Regierungsbeschluss
Alitalia wird verstaatlicht

Italien bricht die Investorensuche für Alitalia ab – die angeschlagene Airline wird in der Corona-Krise verstaatlicht. Das beschloss die Regierung des Landes am Dienstag. Allerdings muss die EU noch zustimmen.

Alitalia wird verstaatlicht
Foto: Patrick Zwerger

Weder Delta noch Lufthansa kommen bei Alitalia zum Zug: Italiens Regierung hat am Dienstag eine Verstaatlichung der Fluggesellschaft beschlossen. Alitalia werde in einer "neuen Gesellschaft" aufgehen, die vom Wirtschafts- und Finanzministerium oder einem Staatsbetrieb kontrolliert werde, heißt es in einer knappen Mitteilung aus Rom.

Die Verstaatlichung von Alitalia ist Teil eines Maßnahmenpakets, mit dem die Regierung die Wirtschaft in der Corona-Krise stützen will.Alitalia ist seit dem Ausstieg von Etihad Airways insolvent, die Airline hangelt sich seit 2017 mit Staatskrediten durch. Erst im Dezember stockte Rom die Kreditlinie um 400 Millionen auf 1,3 Milliarden Euro auf. Mit dem Geld sollte Alitalia Liquidität erhalten. Als neuer Insolvenzverwalter wurde der Anwalt Giuseppe Leogrande eingesetzt. Parallel wurde ein Käufer gesucht. In dieser Woche sollte dafür eine wichtige Etappe genommen werden. Alitalia gilt mit rund 10 000 Arbeitsplätzen als nationales Symbol.

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Höhere Gewalt?

Auch Lufthansa war im Gespräch als Interessent. Doch die Deutschen wollten nur durchsanierte Teile des Unternehmens übernehmen. Dann brach wegen des Coronavirus-Ausbruchs der Reisemarkt ein, Verbindungen mussten gestoppt werden. Einige italienische Flughäfen machten für Passagiere ganz dicht. Unter diesen Voraussetzungen, so die Überlegung, könnte die italienische Regierung bei den EU-Behörden "höhere Gewalt" als Grund für die Verstaatlichung geltend machen. Gut möglich, dass die EU-Kommission trotz der bereits zuvor desolaten Lage bei Alitalia dieser Argumentation tatsächlich stattgibt: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) sprach bereits ausdrücklich davon, entsprechende EU-Beihilferegeln zu lockern, um Bürgern und Unternehmen in den einzelnen Mitgliedsstaaten unter die Arme zu greifen.

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Erscheinungsdatum 10.05.2024