Datenschutz: Google-Login meldet sich auch in Chrome an
Das Profilbild des Google-Accounts erscheint plötzlich im Chrome-Browser, obwohl noch kein Login in Chrome stattgefunden hat. Der Synchronisationsdienst wird laut Google nicht aktiviert. Welche anderen Daten geteilt werden, bleibt unklar - die Datenschutzhinweise erlauben einiges.
Seit dem Release von Chrome 69 führt ein Login auf einer Google-Webseite oder einem Google-Dienst automatisch zu einer Anmeldung in Chrome. Im rechten oberen Eck des Browsers wird das im Google-Account hinterlegte Profilbild eingeblendet. Eine Synchronisation aller Browserdaten wird laut Google nicht automatisch eingeleitet. Allerdings findet eine Verknüpfung des Google-Kontos mit dem Browser statt. Die Datenschutzhinweise des Chrome-Browsers erlauben Google jedenfalls, vormals lokale Daten auf seinen Servern zu speichern. Durch einen Blogpost des Kryptographieprofessors Matthew Green wurde das Verhalten bekannt.
Die Managerin Adrienne Porter Felt, die bei Google für Chrome zuständig ist, betont auf Twitter, dass es sich bei der gleichzeitigen Anmeldung in einem Google-Dienst und dem Chrome-Browser nicht etwa um ein Problem handle, sondern um ein Feature: Man könne sich nun zentral aus dem Browser und den Google-Diensten ausloggen. Man solle die Funktion keinesfalls mit dem in Chrome integrierten Syncing-Dienst verwechseln, vielmehr zeige das Profilbild nur, dass der Nutzer zurzeit in einem Google-Dienst eingeloggt sei.
Diese Verknüpfung zwischen dem Browser und Google sei jedoch bereits fragwürdig, kritisiert Matthew Green, Professor an der Johns-Hopkins-Universität. Um das Profilbild des Google-Kontos mitsamt einer Logout-Funktion im Chrome-Browser darstellen zu können, müssen der Browser und das Google-Konto kommunizieren.
Eine Anmeldung mit Google-Konto im Chrome-Browser versetzt diesen laut den Datenschutzhinweisen in einen völlig anderen Modus. Daten werden nicht mehr nur lokal verarbeitet, sondern können auch auf Google-Server übertragen werden. Dies soll, so die Aussage von Google, allerdings erst geschehen, wenn der Syncing-Modus des Browsers explizit eingeschaltet wird. Wie so häufig bei den Themen Google und Datenschutz ist es kompliziert und undurchsichtig.
Die Datenschutzhinweise des Chrome-Browsers beschreiben den Modus wie folgt:
"Wenn Sie sich mit Ihrem Google-Konto im Chrome-Browser oder auf einem Chromebook anmelden, werden Ihre persönlichen Browserdaten auf Google-Servern gespeichert und mit Ihrem Konto synchronisiert. Diese Informationen können Folgendes beinhalten: Browserverlauf, Lesezeichen, Tabs, Passwörter und Autofill-Informationen, sonstige Browsereinstellungen, wie z. B. installierte Erweiterungen".
Google verneint zwar einen Sync der Daten, bleibt jedoch äußerst wortkarg in Bezug auf andere Daten oder Informationen, die durch die Verknüpfung des Browsers mit dem Google-Konto entstehen oder übertragen werden. Google wird vorgeworfen, den Nutzern die Wahlfreiheit zu nehmen, ob diese die Funktion überhaupt nutzen wollen, geschweige denn sie vor der Einführung der neuen Funktion zu informieren. Die Sorge steht im Raum, dass Google die Datensammlung erst später aktivieren könnte, wenn sich die Aufmerksamkeit gelegt hat. Gegenüber Green kündigte Google mittlerweile an, die Datenschutzhinweise des Browsers klarer zu formulieren.
Matthew Green bereitet auch das Design der neuen Funktion Kopfzerbrechen. Werde auf das eingeblendete Profilbild geklickt, öffne sich ein Menü mit einem großen, blauen Button, auf dem der Schriftzug "Synchronisieren als Matthew" eingeblendet würde. Das Design ließe die Nutzer im Unklaren, ob eine Synchronisation bereits stattfinde oder ob diese durch einen Klick auf den Button eingeleitet werde. Möglicherweise reiche nur ein versehentlicher Klick und man teile alle im Browser hinterlegten, sehr persönlichen Daten mit Google.
Google Chrome Opt-out
Matthew Green erklärt, den Chrome-Browser nicht weiter verwenden zu wollen, auch an anderer Stelle gibt es Aufrufe, den durch Datenschutzskandale gebeutelten Browser zu verlassen und auf Alternativen wie Mozillas Firefox, den Tor-Browser oder auf eine Google-freie, aber veraltete Variante des Chrome-Browsers namens Ungoogled Chromium zu wechseln.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, zumindest die Verknüpfung zwischen dem eigenen Google-Konto und dem Chrome-Browser aufzuheben. Hierzu muss in Chrome folgende Einstellung auf Disabled gesetzt werden: Identity consistency between browser and cookie jar. Um an die Einstellung zu kommen, muss in die Adressleiste folgende Adresse eingegeben werden: chrome://flags/#account-consistency.
Chrome Sync liefert Datenfundus für Google
Der Syncing-Dienst des Browsers dient dazu, auf mehreren Geräten immer denselben Stand vorzufinden: Die Lesezeichen, Downloads, Plugins, der Browserverlauf, die gespeicherten Passwörter, Cookies, die Offlinedaten von Webseiten und die individuellen Eingaben in Formularfelder werden auf Google-Server übertragen und dort von jedem angemeldeten Browser auf verschiedenen Geräten synchronisiert. Diese an sich schon sehr persönlichen und sicherheitsrelevanten Daten lassen oft Rückschlüsse auf sehr Intimes wie etwa die Religionszugehörigkeit, sexuelle Vorlieben oder politische Meinungen zu.
Wie bei den meisten Google-Diensten will das Unternehmen auch hier die Daten der Nutzer monetarisieren. Die Daten werden daher standardmäßig nicht - wie beispielsweise bei dem Syncing-Dienst des Browsers Firefox - verschlüsselt auf den Servern abgelegt, sondern im Klartext. Dieser wird von Google, gemeinsam mit vielen weiteren Daten, die das Unternehmen durch seine Dienste sammelt, zusammengeführt und ausgewertet, um den Personen hinter den Daten möglichst wirksame, das heißt zum Kauf animierende Werbung anzuzeigen. Mit diesem System verdient das Unternehmen jedes Jahr viele Milliarden.
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