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ESC 2017: Portugiese Salvador Sobral erobert die Herzen

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Bruder-Schwester-Song erobert die Herzen der Zuschauer.
Bruder-Schwester-Song erobert die Herzen der Zuschauer. © dpa

München - Salvador Sobral, der Teilnehmer aus Portugal beim Eurovision Song Contest 2017 in Kiew gilt als Geheimfavorit. Mit seinem Song verzaubert er ganz Europa.

Der „Retter Portugals“ wird Salvador Sobral in seinem Heimatland genannt. „Salvador“ bedeutet nämlich auf Portugiesisch der „Retter“ oder „Erlöser“. Das hat auch einen Grund, denn sollte der etwas verletzlich wirkende Sobral mit seiner Ballade „Amar pelos dois“ (übersetzt "Liebe für zwei") im ESC-Finale am 13. Mai nur unter die Top-Fünf kommen, wäre es der größte Erfolg der langen portugiesischen ESC-Geschichte.

Ganze 49 Mal nahmen die Iberer beim Grand Prix teil, ohne jemals nur in die Nähe der Top-Platzierungen gekommen zu sein. Den größten Erfolg feierten die Portugiesen vor 21 Jahren beim Eurovision Song Contest 1996 in Oslo. Damals erreichte Lúcia Moniz mit dem Titel „O meu coração não tem cor“ nur den sechsten Platz. 

Jetzt könnte der 27 Jahre alte Salvador Sobral den Eurovision Song Contest endlich nach Portugal holen. Und mal ganz ehrlich, wer würde den Portugiesen zum goldenen Jubiläum der ESC-Teilnahme nicht die Ausrichtung im eigenen Land gönnen. 

ESC 2017: Die großen Favoriten heißen Italien und Portugal

In Kiew heißt es sowieso nur noch: Italien oder Portugal. Dabei könnte der Kontrast zwischen den beiden Favoriten größer nicht sein. Der Italiener Francesco Gabbani sorgt mit seinem Song „Occidentali’s Karma“ für Gute-Laune-Stimmung „A la Italiana“ und nimmt das Publikum sofort mit. Und auch die jodelnden Rumänen und der Bulgare Kristian Kostov rechnen sich Chancen auf den Sieg beim ESC aus. 

Dagegen kehrt bei der Jazz-Ballade des Portugiesen eine romantische Stille ein. Fast regungslos wirkt er bei seinem Solo-Auftritt, dem er durch befremdlich wirkende Kopfbewegungen so viel Ausdruck verleiht. Beim ESC-Halbfinale am Dienstag sah es so aus, als ob Sobral vom Publikum regelrecht verschlungen wird, aber doch irgendwie selbstbewusst auftritt.  

Vor allem verzichtet der 27-Jährige bei seiner Performance völlig auf eine spektakuläre Show mit Tänzern, Lasereffekten und Pyrotechnik. Stattdessen singt er seinen Song mit Gefühl und eroberte damit schon Anfang März beim portugiesischen ESC-Vorentscheid "Festival da Canção" in Lissabon die Herzen der Zuschauer. 

ESC 2017: Das adlige Geschwister-Duo aus Lissabon

Beim ersten Semi-Finale überzeugte er durch seine melancholische Eigenart nicht nur die Fans in Kiew, sondern verbesserte auch gleich seine Wettquoten. Nach der aktuellen Quotenliste des Portals eurovision.com, steht er auf Platz zwei, direkt hinter Top-Favorit Italien

Bei seinem Song „Amar pelos dois“ handelt es sich übrigens um eine Bruder-Schwester-Koproduktion. Den Liedtext und die Komposition verfasste seine ältere Schwester Luisa Sobral, die vor Jahren in Portugal eine Karriere als Jazz-Musikerin startete. 

Jetzt präsentiert das Geschwister-Duo seinen Song und die eigenständig entworfene Performance einem Million-Publikum. Dabei stand Sobrals Auftritt kurz vor dem Halbfinale auf der Kippe, denn der 27-jährige soll aufgrund einer Herzerkrankung nicht an den Proben teilgenommen haben, berichtete das britische Nachrichtenportal Mirror

Spekulationen, dass an seiner Stelle Schwester Luisa das Lied für Portugal singen soll, wehrte sie umgehend ab, berichtet das Portal eurovision.de. "Nein, mein Bruder ist nicht krank, nur braucht er ein medizinisches Team für seine Versorgung", sagte Luise vor dem Halbfinale. 

Portugals Kandidat Sobral: Nach dem Jazz-Studium direkt zum ESC

Eigentlich wollte Salvador Sobral Psychologie studieren. Sein Studium hat er allerdings vorzeitig abgebrochen, um Musiker zu werden. Nach einer längeren Inspirationsreise durch die USA studierte er schließlich Jazz an der berühmten katalanischen Musikschule „Taller de Músics“ in Barcelona. 

Mit dem großen Erfolg beim Eurovision Song Contest habe er überhaupt nicht gerechnet, sagte er bei der Pressekonferenz nach dem Einzug ins Finale. Vor allem war er über den großen Zuspruch aus dem Publikum sehr überrascht, da viele der Zuschauer den portugiesischen Text überhaupt nicht verstehen könnten. 

Aber genau darum geht es doch beim Eurovision Song Contest. Dass Sänger aus verschiedenen Nationen Songs auf ihrer Muttersprache singen. Viele der in Englisch gesungenen Lieder hörten sind in den beiden Semi-Finals fast identisch an. Sicherlich ist auch das ein Grund, wieso Italien und Portugal ganz oben auf der Favoriten-Liste stehen: weil beide Titel in der jeweiligen Muttersprache gesungen werden. 

Marko Orlovic

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