Berlin. Die Corona-Infektionen steigen weiter an – so wurden dem RKI am Wochenende 955 neue Fälle gemeldet. Nun warnen die Experten deutlich.

  • In Deutschland infizieren sich immer mehr Menschen mit dem Coronavirus
  • So meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am Samstag 955 Neuinfektionen – das sind so viele wie seit Wochen nicht mehr
  • Auch zu Beginn der Woche verzeichnet das RKI 509 neue Fälle (Stand 3. August)
  • Mit deutlichen Worten appelliert das Institut jetzt an die Bevölkerung

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland in den letzten Tagen zeugt von einem besorgniserregenden Trend. Am Samstag meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 955 neue Corona-Fälle. Das war die höchste gemeldete tägliche Fallzahl seit Anfang Mai – abgesehen vom lokalen Corona-Ausbruch beim Fleischfabrikanten Tönnies Mitte Juni. Am Donnerstag und am Freitag waren jeweils deutlich mehr als 800 Neuinfektionen gemeldet worden. Am Sonntag war die Zahl mit 240 vergleichsweise niedrig, allerdings melden am Wochenende nicht alle Ämter aktuelle Daten. Die Angst vor der zweiten Welle in Deutschland wächst.

Corona-Zahlen steigen – RKI appelliert an die Bevölkerung

Aufgrund der steigenden Fallzahlen fürchtet das RKI eine Trendumkehr. „Die Anzahl der neu übermittelten Fälle war in Deutschland seit etwa Mitte März bis Anfang Juli rückläufig, seitdem nimmt die Fallzahl stetig zu“, berichtet das Institut. In seinem Corona-Situationsbericht vom Freitag ordnet das RKI die Lage als „sehr beunruhigend“ ein. Lesen Sie hier: RKI meldet neue Corona-Fallzahlen und Reproduktionszahl

Den Grund für die Entwicklung sieht das RKI nicht zuletzt in Nachlässigkeit bei der Einhaltung der Verhaltensregeln. Die Experten appellieren an die Bevölkerung: „Eine weitere Verschärfung der Situation muss unbedingt vermieden werden. Das gelingt nur, wenn sich die gesamte Bevölkerung weiterhin engagiert, z.B. indem sie Abstands- und Hygieneregeln konsequent einhält – auch im Freien –, Innenräume lüftet und, wo geboten, eine Mund-Nasen-Bedeckung korrekt trägt.“ Lesen Sie hier: Zweite Corona-Welle? Behörden kommen nicht hinterher

Nach dem massiven Corona-Ausbruch auf einem Gemüsehof im niederbayerischen Mamming wurden in einem weiteren Betrieb der Gemeinde 27 Corona-Infizierte ermittelt. Wie das Landratsamt Dingolfing-Landau am Samstagabend mitteilte, wurden die Infizierten und ihre Kontaktpersonen umgehend isoliert. „Aufgrund der räumlichen Nähe der beiden Mamminger Betriebe gab es offenbar Kontakte zwischen den Saisonarbeitskräften, die zu einer Übertragung des Virus geführt haben“, sagte Landrat Werner Bumeder laut Mitteilung.

In dem neu betroffenen Betrieb arbeiten etwa 600 Menschen. Bei dem vorherigen Ausbruch auf einem Gemüsehof in Mamming hatten sich mit Stand Freitagabend 232 Erntehelfer mit dem Coronavirus infiziert. Seit Donnerstag werden alle Saisonarbeitskräfte im Landkreis getestet.

In Nürnberg wurden 135 Bewohner einer Gemeinschaftsunterkunft unter Quarantäne gestellt, weil ein Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Wie die Stadt am Samstag mitteilte, handelt es sich bei der infizierten Person um einen Mitarbeiter eines Pflegeheims. „Sowohl die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft als auch die des Pflegeheims werden zurzeit getestet. Ergebnisse liegen noch nicht vor“, schrieb die Stadt bei Twitter.

Bundesweit gebe es viele kleinere „Geschehen“ in verschiedenen Landkreisen, so das RKI: So hätten sich Menschen bei größeren Feiern im Familien- und im Freundeskreis, bei Freizeitaktivitäten, an Arbeitsplätzen, aber auch in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen angesteckt. Hinzu kämen zunehmende Fälle unter Reiserückkehrern, heißt es seitens des RKI. Lesen Sie hier: Corona in Deutschland: Angst vor dem zweiten Lockdown wächst

RKI-Präsident machen Corona-Zahlen „große Sorgen“

RKI-Präsident Lothar Wieler hatte bereits vor einigen Tagen bei einer Pressekonferenz eingeräumt, dass ihm die Entwicklung „große Sorgen“ bereite. „Wir müssen verhindern, dass sich das Virus wieder rasant, wieder unkontrolliert ausbreitet.“

„Die Akzeptanz der Maßnahmen in Deutschland ist gesunken. Ich will noch einmal klarmachen: Wir haben es in Deutschland in der Hand, wie sich die Pandemie entwickelt”, sagte Wieler. Er rief dazu auf, die sogenannte AHA-Regel weiter zu befolgen.

Dies bedeute, einen Mindestabstand von 1,5 Meter einzuhalten, die Hygieneregel umzusetzen und immer dann, wenn der Abstand nicht eingehalten werden könne, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Das gelte auch im Freien, appellierte Wieler. Dies gelte auch im Urlaub, so der RKI-Chef.

RKI-Präsident Lothar Wieler zeigt sich besorgt angesichts der steigenden Corona-Zahlen in Deutschland.
RKI-Präsident Lothar Wieler zeigt sich besorgt angesichts der steigenden Corona-Zahlen in Deutschland. © dpa | Tobias Schwarz

(dpa/bef/ba)

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