Politik

"Treiben Bauernhöfe in den Ruin" Özdemir fordert höhere Lebensmittelpreise

Kampf gegen Billigfleisch: Um das Tierwohl zu verbessern, spricht sich Landwirtschaftsminister Özdemir für eine Erhöhung der Lebensmittelpreise aus. Zudem rechnet der Grünen-Politiker damit, dass die geplante Cannabis-Legalisierung in Deutschland für einen "Hanf-Boom" sorgen wird.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat sich gegen Dumping-Preise für Lebensmittel ausgesprochen. "Es darf keine Ramschpreise für Lebensmittel mehr geben, sie treiben Bauernhöfe in den Ruin, verhindern mehr Tierwohl, befördern das Artensterben und belasten das Klima", sagte Özdemir der "Bild am Sonntag". Er sagte zudem einen Hanf-Boom auf deutschen Feldern nach der Legalisierung von Cannabis voraus und kündigte verbindliche Regelungen für weniger Zucker in Lebensmitteln an.

Zu den Lebensmittelpreisen sagte Özdemir: "Manchmal habe ich das Gefühl, ein gutes Motoröl ist uns wichtiger als ein gutes Salatöl." Lebensmittel dürften zwar kein Luxusgut werden, doch der Preis müsse "die ökologische Wahrheit stärker ausdrücken".

Kameraüberwachung in Schlachthöfen

Klima-Labor von ntv

Was hilft wirklich gegen den Klimawandel? Klima-Labor ist der ntv Podcast, in dem Clara Pfeffer und Christian Herrmann Ideen, Lösungen und Behauptungen auf Herz und Nieren prüfen. Ist Deutschland ein Strombettler? Vernichtet die Energiewende Industrie & Arbeitsplätze? Warum erwarten so viele Menschen ihren ökonomischen Abstieg? Warum sind immer die Grünen schuld? Sind Seeadler wirklich wichtiger als Windräder? Kann uns Kernkraft retten?

Das Klima-Labor von ntv: Jeden Donnerstag eine halbe Stunde, die informiert, Spaß macht und aufräumt. Bei ntv und überall, wo es Podcasts gibt: RTL+, Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify, RSS-Feed

Sie haben Fragen an uns? Schreiben Sie eine E-Mail an podcasts@ntv.de oder nehmen Sie Kontakt zu Clara Pfeffer und Christian Herrmann auf.

Der bekennende Vegetarier will unter anderem die Zahl der Nutztiere in Deutschland einschränken: "Besser wäre, weniger Tiere und die besser halten." Die Investitionsförderung für Landwirte werde er künftig auf gute Haltungsbedingungen in den Ställen ausrichten. Dies sei ein "Win-Win für Mensch und Tier". Außerdem kündigte Özdemir an, "schon im nächsten Jahr mit einer klar verständlichen Tierhaltungskennzeichnung auf Fleisch für mehr Transparenz" zu sorgen.

Um den Tierschutz besser durchsetzen zu können, will Özdemir den Strafrahmen erhöhen. Gleichzeitig brauche es entsprechende Kontrollen. "Wir wollen die Rechtsgrundlage für eine kameragestützte Überwachung in großen Schlachthöfen schaffen, damit wir wissen, was da passiert", sagte der Minister der "Bild am Sonntag". Für den Wandel in der Landwirtschaft will Özdemir auch die "Nachfragemacht des Staats" nutzen: Die Verpflegung in öffentlichen Einrichtungen solle auf "mehr regional und mehr Bio" umgestellt werden. "Der Staat muss da Vorbild sein."

"Niemand soll sich die Birne wegkiffen"

Sobald das geplante Gesetz zur Cannabis-Legalisierung in Kraft tritt, rechnet Özdemir mit einem Hanf-Boom in Deutschland. "Viele Bäuerinnen und Bauern stehen in den Startlöchern, um Hanf anzubauen", sagte er. "Sobald der Bundestag das Gesetz des Gesundheitsministers verabschiedet hat, wird die Landwirtschaft auch diese Nutzpflanzen anbauen." Der Minister glaubt an positive Folgen für die Gesellschaft und die Kriminalitätsbekämpfung durch die Cannabis-Freigabe. "Niemand soll sich die Birne wegkiffen, aber ich freue mich, dass der Irrsinn des Cannabis-Verbots endlich endet."

Schließlich kündigte Özdemir verbindliche Regelungen an, um Lebensmittel gesünder zu machen. Über die Hälfte der Erwachsenen seien übergewichtig, sagte er der Zeitung. "Der Grund dafür sind zu viel Zucker, Fett und Salz, vor allem in Fertigprodukten."

Die Politik habe "zu lange versucht, die Industrie mit freiwilligen Selbstverpflichtungen zur Reduktion dieser Inhaltsstoffe zu bewegen". Damit sei Schluss. "Mit mir wird es verbindliche Reduktionsziele geben." Werbung für ungesunde Lebensmittel wie "Süßigkeiten, Limonaden und Chips, die sich an Kinder richtet", dürfe es demnach auch nicht mehr geben.

Quelle: ntv.de, jpe/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen