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Einmal den letzten Satz haben

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Kunstbande: Hedwig Fassbender, Katharina Wiedenhofer, Magdalena Wiedenhofer (v. l.n.r.).
Kunstbande: Hedwig Fassbender, Katharina Wiedenhofer, Magdalena Wiedenhofer (v. l.n.r.). © Daniel Blattmann

Eine Familien- und Künstlerinnengeschichte: „KunstReGeN“ im Titania.

Und wo ist nun eigentlich Vanessa? Vielfach wird nach ihr gerufen an diesem Abend, aber dann müssen doch die drei Bühnenkünstlerinnen stets selbst ran beim Bodenwischen, Schminken, Requisit bereitlegen. Von den Freuden, aber auch Mühen und Ärgernissen eines künstlerischen Berufs erzählen die Mezzosopranistin Hedwig Fassbender (man kann sie auch aus der Frankfurter Oper kennen), die Tänzerin und Choreografin Katharina Wiedenhofer, die Schauspielerin Magdalena Wiedenhofer – und das Besondere an ihrem gemeinsamen Abend im Frankfurter Titania ist, dass sie alle miteinander verwandt sind. Das schließt, auf Video, Lea Wiedenhofer ein, die noch zur Schule geht, aber bereits tanzt, singt, spielt und zudem die Enkelin Hedwig Fassbenders ist.

Liegt Kreativität in den Genen? Und liegt, möglicherweise, dann noch mehr in den Genen, nämlich eine erhöhte Gefahr, an einer Psychose oder Schizophrenie zu erkranken? Die drei Künstlerinnen tippen dieses Thema nur an, beschäftigen sich aber ausführlicher mit MeToo- und ähnlichen Drangsalierungs-Fragen.

Bitte mal den letzten Satz

Die Schauspielerin soll sich nicht so anstellen, „so ’n bisschen ausziehen“ und bitte anmutig sterben. Sie träumt allerdings davon, einmal in einem Stück den letzten Satz zu haben und nicht zu diesem Zeitpunkt bereits tot sein zu müssen. Die Tänzerin hört immer nur „Füße, Füße, Füße!“ und dass sie doch hoffentlich eine Kinderbetreuung hat. Die Opernsängerin passt nicht mehr ins Kleid, merkt, dass ihre Stimme seit den Wechseljahren nicht immer ganz zuverlässig ist, merkt auch, dass nicht sie entscheidet, wann sie aufhören will, sondern dass sie „aufgehört wird“.

Die drei Frauen sind selbstironisch und witzig, rechnen mit ihrer Arbeit, mit herrischen Choreografen und Regisseuren ab, aber doch auch mit sich selbst, ihren Macken und (Familien-)Problemen. Katharina hat, Mist, Leas Klassenfahrt vergessen, hat versäumt, ihr Geld zu geben. Katharina musste aber einst am Bühnenrand – dort, wo der Feuerwehrmann saß –, warten und schlafen, während ihre Mutter einen Auftritt hatte. Hedwig Fassbender macht ein paar Yogaübungen und singt die bekannten Zeilen über die Zeit aus dem „Rosenkavalier“: „In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in meinen Schläfen fließt sie.“

Torsten Knoll begleitet dabei am Klavier. Und Regisseurin Celestine Hennermann hat den dreien geholfen, den Abend in Form zu bringen, der charmant und anrührend wahrhaftig ist.

Titania, Frankfurt: 15., 16. Mai, 18., 20. Juni. titania-theater.com

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