BMW K 1600 GT/GTL in der Gebrauchtberatung
Ideal für Motorradreisen

BMW baut schon lange tolle Sechszylinder – für Autos. Doch erst im Jahr 2011 übertrugen die Münchner dieses Konzept mit der BMW K 1600 GT und K 1600 GTL auch auf zwei Räder: Die K 1600-Reihe definiert Motorradreisen neu.

Ideal für Motorradreisen
Foto: www.r-photography.info

Stellen Sie sich vor: nach einem anstrengenden Arbeitstag endlich zu Hause. Machen Sie es sich auf dem Sofa bequem, strecken die Arme von sich, drehen das Radio auf – und fahren los. Willkommen in der Welt der Supertourer! Wenn schon reisen, dann mit allem Pipapo, so lautet das Motto einer Motorradklasse, die nach wie vor durch niemanden besser vertreten wird als durch BMWs K-Modellreihe in den Gran Turismo-Versionen.

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BMW K 1600 GT/GTL in der Gebrauchtberatung
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Die 1600er ähnelt mit um 55 Grad geneigter Zylinderbank, Alu-Brückenrahmen, Duolever-Vorderradführung und Paralever-Kardan-Einarmschwinge dabei zwar äußerlich ihrer Vorgängerin, der K 1300 GT, spielt letztlich aber in einer ganz anderen Liga. Die BMW K 1600 ist ein rollender Superlativ. Der Sechszylinder liefert in jeder Lebenslage satte Power, jedoch ohne Krawall und mit seidenweichem Charakter – eine neue Dimension der Souveränität.

Trotz hohem Gewicht handlich und zielgenau

Zahlreiche Ausstattungspakete, perfekte Ergonomie für Fahrer und Beifahrer, durchdachte Gepäcksysteme. Und trotzdem einfachste Bedienung und vor allem: easy riding. Dazu gesellt sich ein herrlich rauchiger Bass aus der Sechs-in-zwei-Anlage, sodass man sogar das laute Getriebe und die harten Lastwechselreaktionen verzeiht – beides hat sich 2014 dank weniger Spiel im Antriebsstrang übrigens gebessert. Dass mit all diesen Qualitäten andererseits auch einiges an Gewicht zusammenkommt, dürfte klar sein.

Im Stand braucht man für ihre 342 Kilogramm Kraft, Erfahrung und Entschlossenheit. Doch in Fahrt gibt sich die mächtige 1600er beschwingt, handlich und zielgenau. Und im Windschutz ihrer mächtigen Scheibe lässt es sich auch gerne mal mit offenem Visier oder gleich mit Jethelm fahren, selbst im zweiten Gang und gerne mit Musik aus dem Soundsystem. Bei ­ausgeschalteter Zündung fährt der Windschild übrigens automatisch als Diebstahlschutz für das BMW-Navi von Garmin ­herunter. Gründe, mit einer BMW K 1600 zu liebäugeln, gibt es also genug. Man muss kein Weltreisender sein und auch kein Luxusfreak. Lediglich solvent, das hilft.

Marktsituation

Der halbe Basis-Neupreis ist derzeit die unterste Grenze, was für Gebrauchte gezahlt werden muss. Meist verfügen die aber über einige der einst aufpreispflichtigen Extras.

ab 10.500 Euro

Beispielanzeige: BMW K 1600 GT, 48.000 km, EZ 08/2011, HU 09/2017, 2. Hand, 160 PS, Weiß, scheckheftgepflegt, aber Kratzer aufgrund eines Umfallers, mit guter Ausstattung wie adaptivem Kurvenlicht und Motorschutzbügeln

Niedriges Preisniveau. Wer nach den günstigsten Sixpacks fahndet, darf in puncto Zustand/Pflege keine hohen Ansprüche stellen. Kleine Rempler oder Macken trüben hier und da den Gesamteindruck. Wer das in Kauf nehmen will: bitte schön. Dafür auf die Ausstattung achten.

ab 13.000 Euro

Beispielanzeige: BMW K 1600 GT, 65.800 km, EZ 03/2013, HU 03/2018, 1. Hand, 160 PS, scheckheftgepflegtes Motorrad in gepflegtem Zustand, Grau, mit Navigation, Reifendruck-Kontrolle, Audiosystem, Motorschutzbügeln und erweiterter Garantie bis Februar 2018

