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Streik in Kassel: Mercedes legt Arbeit nieder - nur einer kam zur Nachtschicht

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Kassel. In Kassel geht der Streik der Mitglieder der IG Metall am Freitag weiter. Mit dabei ist die Belegschaft von Mercedes-Benz - zur Nachtschicht kam nur ein Mitarbeiter.

Aktualisiert um 15.20 Uhr - Gegen 7.30 Uhr gab es am Freitag - dem vorerst letzten Tag der 24-Stunden-Streiks - eine Kundgebung vor dem Werk am Mercedesplatz im Stadtteil Rothenditmold. Um 8 Uhr waren dann fast alle Streikenden am Streikzelt in der Nordstadt angekommen. 

Es kam kurzzeitig zu Verkehrsbehinderungen: Die Polizei sperrte für den Streikzug die Strecke zwischen dem Werk am Mercedesplatz und der Wiener Straße, wo sich das Zelt befindet. Laut Elke Volkmann von der IG Metall Nordhessen sind in Nacht- und Frühschicht bisher insgesamt 1200 Beschäftigte von Daimler in Kassel dem Aufruf gefolgt.

In der Nacht auf Freitag war es ruhig im Zelt, die ersten Kundgebungen gab es erst am Freitagmorgen. Die Nachtschicht von Mercedes-Benz streikte aber schon. Für eine Person wurde es vermutlich ziemlich einsam: Nur ein einziger Arbeiter sei ins Werk gekommen, sagt Elke Volkmann. "Was er dort alleine gemacht hat, kann ich auch nicht sagen", sagte Volkmann lachend.

Im Zelt gab es am Freitagmorgen dann noch eine Kundgebung, die etwa eine Stunde dauerte. 

Jörg Köhlinger, Verhandlungsführer der IGM
Kämpft für die Mitglieder seiner Gewerkschaft: Jörg Köhlinger, Verhandlungsführer der IG Metall. © Jochimsen

Das Streikzelt in der Nordstadt

Das Ziel der Streikenden in Kassel ist auch am Freitag ein beheiztes Zelt im Stadtteil Nord-Holland. Dort gibt es Kundgebungen der Gewerkschaftsvertreter. Außerdem wird Kaffee ausgeschenkt und die Metaller haben dort Möglichkeit, sich ein wenig aufzuwärmen.

Das Zelt hat aber auch eine andere wichtige Funktion: Die Metaller melden sich dort offiziell zum Streik. Sie lassen sich registrieren. Nur so haben sie Anspruch auf das Streikgeld. Der Betrag entspricht rund dem Netto-Verdienst für einen normalen Arbeitstag. Wer registriert wurde, darf - ohne Konsequenzen fürchten zu müssen - nach Hause gehen. 

So lief der Streik am Donnerstag ab

Die Angestellten, die am Donnerstag in Streik getreten waren, haben diesen am Freitagmorgen beendet. Laut Volkmann sei die Stimmung durchweg gut gewesen. Volkmamn schätzte am Freitagmorgen, dass am Vortag etwa 80 bis 90 Prozent der Arbeiter gestreikt haben. Bei den bestreikten Unternehmen sei jedenfalls "nichts mehr gegangen".

Am frühen Donnerstagmorgen gab es einen Demo-Zug zum Industriepark Werk Mittelfeld, rote Fahnen wurden geschwenkt. Für Autofahrer kam es zu Einschränkungen und Behinderungen im Straßenverkehr, die aber noch am Vormittag behoben waren. Die Polizei begleitete die Demo, die um 8 Uhr startete.

Etwa 1000 Mitarbeiter von Rheinmetall, Bombardier und Senoir Flexonics sowie Delegationen anderer Kasseler Betriebe versammelten sich schließlich zu einer Kundgebung im Streikzelt an der Wiener Straße. Am Abend kamen dann auch die Beschäftigten des Mercedes-Benz Werkes hinzu. 

Laut Elke Volkmann von der IG Metall in Nordhessen gab es am Donnerstag kaum Streikbrecher.

Auch in Baunatal wurde gestreikt. Die VW-Belegschaft traf sich schon um 4.30 Uhr am Haupttor der Werkes. 2004 hatte es zuletzt einen Warnstreik im Werk Kassel gegeben. Fast die komplette Nachtschicht hatte zum Auftakt am Streik teilgenommen. Das waren geschätzt zwischen 1000 und 1500 Leute.

Den kompletten Rückblick auf den Streik der IG Metall am Donnerstag in Kassel und Umgebung haben wir in einem anderen Artikel aufbereitet.

Prämie für Mercedes-Benz Beschäftigte

Viele Mitarbeiter des Achsenwerks von Mercedes-Benz bekommen bald die höchste Prämie, die der Konzern in seiner Geschichte je ausgezahlt hat. Es gibt 5700 Euro für jeden, der einen Tarifvertrag hat, weil der Ertrag im Jahr 2017 i(1es waren insgesamt 10,5 Mrd. Euro) außergewöhnlich gut war. Wann bekommen die Beschäftigen in Kassel ihr Geld? Der Bruttobetrag von 5700 Euro soll mit den April-Abrechnungen bei den Werkern auf den Konten eintreffen. Die Prämie hat nichts mit dem Streik zu tun.

Wo gibt es überall Streiks der IG Metall?

Die Streiks der IG Metall laufen in ganz Deutschland. Entsprechend sind sie nicht auf Nordhessen beschränkt und betreffen alle Bezirke der Gewerkschaft. Die Streiks sind für jeweils 24 Stunden angesetzt. In der Streik-Geschichte der Bundesrepublik gab es das so bisher noch nie. 

Schon am Mittwochabend, 31. Januar 2018, starteten die ersten Betriebe mit der Niederlegung der Arbeit: In Nordhessen gehörte unter anderem Senior Flexonics mit Standort in Kassel dazu. 

Die dreitägigen Warnstreiks gehen nun zu Ende. Aller Vorraussicht nach wird am Montag, 5. Februar, wieder zwischen Arbeitgebern und IG Metall verhandelt werden. Innerhalb dieser Verhandlungen wäre das dann die sechste Runde.

Forderungen der IG Metall im Tarifstreit:

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