Media Markt und Saturn in der Krise: Experte will "Schließung aller Filialen" nicht ausschließen

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Media Markt und Saturn befinden sich seit einiger Zeit in der Krise. Ein Handelsexperte will in einer Analyse nicht ausschließen, dass die Händler in Deutschland alle Filialen zumachen müssen.

Der großflächige stationäre Handel leidet seit Jahren unter sinkenden Umsätzen. Oft fehlen den Märkten wichtige Alleinstellungsmerkmale, die den Besuch für Kunden reizvoller machen. Zum anderen stellen Onlinehändler wie insbesondere Amazon einen übermächtigen Konkurrenten dar, der Verbrauchern den bequemen Einkauf vom Sofa zu oft auch noch niedrigeren Preisen ermöglicht.

Auch die einstigen Marktführer von Media Markt und Saturn leiden unter den Entwicklungen. Einem Bericht des "Business Insiders" zufolge konnte man im zweiten Halbjahr nach den Corona-Monaten zwar wieder ein Umsatzplus von 18 Prozent erwirtschaften. Gleichzeitig ging der bereinigte operative Verlust von 146 auf 62 Millionen zurück. Ein Ende der Krise ist allerdings noch lange nicht in Sicht.

Krise bei Media Markt und Saturn: Das sind einem Experten zufolge die größten Probleme

Besonders während Corona litt das stationäre Geschäft von Media Markt und Saturn.

Besonders während Corona litt das stationäre Geschäft von Media Markt und Saturn.

Foto: Armin Weigel/dpa

Zusammen mit dem Professor für Betriebswirtschaftslehre und Handel an der Hochschule Niederrhein Gerrit Heinemann hat der BI eine Reihe von Gründen für die Krise der Ceconomy-Töchter zusammengefasst.

So fehlen Media Markt und Saturn wie bereits erwähnt Alleinstellungsmerkmale, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Auch die dezentrale Gesellschaftsstruktur ist Heinemann zufolge ein Problem, das der Konzern erst seit Herbst 2021 mit einem neuen Zentrallager in Göttingen angegangen ist.

Über allem schwebt für die Elektronikhändler der übermächtige US-Konzern Amazon. Allein durch die Größe hat der Versandhändler einen großen Kontrollvorteil, mit den Konditionen können die stationären deutschen Märkte schlichtweg nicht mithalten.

"Drohszenario, alle Filialen schließen zu müssen, steht nach wie vor im Raum"

Heinemann führt weiter raus, dass bei Media Markt Saturn die Beratung viel mehr in den Fokus gestellt werden sollte. Schließlich ist das der eine Vorteil, den stationäre Filialen noch gegenüber Amazon und Co. haben. Konkurrenten wie Expert seien hier schon einige Schritte weiter.

Angesprochen auf die Filialen selbst betont der Experte, dass diese einfach zu groß seien. "Von der untersten bis zur obersten Etage verliert man teilweise 15 Minuten", sagt Heinemann. So sind die Standorte für viele Kunden schlichtweg zu unübersichtlich.

Während man mit dem Onlinehandel zuletzt die schwachen stationären Umsätze etwas ausgleichen konnte, sind die Filialen selbst das größte Problem der Händler. Eine umfangreiche Umstrukturierung wäre Heinemann zufolge von Nöten. "Das große Drohszenario wie bei Conrad Electronics, alle Filialen schließen zu müssen, steht auch für Media Markt Saturn nach wie vor im Raum", so der Professor.

Für Media Markt und Saturn gehe es "ums nackte Überleben"

Der Handelsexperte sieht die sehr großen Filialen als eines der größten Probleme.

Der Handelsexperte sieht die sehr großen Filialen als eines der größten Probleme.

Foto: Armin Weigel/dpa

Alleine in Europa hat Media Markt Saturn 14 defizitäre Standorte schließen müssen. Das ist Heinemann zufolge aber noch lange nicht genug: "Damit Media Markt Saturn überleben kann, müsse spätestens in fünf Jahren das Filialnetz mindestens halbiert und die Fläche reduziert sowie neu ausgerichtet werden."

Gleichzeitig müsse das Online-Geschäft deutlich ausgeweitet werden. Langfristig sieht Heinemann nur dann eine Chance für Media Markt und Saturn, wenn der Onlineanteil mindestens 50 Prozent beträgt. Für die Ceconomy-Marken gehe es dem Experten zufolge in den nächsten Jahren "ums nackte Überleben".

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