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Eintracht will Schweizer Juwel holen - Hütter voll des Lobes

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Champions League kann er auch: Djibril Sow (links), hier gegen Manchesters Marcus Rashford.
Champions League kann er auch: Djibril Sow (links), hier gegen Manchesters Marcus Rashford. © afp

Die Frankfurter Eintracht will den Berner Techniker Djibril Sow unbedingt verpflichten.

Frankfurt - Man kann nicht behaupten, dass der von Eintracht Frankfurt bezirzte Djibril Sow in der Bundesliga tiefe Spuren hinterlassen hat. Der heute 22-Jährige hatte es hierzulande schon einmal probiert, 2015, blutjung war er, 18 Jahre alt, seinerzeit wechselte der Schweizer zu Borussia Mönchengladbach, sollte behutsam aufgepäppelt und auf eine große Karriere vorbereitet werden. 

So ganz hat das nicht geklappt, der hochveranlagte Mittelfeldspieler hat fast immer nur in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga spielen müssen, für eine einzige Minute durfte er mal in der Bundesliga mittun, das war am 31. Spieltag der Saison 2016/17 in Mainz, er kam immerhin noch auf zwei Kurzeinsätze und zwölf weitere Minuten im DFB-Pokal. Und er leistete sich einen folgenschweren Fehlschuss aus elf Metern – ausgerechnet in einem verdammt wichtigen Spiel, ausgerechnet gegen den Klub, der ihn jetzt unbedingt verpflichten will (und dafür ganz schön tief in die Tasche greifen müsste): Eintracht Frankfurt.

Hütter nahm Djibril Sow in Bern unter seine Fittiche

Es war schon eine sonderbare Idee des damaligen Borussen-Trainers Dieter Hecking, den jungen Herrn Sow als Schützen im Elfmeterschießen des DFB-Pokalhalbfinals in Mönchengladbach zu nominieren. Man muss sich das mal vorstellen: Der Offensivakteur hatte zuvor in fast zwei Jahren genau drei Minuten für die Borussia-Profis gespielt, ebenfalls im Pokal, zweite Runde gegen den VfB Stuttgart, und dann beorderte Coach Hecking ihn zum Punkt im Showdown, sechs Gladbacher und sechs Frankfurter hatten getroffen, je einer verschossen.

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Klar, Sow ist ein Spieler mit feiner Technik, für gewöhnlich ein guter Schütze, doch wie kann man einem 18-Jährigen ohne Spielpraxis und ohne Profierfahrung in einem solchen Krimi vor einem Millionenpublikum eine solche Last aufbürden? „Das war gewaltig, dieser Druck, als ich von der Mittellinie nach vorne lief“, erinnerte sich der Profi einstmals. Er war diesem Druck nicht gewachsen, Eintracht-Torwart Lukas Hradecky parierte seinen Schuss, 7:7 stand es da insgesamt, und Sekunden später schoss der Frankfurter Stürmer Branimir Hrgota die Eintracht ins Finale nach Berlin und hinauf in den Fußballhimmel. Sow, der junge Unglücksrabe, war untröstlich. Daran hatte er zu knabbern.

Hütter lobt Djibril Sow

Wenige Wochen später schloss sich der Züricher mit senegalesischen Wurzeln dem Schweizer Erstligisten Young Boys Bern an, Trainer damals: Adi Hütter. Der heutige Eintracht-Coach nahm den talentierten, aber unfertigen Spieler unter seine Fittiche, er erkannte sein Potenzial schnell: „Er ist ein großartiger Fußballer, spielfreudig, torgefährlich, intelligent.“ Ähnlich urteilte Young-Boys-Sportchef Christoph Spycher, einst Kapitän der Eintracht: „Er besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten.“ Selbst der Schweizer Nationaltrainer fiel in die Lobeshymnen mit ein. „Er bringt alles mit, um im Nationalteam irgendwann eine prägende Rolle zu übernehmen“, sagte Vladimir Petkovic. Und die „SonntagsZeitung“ titelte: „Der Talentierteste unter den Talentierten.“

Das alles war umso bemerkenswerter, da der junge Mann ja gar keine Erfahrung mitbrachte. Die „Berner Zeitung“ nannte ihn daher „das Phantom des Schweizer Fußballs“, denn: „Die Experten schwärmen von ihm, aber kaum einer aber hat ihn je auf Profiniveau spielen sehen. Das hört sich alles ein bisschen surreal an.“

Das hat sich geändert, Adi Hütter machte den Techniker 2017 direkt zum Stammspieler, dieser zahlte es mit Leistung zurück – am Ende stand, man kennt die Geschichte, die erste Berner Meisterschaft nach 32 Jahren. Es flatterten einige Angebote hinein, aus Italien von Sampdoria Genua etwa, das rund zehn Millionen Euro zahlen wollten. Christoph Spycher sagte ab. Auch weil der Spieler sich noch nicht reif genug fühlte und ein weiteres Jahr bleiben wollte. Das ist nun vorüber, die 24 Monate in Bern haben Sow, der Paul Pogba und Cesc Fabregas zu seinen Vorbildern zählt, gut getan, er möchte es noch einmal im Ausland zu probieren. Er sei bereit, findet auch Fabian Ruch, Redakteur der „Berner Zeitung“, der es so umschreibt: „Sein Aufstieg ist atemberaubend, ein Ende der Entwicklung nicht abzusehen. Er ist auf der Überholspur.“ Ein Hoffnungsträger in der Nati sowieso.

Bern wird Djibril Sow nicht halten können

Die Young Boys werden Überflieger Sow, den Ruch als „reif, selbstbewusst, allürenfrei und bescheiden“ beschreibt, nicht halten können, das wissen sie. Aber sie wollen Kasse machen, weit mehr als zehn Millionen wird der Verein zahlen müssen, der den verkappten Spielmacher, der eher „Acht“ als „Zehn“ ist, unter sein Dach holen will. Für die Eintracht spricht ihre jüngste Geschichte, die Wellen der Begeisterung, das Auftreten in Europa – und Trainer Hütter, der den Spieler auf ein anderes Level hievte. „Ich werde genau überlegen, wohin ich gehe. Das Gesamtpaket muss stimmen“, sagt Sow. „Am wichtigsten aber sind für mich Klub und Trainer.“ Punkte, die für die Eintracht sprechen.

Hütter ist überzeugt, den dynamischen Fußballer nochmals weiterentwickeln zu können, vielleicht auch vor des Gegners Kasten, denn eine Schwäche lässt sich alleine schon an den Zahlen ablesen: Sow hat in 77 Pflichtspielen für Bern nur vier Tore erzielt (elf Vorlagen). Das geht, natürlich, deutlich besser. „Ich treffe nicht so oft“, räumt der Stratege selbst ein. Daran will er arbeiten. Vielleicht schon bald gemeinsam mit seinem Ziehvater Adi Hütter.

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