Oberkrämer. Die Projektgesellschaft kündigt für den Ausbau von A10 und A24 weitere zahlreiche Vollsperrungen im nächsten Jahr an.

Die gute Nachricht für viele Autofahrer vornweg: Die für das Wochenende angekündigte Vollsperrung des nördlichen Berliner Rings (Autobahn 10) ist am Donnerstag von der Projektgesellschaft kurzfristig abgesagt worden. Ursprünglich sollte der Autoverkehr auf der A10 im Bereich des Dreiecks Pankow von Freitagabend bis Montagmorgen in beiden Fahrtrichtungen unterbrochen werden. Die Sperrung ist allerdings nur aufgeschoben. Die geplanten Bauarbeiten sollen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Berliner Ring wird mindestens zwölf Mal voll gesperrt

Ohnehin bedeutet das nur eine kleine Atempause für gestresste Autofahrer. Im kommenden Jahr müssen sie sich auf mindestens zwölf weitere Vollsperrungen auf A10 und A24 einstellen. Diese Zahl kündigte die Havellandautobahn GmbH mit Sitz in Oberkrämer (Landkreis Oberhavel) am Donnerstag bei einer Zwischenbilanz für das Milliardenprojekt an. Das sei aber weniger als in diesem Jahr, betonte das Unternehmen, das seit zwei Jahren im Auftrag des Bundes und des Landes Brandenburg in einer sogenannten öffentlich-privaten Partnerschaft den Ausbau des nördlichen Berliner Rings managt.

Warenströme per Lkw wachsen weiter

Seither sind die Fahrspuren schmaler als gewohnt, das erlaubte Höchsttempo liegt fast durchweg bei 60 Stundenkilometern. Um die Trasse fit zu machen für die weiter wachsenden Warenströme, die trotz aller Klimadebatten per Lkw vor allem zwischen Südosteuropa und den deutschen Seehäfen Hamburg und Rostock transportiert werden, wird die in die Jahre gekommene Schnellstraße seit Anfang 2018 ausgebaut. Die A10 und die A24 sollen dafür zwischen dem Dreieck Pankow und der Anschlussstelle Neuruppin auf insgesamt 65 Kilometer Länge von derzeit vier auf sechs Fahrspuren verbreitert werden. Beide Autobahnen gehören zu den meistbefahrenen Strecken der Hauptstadtregion.

38 Brücken müssen neu gebaut werden

Was simpel klingt, ist eine große bautechnische und logistische Herausforderung. Vor allem, weil fast alle Brücken, die in diesem Bereich über die Autobahn führen, nicht für die neue Durchfahrbreite ausgelegt sind. Aus diesem Grund müssen insgesamt 28 Überführungen erst abgerissen und anschließend durch Neubauten ersetzt werden.

Zehn Brückenbauwerke sind zusätzlich geplant. Die zweite Herausforderung: All das soll weitgehend bei laufenden Betrieb erfolgen. Eine lange Komplettsperrung der Autobahn, über die vor allem in den Sommermonaten Hunderttausende Berliner in Richtung Norden in den Urlaub fahren, wurde von der brandenburgischen Straßenverkehrsbehörden von Anfang an ausgeschlossen.

Ein Viertel der Strecke ist bisher erneuert

Trotz dieser nicht gerade leichten Rahmenbedingungen hat die Havellandautobahn GmbH am Donnerstag eine positive Zwischenbilanz gezogen. Wie das Unternehmen mitteilte, sind seit Baubeginn 34 von 120 Streckenkilometern erneuert worden. Darüber hinaus konnte gut ein Drittel aller Brückenbauwerke fertiggestellt werden.

Außerdem seien vier von elf Anschlussstellen, eine von sechs Park- und WC-Anlagen sowie vier von insgesamt geplanten 20 Kilometern Lärmschutzwände errichtet worden. In diesem Jahr sind laut Havellandautobahn die Arbeiten an insgesamt sieben Bauabschnitten begonnen worden. Man sei stolz, dass mit Ende des Jahres 2019 bereits fünf dieser Abschnitte zumindest in einer Richtungsfahrbahn fertiggestellt wurden, sagte Thomas Stütze, Technischer Geschäftsführer der Havellandautobahn GmbH.

Er räumte zugleich ein, dass das Baugeschehen auch viel Geduld und Verständnis von den Verkehrsteilnehmern erfordere. Vor allem in den vergangenen Wochen wurde die Geduld der Autofahrer arg strapaziert. In besonders schlechter Erinnerung dürfte dabei bei vielen die Sperrung der A24 Ende Oktober bei Neuruppin geblieben sein. Der Abriss einer alten Brücke sorgte damals für kilometerlange Staus.

Ende nächsten Jahres soll die Hälfte geschafft sein

Bis Ende 2020 soll laut der Havellandautobahn GmbH die Hälfte der 120 Streckenkilometer ausgebaut bzw. modernisiert werden, 24 von 38 Brücken und acht von elf Anschlussstellen fertiggestellt sein. Darüber hinaus werden drei weitere Park- und WC-Anlagen und weitere acht Kilometer Lärmschutzwände errichtet. Hierfür seien zwölf Vollsperrungen notwendig.

„Unsere Räder werden selbstverständlich auch über den Jahreswechsel kaum stillstehen“, sagte Stütze. So soll die Richtungsfahrbahn Berlin auf der A24 bei Neuruppin im Januar 2020 fertiggestellt werden. Die Projektgesellschaft Havellandautobahn GmbH & Co. KG erbringt dabei keine Bauleistungen, sondern beauftragt hiermit die Arbeitsgemeinschaft (Arge) A10/A24 Havellandautobahn als Generalunternehmer. Somit ist die jeweils 50 Prozent aus der Wayss & Freytag Ingenieurbau AG und der österreichischen HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft m.b.H. bestehende Bau-Arge für sämtliche Planungs- und Bauleistungen verantwortlich.

Das Gesamtbauvorhaben soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Die Projektkosten werden mit 1,3 Milliarden Euro beziffert, die über 30 Jahre vom Bund finanziert werden.