Mittleres Preisniveau. Hier tummelt sich das Gros der Angebote, die meist mit umfangreichen Extras, frischer HU und ggf. sogar Garantie punkten. Die Laufleistung kann bisweilen hoch sein, ist aber völlig unbedenklich für den Sechszylinde

ab 16.000 Euro

Beispielanzeige: BMW K 1600 GTL, 16.500 km, EZ 03/2014, HU 09/2017, 1. Hand, 160 PS, scheckheftgepflegtes Motorrad im Topzustand, un-/umfallfrei, Reifen 90 Prozent, mit Vollausstattung und höherer Sitzbank

Hohes Preisniveau. Sowohl die GT als auch die GTL lassen sich in diesem Preissegment mit teils deutlich unter 20.000 Kilometern erstehen. Ein neueres Baujahr, Topzustand und eine umfangreiche Ausstattung bieten dann beste Voraussetzung für eine glückliche Zukunft.

Händler-Interview mit Jochen Ernsting

BMW
Jochen Ernsting (55). Chef des legendären BMW-Vertragshändlers Stüdemann.

Jochen Ernsting (55). Chef des legendären BMW-Vertragshändlers Stüdemann („Das Hamburger Original. Seit 1971.“) zum Thema mobiler Sixpack.

MOTORRAD: Eine BMW K 1600 GT oder GTL ist perfekt für …?

Jochen Ernsting: … komfortorientierte Langstreckenfahrer sowie Drehmomentfreaks. Das Ding kann einerseits extrem schaltfaul gefahren werden – ab 1800 Umdrehungen liefert sie bereits 85 Prozent des maximalen Drehmoments. Andererseits kann man es mit ihr auch richtig krachen lassen – Sound und Agilität passen auch dazu.

MOTORRAD: Und wie einfach finden Interessent und Gebrauchtmotorrad zueinander?

Jochen Ernsting: Da ein Motorrad dieser Preisklasse schon ganz bewusst gekauft wird, gibt es eher wenige Besitzer, die irgendwann feststellen, dass das Bike doch nichts für sie ist. Bei einem emotionalen Hobby wie dem Motorradfahren kann einem aber immer mal etwas über den Weg laufen, das attraktiver erscheint oder besser zur Lebenssituation passt. Dann wird eben doch verkauft. Obwohl diese jungen Gebrauchten dann noch immer recht hochpreisig angesiedelt sind, halten sich Angebot und Nachfrage vom Volumen her die Waage; die Frage ist nur, ob die konkrete Maschine auch den Wünschen des Interessenten bezüglich Ausstattungspaketen gerecht wird.

MOTORRAD: Worauf sollte man denn bei der Gebrauchtbesichtigung besonders achten?

Jochen Ernsting: Scheckheftpflege. Folgen von Stürzen und Ähnlichem. Der Zustand der Reifen sagt sehr viel über die Pflegementalität: Hat das Profil noch die Halbkreisform oder gibt es rechts und links Auswaschungen? Das wäre ein Indiz für zu selten geprüften Reifendruck. Bei der Performance und Zuladung, die die BMW K 1600 bietet, sind die Reifen oberstes Gebot. Und wenn Extras verbaut sind – was eigentlich so gut wie immer der Fall ist – dann sollten diese natürlich auch funktionieren.

MOTORRAD: Und welche Laufleistungen können bei dem Sechszylinder erwartet werden?

Jochen Ernsting: Da ist die Skala nach oben hin komplett offen. Wir hatten bisher noch keine einzige Motor- oder Getriebeüberholung. Noch nicht einmal eine Kupplung war bisher fällig. Hier scheint die BMW K 1600 also dauerhaft sehr unauffällig zu bleiben.

MOTORRAD: Haben Sie noch irgendwelche letzten Worte?

Jochen Ernsting: Ja. Dass sich mehr Leute trauen sollten, so ein Ding mal zu fahren. Gerade diejenigen, die zu zweit und lange Strecken fahren, sollten zwar Respekt, aber keineswegs Angst vor einer K 1600 haben. Sie fährt sich deutlich leichter als oftmals angenommen. Und obwohl viele Biker der K 1300 GT hinterhertrauern, ist die BMW K 1600 eigentlich klar das bessere Motorrad.

