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Virologe Stöhr stichelt: „Das Irrlichtern des Karl Lauterbach“

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Der Virologe Klaus Stöhr wirft Gesundheitsminister Karl Lauterbach vor, weit entfernt von wissenschaftlichen Grundlagen zu sein. Ihm zufolge soll es bald „sehr entspannt“ werden.

Berlin – Die Omikron-Variante* wirbelt das Corona-Infektionsgeschehen* durcheinander. Doch mit welchem Ergebnis? Der Virologe Klaus Stöhr erwartet erst eine Durchseuchung in den kommenden Wochen, dann eine natürliche Immunisierung der Bevölkerung – und schließlich ein Auslaufen der Pandemie. Die mittlerweile weltweit dominierender werdende Corona-Variante ist hochansteckend - soll aber etwas milder verlaufen. In Deutschland liegt die Inzidenz laut RKI-Information vom Montagmorgen (17.01.2022) bei 528,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche.

„In den nächsten zwei bis drei Wochen wird es eine Unsicherheit geben, wie hoch die Inzidenz steigen wird. Danach werden sich durch die sehr starke Durchseuchung, die dann leider einsetzen wird, die man nicht abwenden kann, sehr viele Menschen die natürliche Immunität holen“, sagte Stöhr am Sonntagabend im Fernsehsender Bild.

Karl Lauterbach: Ungeimpfte nach Omikron-Ansteckung nicht immun gegen andere Corona-Varianten

Derweil bereiten Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach* (SPD) mit Blick auf den Herbst andere, bislang unbekannte Corona-Varianten Sorgen. „Der Ungeimpfte, der sich jetzt mit Omikron ansteckt, wird im Herbst gegen andere Corona-Varianten wenig Schutz haben“, twitterte er am Sonntag. „Omikron ersetzt Impfung nicht“, bekräftigte Lauterbach.

Der Gesundheitsminister stimmte auf Twitter einem Beitrag zu, demzufolge sich die Immunantwort von Ungeimpften auf die Omikron-Variante nur spezifisch gegen Omikron richtet. Diese Schlussfolgerung legten Forschungsergebnisse des Virologen Alex Sigal nahe. Demnach gebe es keine Grundimmunität gegen mögliche andere Corona-Varianten, so Lauterbach.

Zuvor hatte am selben Tag Virologe Klaus Stöhr ein Lauterbach-Interview geteilt und dazu getwittert: „Das Irrlichtern des Karl Lauterbach fällt jetzt sogar schon Fachfremden auf“. In dem Interview hatte Lauterbach erklärt, dass auch Ungeimpfte, die mit Omikron erkranken, im Herbst wahrscheinlich nur einen Infektionsschutz von deutlich unter 50 Prozent gegen eine mutierte Delta-Variante hätten. „Wie weit von der wissenschaftlichen Grundlage muss man sich in öffentlichen Ämtern entfernen, bevor die medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland sich zu Wort melden?“, fragte Stöhr in seinem Tweet.

Virologe Klaus Stöhr zu Omikron-Variante: Immunität wird auf Corona-Impfung „draufgepflanzt“

Beim Fernsehsender Bild schränkte Virologe Stöhr unterdessen ein, die Immunität werde „oben draufgepflanzt“ auf die Immunisierung durch Impfungen. Beides zusammen werde zu einem anhaltenden Immunschutz führen, sodass man auch nicht das vierte, fünfte, sechste oder siebte Mal boostern müsse. Im Herbst müsse man dann sehen, ob man den über 60-Jährigen noch einmal ein Impfangebot mache, so Stöhr.

Klaus Stöhr Virologe Epidemiologe
Virologe Klaus Stöhr im Oktober 2020 zu Gast bei „Markus Lanz“. © teutopress GmbH/Imago

Angesichts der Millionen Ungeimpften oder zumindest nicht vollständig Geimpften ist Vorsicht nach den Worten Stöhrs zwar weiter ganz wichtig. Dennoch gibt er sich überzeugt: „Im Frühjahr, Sommer dann wird es sehr entspannt.“

Virologe Christian Drosten: „Alle Menschen müssten sich früher oder später mit Sars-Cov-2 infizieren“

Auch der Virologe Christian Drosten sieht im häufig milderen Verlauf nach Ansteckung mit der Omikron-Variante eine „Chance“, in den endemischen Zustand zu kommen – „breite Immunität vorausgesetzt“. Das sagte er am Sonntag dem Tagesspiegel. Alle Menschen müssten sich früher oder später mit Sars-Cov-2 infizieren, meint er.

„Ja, wir müssen in dieses Fahrwasser rein, es gibt keine Alternative“, sagte Drosten. „Wir können nicht auf Dauer alle paar Monate über eine Booster-Impfung den Immunschutz der ganzen Bevölkerung erhalten.“ Das müsse das Virus machen.

Noch besteht akut die Gefahr, als ungeimpfte Person auf der Intensivstation zu landen und im schlimmsten Fall an der Ansteckung mit dem Coronavirus zu sterben. Eine Krankenschwester aus dem Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen berichtet über die Arbeit mit Corona-Patienten auf der Intensivstation.* (brk/dpa) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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