Eine noch umgedrehte Staffelei zog am Sonntag auf der Burg Beeskow die Blicke aus erwartungsvollen Kindergesichtern auf sich. Es war mucksmäuschenstill, bis plötzlich der Pianist Georgios Vagianos in die Tasten griff und die Sopranistin Lisa Ziehm nach den Klängen der Ouvertüre der Mozartschen "Zauberflöte" im Kreis um die Kinder tanzte. Dabei richtete sie in der Art einer Pantomime eine kleine Flöte gegen die von der Illustratorin Gertrud Zucker gezeichneten Bilder ringsum und auf die Kinder, um sie wie mit einem Zauberstab zum Leben zu erwecken. Das Spiel um die zwei Königskinder Pamina und Tamino sowie den Vogelfänger Papageno hatte begonnen. Die sechs- bis zehnjährigen Mädchen und Jungen, die am Boden auf Sitzsäcken saßen und lagen, waren für eine dreiviertel Stunde ein Teil des Spiels und verfolgten wie verzaubert das turbulente Geschehen.
Die Geschichte als Kinderbuch
Aus der von dem Schriftsteller Till Sailer in einem Kinderbuch nacherzählten Handlung der "Zauberflöte" von Emanuel Schikaneder hatte das Team, bestehend aus Lars Franke als Regisseur und Frauke Bischinger und Pauline Malack als Ausstatter und Bühnenbildner, sowie weiteren Helfern, die Liebesgeschichte zwischen Pamina und Tamino herausgelöst. Sie war verknüpft mit dem Wunsch von Papageno nach einem Weibchen und vielen kleinen Kinderlein. Dem Team war es sehr effektvoll gelungen, mit geringstem Aufwand die Handlung verständlich werden zu lassen. So stellte Lisa Ziehm in Wort und Gesang sowohl die Königstochter als auch deren Mutter und Papagena dar, während Carlo Wilfahrt die gleiche Aufgabe mit dem Prinzen und Papageno übernommen hatte. Ein zeitraubender Kostümwechsel war nicht nötig. Welche Rolle der Sänger gerade verkörperte, war eindeutig daran zu erkennen, ob sein Kopf von einer Krone oder einem Federbusch geschmückt war.
"Und Gertrud Zucker war die Co-Regisseurin", würdigte Burgdirektor Arnold Bischinger in der Premierenauswertung anschließend die Bühnenbilder. "Die Vergrößerung hat die Wirkung der Buchillustrationen noch gesteigert", freute sich die Künstlerin.
Sonja Palfner und Astrid Durdis aus Friedland waren mit der fünfjährigen Mila gekommen. "Für mich persönlich ist die Zauberflöte die Lieblingsoper", zeigte sich Sonja Palfner zufrieden über das Ergebnis. Astrid Durdis, Milas Mutter, war voll des Lobes: "Das ist ganz toll, in der Mitte die Kinder, drumherum die Musik und die Sänger mit starker Ausstrahlung in Mimik und Gestik." Auch fand sie gut, dass die Kinder mit einbezogen waren. Sonja Palfner wies noch auf die prima Idee mit den Staffeleien als Bühnenausstattung hin. Die Handlung schritt sehr schnell voran, aber Mila konnte sie anschließend perfekt nacherzählen. "Das Schnelle liegt in unserer Zeit", erkannte die Mutter, "es war so angenehm." Auch dass die Musik "manchmal ganz schön laut war", wie die siebenjährige Friederika Hass aus Beeskow empfand, war kein wirkliches Problem. "Man gewöhnt sich daran, und so können es wenigstens alle gut hören", hatte sie Verständnis.
Eine weitere Aufführung des Stücks ist am 6. Juli ab 15 Uhr auf der Burg Beeskow geplant. Außerdem wird "Die kleine Zauberflöte" in Neuzelle, Fürstenwalde, Erkner und mehrfach im Frankfurter Kleist Forum gezeigt. Aufführungen für Schulklassen sind jeweils montags ab 10 Uhr auf Anfrage möglich. Karten und Anfragen unter www.operoderspree.de oder telefonisch unter 03366 352727. Der Eintritt kostet 7, ermäßigt 5 Euro.