Modellpflege

2011 Markteinführung für 19.900 Euro (GT) beziehungsweise 21.850 Euro (GTL). Farben und Verkaufszahlen: Rot und Grau, 803 Stück (GT); Silber und Blau, 421 Stück (GTL).

2012 Keine technischen Änderungen. Preise und Stückzahlen: 806 Stück, 20.200 Euro (GT); 466 Stück, 22.200 Euro (GTL).

2013 Neue Farbvarianten bei der GT: Dunkelgrau und Blau, 557 verkaufte Bikes, 20.500 Euro. BMW K 1600 GTL: ebenfalls Dunkelgrau, außerdem Rot, 305 Stück, 22.500 Euro.

2014 Neue Modellvarianten GT „Sport“ mit dynamischerer und GTL „Exclusive“ mit komfortablerer Ausstattung. 399 verkauft (GT/Sport), 20.700 bzw. 21.120 Euro; 273 verkauft (GTL/Exclusive), 22.700 bzw. 29.100 Euro.

2015 Traktionskontrolle serienmäßig, neue Instrumente. Farbvarianten: Schwarz (GT und GTL), Silber (GTL). 308 Stück, 21.000 bzw. 21.430 Euro (GT und Sport); 197 Stück, 23.150 bzw. 29.500 Euro (GTL und Exclusive).

2016 ABS Pro und dynamisches Bremslicht serienmäßig. Neue Farbe: Blau. Bis Ende Juli 144 verkaufte GT und Sport, 21.250 bzw. 21.690 Euro; 95 GTL und Exclusive, 23.400 bzw. 29.850 Euro.

Technische Daten (Typ K 1600 GT, Modelljahr 2011)

Weitere Infos zur BMW K 1600 GT/GTL

Tests in MOTORRAD 06/2011 (FB), 08/2011 (TT), 10/2011 (VT), 15/2011 (VT), 16/2011 (VT), 19/2011 (VT), 01/2013 (VT), 15/2013 (VT), 17/2013 (FB), 21/2014 (VT), 17/2015 (VT)

FB = Fahrbericht, T = Test, TT = Top-Test, VT = Vergleichstest

Artikel-Download unter www.motorradonline.de/ekiosk

Internet

Zwei große Foren finden sich im Internet: Im etwas aktiveren BMW-K-Forum geht es im Wesentlichen auch nur um die K-Modelle. Egal ob Technik, Reifen, Zubehör oder das ganze Bike, zur 1600er findet hier ein reger Austausch statt. Unter www.bmw-bike-forum.info widmet man sich hingegen sämtlichen BMW-Modellen, im Unterforum Supertourer dann aber auch ganz speziell der BMW K 1600 GT/GTL.

Konkurrenz

Honda Gold Wing

118 PS, Gewicht 405 kg, 0–100 km/h: 4,2 sek, Vmax: 200 km/h, Verbrauch 6,2 Liter, ABS,
ab 14.000 Euro.

Der Sechszylinder-Boxer läuft noch ruhiger als das Herz der BMW K 1600, insgesamt ist die Honda aber weniger sportlich.

Honda ST 1300 Pan European

127 PS, Gewicht 326 kg, 0–100 km/h: 3,5 sek, Vmax: 225 km/h, Verbrauch 5,1 Liter, ABS,
ab 4000 Euro.

Wer in Ruhe reisen will, ist hier bestens bedient. Guter Motor, unauffälliges Fahrwerk, aber Hochgeschwindigkeitspendeln.

Kawasaki 1400 GTR

155 PS, Gewicht 304 kg, 0–100 km/h: 3,2 sek, Vmax: 246 km/h, Verbrauch 5,5 Liter, ABS,
ab 6000 Euro.

Ihr bärenstarker Motor überzeugt, die Ausstattung ist wertig. Leider lässt sie sich aber nur etwas träge lenken.

Yamaha FJR 1300 A

144 PS, Gewicht 305 kg, 0–100 km/h: 3,3 sek, Vmax: 245 km/h, Verbrauch 5,5 Liter, ABS, ab 4300 Euro.

FJR steht für Fast Journey and Ride, entsprechend interpretiert sie das Thema Touren eher sportlich-dynamisch.