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Burger, Insekten und Veggie: So schmeckt das Street Food Festival Kassel

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Pulled Pork Burger sind ein Grilltrend, der es insich hat.
Street Food Festivals sind beliebt: Pulled Pork Burger sind ein Grilltrend, der es in sich hat. © picture alliance / dpa

Bratwurst auf dem Stadtfest war gestern. Wer hip sein will, isst Pulled Pork und Veggie-Wraps - wie vom 6. bis 8. April in der Kasseler Stadthalle. Alle Infos zu Europas größtem Street Food Festival.

Was ist Street Food überhaupt?

Die Zwischenmahlzeit, die aus einem Imbisswagen verkauft wird, und längst das große Ding in der Gastro-Szene ist. Mit dem Bratwurststand vom Stadtfest hat Street Food jedoch so viel zu tun wie ein Fünf-Sterne-Lokal mit McDonald's. Der Trend-Imbiss besteht aus Speisen aus der ganzen Welt, von Spezialitäten aus Fernost über italienisches Bruschetta bis zu nordamerikanischem Pulled Pork.

Begonnen hat der Trend in den USA, als viele Restaurants in der Krise waren. Die Köche bauten daraufhin kleine Transporter um, fuhren mit ihnen in die Innenstädte und verkauften dort ihre frisch zubereiteten Menüs zum Mitnehmen.

Einer der ersten war der aus dem sächsischen Hoyerswerda stammende Rolf Babiel, der 2005 als bester Street-Food-Verkäufer New Yorks ausgezeichnet wurde. Sein Leben hat die Regisseurin Kerstin Aldenhoff in ihrer Film-Doku "Der Bratwurstkönig von New York" erzählt.

Was gibt es auf dem Street Food Festival zu essen?

Mit dem Festival kommt vom 6. bis 8. April die ganze Welt kulinarisch nach Kassel in das Kongress Palais. Mehr als 70 Trucks und Stände werden im Konzertgarten hinter der Halle sowie im Rosengarten Platz finden. Dort gibt es fast alles, was man essen kann. Bei der Premiere im vorigen Jahr reichte die Palette von Spezialitäten aus Frankreich, Tibet und Israel über Tiroler Käse bis zu Kiwi Steaks aus Neuseeland. Dazu gibt es Craft Beer aus Kassel und der ganzen Welt.

Die Schleckermeile ist zugleich Treffpunkt, wie Daniel Heuer vom Veranstalter, der Street Art Event GmbH aus Magdeburg, versichert: "Man kann den Köchen beim Zubereiten zuschauen und Fragen stellen."

Mit diesem Konzept hat die Firma innerhalb von drei Jahren angeblich Europas größtes Street Food Festival auf die Beine gestellt. Fast 50 Veranstaltungen organisieren die Magdeburger im Jahr - von Hannover bis Zwickau.

Bei der Premiere in Kassel kamen vorigen Sommer mehr als 10.000 Besucher, obwohl der Termin in den Ferien lag. Diesmal rechnen die Veranstalter mit noch mehr Gästen. "Essen und Trinken geht immer, aber Frühjahr ist für uns der bessere Termin", sagt Heuer.

Kostet das Street Food Festival Eintritt?

Ja, Besucher ab 14 Jahren bezahlen drei Euro. Das ist ungewöhnlich für ein Street Food Festival. Die Konkurrenzveranstaltung etwa, die am ersten Juni-Wochenende von einer Kölner Agentur auf dem Kasseler Friedrichsplatz organisiert wird, ist umsonst. "Der Eintritt ist unserer Größe geschuldet", sagt Heuer, dessen Firma unter anderem Dienste für Sicherheits-, Sanitäts- und Reinigungsdienste engagiert. Offiziell heißt der Eintritt jedoch Kulturbeitrag. Denn neben unendlich viel Essen gibt es eine Band, die irische Musik spielt, DJs, ein Kinderland mit Trampolin sowie eine Attraktion aus dem "Guinness-Buch der Rekorde": Dort ist der Südafrikaner Gregory da Silva mit dem größten Eierhut der Welt notiert. Vor drei Jahren stellte er mit einem knapp zwei Meter hohen Hut aus 735 frischen Eiern eine beeindruckende Bestmarke auf. Für jeden Auftritt bastelt sich da Silva einen neuen - da kann man nur den Hut ziehen.

Was sind die neuen Trends?

Besonders gefragt waren bei der Premiere in Kassel vegane und vegetarische Speisen: "Vor allem im Osten kann man nicht genügend Fleisch anbieten. In Kassel war vegetarisches Essen hingegen ein großes Thema", hat Heuer beobachtet. Veggie-Fans werden in Kassel also besonders auf ihre Kosten kommen. Und allgemein wird südostasiatische Küche immer beliebter. In Ländern wie Thailand ist Street Food seit jeher zuhause. Traditionelle deutsche Stadtfeste haben sich dagegen überholt, wie Heuer glaubt: "Street Food spricht eine ganz andere Generation an." Das sind vor allem die Jüngeren, die ungewöhnliche Kreationen auch gleich bei Instagram posten. Die Gäste in Kassel waren voriges Jahr zwischen 2 und 82 Jahren alt. "Unsere Zielgruppe sind junge Familien, die mit Kinderwagen, Arbeitskollegen und den Großeltern kommen", sagt Heuer.

Macht Street Food die Esskultur kaputt?

Eher nicht. Festivals wie in Kassel sind auch deswegen so beliebt, weil die Leute wissen wollen, was bei ihnen auf den Teller oder in die Hand kommt. Das Bewusstsein für eine gesündere Ernährung ist größer geworden im Vergleich zu früher, als man schnell Currywurst und Buletten wahllos in sich reinstopfte.

Vieles, das man in Kassel essen kann, sieht nicht mehr aus wie Fast Food - und trotzdem ist es praktisch und kann schnell zwischendurch gegessen werden. Manche Soziologen prophezeien sogar, dass Street-Food-Stände bald der Marktplatz sein werden, an dem man sich austauscht.

Dort kann man zum Beispiel darüber diskutieren, ob Insekten besser mit Schokolade, Knoblauch oder pur mit Dip schmecken. Was sich anhört wie der Speiseplan von abgehalfterten Prominenten aus dem Dschungelcamp, war voriges Jahr ein Renner in Kassel. Das Street Food Festival ist also auch eine Mutprobe.

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