1. Startseite
  2. Sport
  3. Eishockey
  4. SC Riessersee

Andreas Driendl: Der Mann, der die Raubkatzen füttert

KommentareDrucken

Strahlemann: Andreas Driendl nach dem Derby gegen Bad Tölz, das er mit drei Treffern entschieden hatte. 
Strahlemann: Andreas Driendl nach dem Derby gegen Bad Tölz, das er mit drei Treffern entschieden hatte. © Andreas Mayr

Andreas Driendl hat eine besondere Gabe: Dank seiner Übersicht sieht er mehr als andere auf dem Eis. Davon profitieren seine Nebenleute – egal, wie sie heißen.

Garmisch-Partenkirchen – Früher, als Andreas Driendl noch Fußball spielte, stellten ihn die Trainer ins Mittelfeld. Sie lobten den jungen Füssener für seine Übersicht und die Pässe, die irgendwie immer bei den Mitspielern landeten. Manche Sportler haben dieses Spielverständnis, manche nicht, sagt der SCR-Profi. „Ich hab’s immer gehabt – egal in welcher Sportart.“ Lernen könne man im Eishockey viele Tricks. Aber das Spielverständnis muss angeboren sein.

Driendl (31) nutzt es, um seine Nebenleute einzusetzen. In seinen DEL-Zeiten in Krefeld warteten regelmäßig die Kontingentstürmer auf den Flügeln wie hungrige Raubkatzen auf seine Pässe, weil sich die Coaches sicher waren: Driendl füttert sie schon. 2013 gelangen ihm einmal 35 Scorerpunkte. Nur 14 Deutsche standen in der gesamten Ersten Liga vor ihm in der Scorerliste. Manchmal setzten ihn die Krefelder auch auf Außen ein. Ihm war’s „eigentlich egal“, wo er auflief. Doch im Zentrum profitierte das ganze Team von seinen Fähigkeiten. Als Mittelstürmer fallen ihm wichtige Aufgaben in der Verteidigung zu. Auf dem Flügel könne man sich dagegen „ein bisschen ausruhen“.

Aber Driendls Motor braucht nicht viele Pausen. Gut, im Vorjahr wäre er froh über ein „bissl mehr Luft“ gewesen. In den schlimmsten Zeiten, im Januar und Februar, setzte ihn Trainer Tim Regan mehr als 30 Minuten ein. Ihm blieb keine Alternative, weil der Rest verletzt fehlte. Driendl gönnte sich selbst seine Pausen. Er nahm auf der Strafbank Platz. Natürlich hänge das mit den vielen Minuten, die ihn müde und mürbe machten, zusammen sagt er. Außerdem habe er ständig den Druck gespürt, „dass ich etwas zeigen muss“. Ralph Bader, damals Geschäftsführer und treibende Kraft hinter der Verpflichtung, hatte ihn bei der Präsentation als Eckpfeiler für die nächsten Jahre vorgestellt. Driendl nahm sich vor, diese Rolle zu erfüllen. In einer Mannschaft mit vielen Indianern, aber nur wenigen Häuptlingen, versuchte der Allgäuer, „Emotionen zu zeigen“. Meistens endeten seine wütenden Proteste bei den Schiedsrichtern – oder (noch schlimmer) in der Kühlbox. Mit 82 Minuten führte er die teaminterne Wertung an. Doch Driendl hat sich gebessert. 30 Minuten in 30 Partien sammelte er bislang – und rutschte auf Rang drei ab.

Bis 2019 hat Driendl noch Vertrag. Aber er möchte weiterspielen – in der Region.

Mit Richard Mueller und Lubor Dibelka verpflichtete Bader zwei weitere Stars für Zweitliga-Verhältnisse. Sie nahmen Verantwortung von dem Füssener. Während sich die Einsatzzeit reduzierte, stieg die Produktivität rasant an. Mit seinen vier Vorlagen gegen Frankfurt (6:3) verbesserte Driendl seine Ausbeute auf 47 Punkte (in 30 Partien), obwohl ein Virus die Flügelzange Mueller/Dibelka, die der Mittelstürmer für DEL-tauglich hält, niedergestreckt hatte. Neben ihm spielten also Jakob Mayenschein und Andreas Eder. Driendl gelang es, beide wie zwei weitere Puzzleteile aussehen zu lassen, die ebenso gut zu ihm passen. Sein Geheimnis: „Nix Besonderes.“ Er spiele nichts anders, er rede nur häufiger mit den Jungen, helfe ihnen, die passenden Entscheidungen zu treffen. „Sie machen oft das Richtige“, sagt er – nur noch nicht immer zum richtigen Zeitpunkt. Erfahrung nennt Driendl es.

Mit 31 Jahren – acht davon in der Ersten Liga – hat er viel erlebt im Eishockey. Noch hat der Füssener das Alter nicht erreicht, in dem man langsam ans Ende denkt. Er plant, so lange zu spielen, wie es geht. Gerne beim SC Riessersee, bei dem er einen Vertrag bis 2019 besitzt. Auf jeden Fall aber in der Region. Seine beiden Kinder besuchen in Füssen den Kindergarten. Vor dem Training bringt er sie hin, danach holt er sie, am Nachmittag unternimmt die Familie gemeinsam etwas. „Tagtäglich“ versuche er das, sagt Driendl. Die Vormittags-Einheiten beim SCR machen es möglich. Ob er über 2019 hinaus in Garmisch-Partenkirchen bleibt, ist offen. Bislang gab es keine Verhandlungen. In Richtung Geschäftsführer Udo Weisenburger sagt er: „Wenn der Udo denkt, dass er verlängern will, muss er mit mir reden.“

Auch interessant

Kommentare