Freunden zu skypen und mit der Familie zu telefonieren.

Auch Netflix (hier gibt es die Highlights im November), Sky Ticket, Disney+ (hier gibt es die neueste Disney-Portion im November) und andere Anbieter können helfen, die Zeit mit Filmen, Serien und Sportübertragungen zu überbrücken.

Das Robert-Koch-Institut schlägt vor, moderat Sport zu treiben. Etwa mit einem Heimtrainer oder per Gymnastik- und Yogaübungen, die man online findet. So bauen Betroffene auch negativen Stress ab.

Zur Web-App: Coronavirus Live-Karte

Muss ich während der Quarantäne arbeiten?

Isolierte Personen sind krankgeschrieben. Wer in häuslicher Quarantäne ist, soll Home-Office nutzen. Ist das betriebsbedingt nicht möglich, kann der Hausarzt ebenfalls eine Krankschreibung ausstellen.

Ist der Arbeitnehmer in Folge der Viruserkrankung unverschuldet arbeitsunfähig und müssen Verdachtsfälle oder Personen deshalb vorsorglich unter Quarantäne gestellt werden, erhalten Betroffene eine Entschädigung. Konkret heißt das: Betroffene erhalten für die 14 Tage eine Lohnfortzahlung in Höhe von mindestens 70 Prozent und maximal 90 Prozent des Bruttogehalts.

Wer also ein Durchschnittsgehalt von 3.600 Euro monatlich brutto bekommt, erhält anteilig für die 14 Tage mindestens eine Entschädigung von etwa 1.260 Euro brutto.

Coronavirus-Live-Karte zeigt Fälle in Echtzeit

Soll ich mir einen Vorrat anschaffen?

Angst vor Coronavirus: In einer Aldi-Filiale in München sind die Nudeln aus.

Angst vor Coronavirus: In einer Aldi-Filiale in München sind die Nudeln aus.

Konstantinos Mitsis / CHIP

Viele Menschen haben Angst vor dem Coronavirus und versuchen, sich einen Vorrat anzuschaffen. Prinzipiell ist es immer gut, ein paar Konserven, Toilettenpapier und Nudeln daheim zu lagern.

Allerdings gilt auch: Das Coronavirus ist bisher kein Katastrophenfall. Also müssen Verbraucher keine Reserven anschaffen, wie es die Bundesregierung in einem solchen Fall vorsieht. Zudem ist ein Engpass bei der Lebensmittelversorgung unwahrscheinlich.

Die einzigen, die von den Hamsterkäufen profitieren sind Einzelhändler wie Aldi, Lidl, Rewe und Edeka. Über Zahlen sprechen die Discounter und Supermärkte nicht, dennoch erfuhr CHIP: In NRW haben Filialen im vergangenen März teilweise Umsatzzugewinne von fast 50.000 Euro pro Tag verzeichnet – für Kenner sind das insgesamt Rekordzahlen. Allein Aldi, Lidl, Edeka und Rewe steuern auf die gewinnstärksten Wochen seit ihrer Gründung zu.