Die Schulden waren zu groß: Bei einer Zwangsversteigerung am Amtsgericht Frankfurt (Oder) hat die Lindenstraße 54, auf der sich die Firma Caravan-Center I.B.L. e.K. befand, einen neuen Besitzer gefunden. Auch das Gewerbe auf der gegenüberliegenden Straßenseite ruht.
Die Zeiten, in denen Wohnmobile, Wohnwagen und Hänger links und rechts der Lindenstraße in langen Reihen auf Gewerbegrundstücken standen, sind lange vorbei. An der Hausnummer 54 erinnert nur noch ein Briefkasten mit der Aufschrift „Bitte keine Post fuer Caravan-Center-ILB einwerfen“ und der Name des Firmeninhabers, Kazantidis, an den einstigen Firmensitz. Und auf dem Caravan-Platz auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Hausnummer 63K, der zur CCF Camping Caravan Freizeit GmbH gehört, steht ebenfalls nur noch eine handvoll Wagen. „Auch das Gewerbe ruht“, heißt es dazu aus dem Fürstenwalder Rathaus. Am vollen Briefkasten steht der Name Parthena Kazantzidou.
Dennoch beklagen Anwohner, dass dort, vor allem nachts, Menschen unterwegs sind, das schwere Eisentor geräuschvoll auf- und zu geschoben und damit die Nachtruhe gestört werde. Um dem einen Riegel vorzuschieben, will die Stadt vor dem linken Tor „innerhalb der nächsten 14 Tage Poller aufstellen“, sagt Christfried Tschepe, der im Fürstenwalder Rathaus für die Stadtentwicklung zuständig ist.
An der Hausnummer 54 könnte die Ruhe hingegen bald vorbei sein. Die 3080 Quadratmeter wurden am 22. Januar am Amtsgericht Frankfurt (Oder) zwangsversteigert. „Die Zwangsversteigerung ist aus einer Grundschuld betrieben worden“, teilt Amtsgerichtsdirektorin Sophie Kyrieleis mit. Der Verkehrswert der Fläche wurde zuvor auf 199 000 Euro festgesetzt. Mehrere Interessenten boten mit. „Circa 20 Bieter waren da, der Laden war voll“, sagt ein Mann, der nach eigener Aussage bis 280 000 Euro „für einen Freund“ mitbot und wenige Tage später mit zwei anderen Männern an den früheren Caravan-Plätzen stand. Für rund 350 000 Euro sei das Grundstück schließlich von einer Familie aus Berlin gekauft worden, erzählte der Mann, der seinen Namen für sich behält. Die Amtsgerichtsdirektorin möchte „mit Rücksicht auf Interessen des Bieters das Gebot des Meistbietenden nicht mitteilen“.
Das Unternehmen von Dimitrios Kazantzidis, das dieser als e.K. (eingetragener Kaufmann) und somit als Einzelunternehmer führte, war schon seit einiger Zeit in Schieflage geraten. So verkündete das Landgericht Frankfurt (Oder) beispielsweise am 23. November 2017 ein Versäumnisurteil gegen ihn, weil er 27 000 Euro von einer Kundin kassierte, das versprochene Fahrzeug aber nicht lieferte. „Das Geld haben wir immer noch nicht“, sagt Rechtsanwalt Ludger Weiner, der die Frau aus Weißrussland vertrat. Daran würden auch die Einnahmen aus der Zwangsversteigerung nichts ändern, da das Geld zunächst an Banken gehe.
Doch wie kam es zur Anhäufung der Schulden? Sein Mandant habe über einen längeren Zeitraum erfolgreich Wohnwagen und Wohnmobile vermietet, sagt Rechtsanwalt Rüdiger Schulzke. Eine große Kundengruppe seien Sinti und Roma gewesen. Irgendwann seien die Wagen nicht mehr zurückgebracht worden. Zwar erhielt der Unternehmer eine Kaution, waren die Fahrzeuge mit GPS-Sendern ausgestattet, „doch in Frankreich kann man Fahrzeuge auch ohne Fahrzeugbrief An- und Ummelden“, erklärt Schulzke. Dann hätten die Wagen schon mal ein anderes Kennzeichen. Selbst wenn sie gefunden würden, gelte bei den Franzosen ein Grundrechtsschutz für Wohnungen, erläutert der Anwalt. Und da die Familien in den Wagen leben, dürfe man ihnen diese nicht einfach wegnehmen.
Bei mehr als 50 Wagen, die Kazantzidis in Umlauf hatte, und deren Kauf er sich finanzieren ließ, lief schnell eine große Summe auf. „Er ist nicht der erste Händler, der damit krachen gegangen ist“, sagt Schulzke. Dimitrios Kazantzidis sei auch Eigentümer des gegenüberliegenden Grundstücks. „Ich weiß, dass auch dort Insolvenz angemeldet ist, aber das ist nicht die Firma meines Mandanten“, sagt Schulzke. Kazantzidis selbst reagiert nicht auf E-Mails und ist auch unter den angegebenen Telefonnummern nicht zu erreichen.
Insgesamt ist die Zahl der Gewerbetreibenden in Fürstenwalde rückläufig. Ende 2018 waren beim Gewerbeamt der Stadt 2280 Unternehmer registriert, ein Jahr zuvor 2416 und für 2009 weist die Statistik sogar noch 2967 Gewerbetreibende aus. Entgegengesetzt verhält es sich mit dem Gewerbesteueraufkommen. Für das Jahr 2018 rechnet die Stadt mit 14,9 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es 14,6 Millionen Euro und 2008 lediglich 10,2 Millionen, sagt Stadtsprecherin Anne-Gret Trilling.

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