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Musik hören wie bei den Manns daheim: Ein Grammophon fürs Villino

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Im Einsatz für ein Grammophon, wie Thomas Mann eines hatte: Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim, Mark Pearson, Prof. Rainer Salfeld und Gernot Abendt im Tutzinger Ortsmuseum, wo das Gerät bis August steht. 
Im Einsatz für ein Grammophon, wie Thomas Mann eines hatte: Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim, Mark Pearson, Prof. Rainer Salfeld und Gernot Abendt im Tutzinger Ortsmuseum, wo das Gerät bis August steht. © Jaksch

Das Villino bekommt ein neues Grammophon. Nachdem das Häuschen in Feldafing, wo Thomas Mann einige Kapitel seines Romans „Der Zauberberg“ schrieb, demnächst renoviert wird und aktuell ungenutzt ist, kommt das Grammophon in der Thomas-Mann-Ausstellung im Tutzinger Ortsmuseum unter.

Tutzing/Feldafing Am Mittwoch stellten Prof. Rainer Salfeld als Vertreter der Villino-Eigentümerin Artemed-Klinik, Ausstellungskurator Gernot Abendt und Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim das Gerät vor.

Es ist ein „His Master’s Voice“ Nr. 192. Ein baugleiches Grammophon, ebenfalls mit Eichenkorpus, hatte Mann in seinem Besitz. Es wurde vermutlich im Münchner Bombenhagel zerstört. Das Gerät, das gerade im Tutzinger Ortsmuseum zwischengeparkt wird, stammt aus England. Der Grammophon-begeisterte Sontheim – er besitzt 60 – fand es bei der Internetrecherche auf einer Auktionsplattform, es wurde in England angeboten. Er informierte Salfeld, der seinen Freund Mark Pearson um Hilfe bat. Pearson wohnt in Feldafing, ist Engländer und war zum Zeitpunkt der Anfrage gerade bei seinen Eltern in London. Er ersteigerte es für 650 Euro. Nun ist die Freude in der Artemed-Klinik groß, dass wieder ein Grammophon ins Villino einziehen kann.

Bis zum Sommer vergangenen Jahres war bereits ein solches Gerät im Villino. Es zog zusammen mit Mann-Experte Dr. Dirk Heißerer aus, weil die Klinik das Villino selbst nutzen will, unter anderem wieder als Mann-Gedenkstätte. Das neue Grammophon, Baujahr etwa 1926 bis 1930, ist laut Sontheim in wesentlich besserem Zustand als das, was er für Heißerer besorgt hatte. „Das ist außergewöhnlich gut erhalten“, sagte Sontheim. Das erste Villino-Gerät steht im Hotel Kaiserin Elisabeth.

Thomas Mann war begeisterter Grammophon-Nutzer. Die Möglichkeit, konservierte Musik abzuspielen, war eine Sensation. „Früher konnte man nach dem Opernbesuch sich nur selbst ans Klavier setzen, um die Melodien nochmals zu hören“, verdeutlichte Abendt. Als Mann endlich ein Grammophon hatte, „hat er jeden Abend Konzert bei sich gemacht“, berichtete der Kurator der Mann-Ausstellung in Tutzing. Zur Präsentation spielte Abendt die Schelllack-Platte, die Mann im „Zauberberg“ beschreibt: Enrico Caruso und Johanna Gandski in „Aida“.

Bis 25. August bereichert das Gerät die Ausstellung in Tutzing. Bis es im Villino zugänglich ist, dauert es. Wie berichtet, wird das Häuschen saniert. Demnächst, so Salfeld, werde der Bauantrag eingereicht. Der Denkmalschutz habe schon sein Okay gegeben. 

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