Berlin. Der Ersatztorwart der Eisbären empfiehlt sich für mehr Einsätze. Und hält sich damit die Chance offen, Petri Vehanen einmal zu beerben.

In der Position vor der Kabine fühlt er sich noch nicht ganz sicher. Wenn fast ein Dutzend Leute von Marvin Cüpper wissen will, wie sich so ein Einsatz im Tor des EHC Eisbären anfühlt, wirkt der 23-Jährige schüchtern, spricht leise, antwortet in sehr kurzen Sätzen. Er musste das bislang ja auch nur selten tun, es ist ihm noch fremd.

Ganz anders gibt sich Cüpper inzwischen auf dem Eis. Selbstbewusst steht er zwischen den Pfosten, mehr noch als in der vergangenen Saison. „Wir haben viel trainiert im Sommer, das war gut für mich“, erzählt er. Die Umstellung seines Spiels beschäftigte ihn und Torwarttrainer Sebastian Elwing stark. „Er spielt ein bisschen aggressiver, ein bisschen weiter vor dem Tor und behält den Puck besser im Auge“, sagt Elwing, der frühere EHC-Goalie, der neu in das Trainerteam der Berliner aufgerückt ist.

Fast schon so viele Spiele wie in der Vorsaison

Die Resultate des Sommers überzeugen, weshalb sie immer öfter zu sehen sind. „Er macht den nächsten Schritt und bestätigt seine Leistungen immer wieder“, erzählt Elwing. Jüngst am Freitag gegen Straubing beim 2:1. Er hätte sogar einen Shutout verdient gehabt, fand Uwe Krupp. Der Trainer hat ihn an den 17 Spieltagen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bereits fünf Mal eingesetzt. Vergangene Spielzeit kam Cüpper auf insgesamt nur acht Partien. Das unterstreicht seine Entwicklung.

Immens wichtig sind diese Fortschritte, das betont Krupp. „Er ist jetzt an einem Punkt, wo er seine Chance nutzen muss“, sagt der Trainer. Stammtorhüter Petri Vehanen wird als 40-Jähriger perspektivisch seinen Platz freigeben. Dann muss Cüpper bereit sein, ansonsten würde der Stammplatz sicher langfristig mit einem Zugang besetzt werden. Andererseits drückt mit Maximilian Franzreb (21) der nächste junge Torwart von unten.

Statistisch hervorragende Werte

Bislang meistert Cüpper die Situation, 1,76 Gegentore pro Spiel sind ein statistisch sehr starker Wert. Vom großartigen Finnen erhält er dabei Hilfestellung. „Petri und ich tauschen uns oft aus“, sagt Cüpper. Trotzdem war es schwierig für ihn in der vergangenen Saison, sich in seine Rolle als Ersatzmann einzufügen. Er war das nicht gewohnt. Ein Jahr hatten die Berliner Cüpper in Dresden in der zweiten Liga spielen lassen, davor verbrachte er drei Jahre in Kanada und lernte in etlichen Einsätzen.

Damals begann er, sich intensiv mit mentalem Training auseinanderzusetzen. Er findet das enorm wichtig. „Das macht den Unterschied im Profisport, weil das Können eigentlich immer da ist“, erzählt der gebürtige Kölner. Er liest Bücher darüber, meditiert. Wenn er weiß, dass er spielen wird, „fängt meine mentale Vorbereitung schon einen Tag vor der Partie an“. Sein Training beinhaltet jedoch nicht nur in dieser Hinsicht besondere Elemente. Cüpper schult auch seine Augen, sogar mit einem speziellen Trainer. „Den Puck immer im Auge zu behalten, ist leichter gesagt als getan“, so der Torwart. Gelingt es ihm, ist er bei Schüssen immer besser positioniert und erhöht seine Chance, den Puck zu halten. Für einige Torhüter in der NHL gehört das Augentraining seit Längerem zur Vorbereitung.

In Augsburg dürfte Vehanen wieder spielen

Genau so hilfreich für gute Leistungen ist es allerdings, einfach mehr zwischen den Pfosten zu stehen. „Das macht es einfacher, im Rhythmus zu bleiben“, sagt Marvin Cüpper. Wäre ihm gegen Straubing das Spiel ohne Gegentor gelungen, wäre sein nächster Auftritt am Sonntag in Augsburg sicher gewesen. So gibt es wohl erst einmal wieder Anschauungsunterricht von Vehanen.