Moderator Richard Gutjahr rechnet mit BR-Intendant ab

1.1.2020, 16:04 Uhr
Richard Gutjahr wurde zum Zentrum rechtsextremer Verschwörungstheorien.

© Tobias Hase, dpa Richard Gutjahr wurde zum Zentrum rechtsextremer Verschwörungstheorien.

Gutjahr war im Juli 2016 zufällig kurz hintereinander an zwei Terror-Orten, nämlich in Nizza und wenige Tage später beim Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum in München. Von beiden Orten berichtete er als Reporter.

Das nahmen Rechtsradikale und Antisemiten zum Anlass, um Verschwörungstheorien im Netz zu verbreiten und ihn offen zu bedrohen. Der Journalist ging juristisch dagegen vor.

Er schreibt, Wilhelm habe "die Dimension der Attacke, Hass, Hetze, Verleumdungen und Morddrohungen scheinbar nie nachvollziehen können". Laut Gutjahr soll der Intendant jedoch im Kontrollgremium des BR ausgesagt haben, dass man die Prozesskosten beglichen habe und sich für die redaktionell unbearbeitete Veröffentlichung eines Handy-Videos aus Nizza, für das Gutjahr im Netz heftig attackiert wurde, entschuldigt habe. Der BR habe dieses Rohmaterial des Reporters zunächst auf seinen Kanälen auf YouTube, Facebook und Twitter verbreitet, was einen Shitstorm auslöste.

Was Gutjahr besonders ärgert, zumal auf den Videos aus Nizza die entsetzten Reaktionen seiner Angehörigen zu hören sind: "Ihre Direktoren hatten anfangs sogar noch die Chuzpe, mir die Schuld für diesen redaktionellen Fehler in die Schuhe zu schieben, indem sie gegenüber den Rundfunkräten erklärten, ich hätte mein Augenzeugen-Video nicht sendefähig angeliefert."

Der Bayerische Rundfunk sieht in der Kritik von Grutjahr "keine neuen Aspekte" und bezeichnet sie als "im Kern nicht zutreffend". Der BR weist insbesondere den Vorwurf der Lüge und Täuschung durch den Intendanten strikt zurück.

"Absurde Theorien"

Der Hass, der Richard Gutjahr seit drei Jahren im Netz entgegenschlägt, sei beschämend. "Die Verschwörungstheorien sind absurd, die Drohungen erschütternd." Gutjahr erhielt finanzielle Unterstützung auch im Hinblick auf ihm entstandene Prozesskosten, schreibt der BR in einer Stellungnahme. Der Journalist argumentiert dagegen, seine Rechtsschutzversicherung habe ihn gekündigt. Vom BR habe er Unterstützung bekommen, die nicht einmal ein Monatsgehalt ausmache.

Der BR hatte nach eigenen Angaben Gutjahr eine Weiterbeschäftigung angeboten. Er wollte diese aber nicht annehmen. Daraufhin sei es bereits im März 2019 zu einem Aufhebungsvertrag in gegenseitigem Einvernehmen gekommen. Seitdem sei er nicht mehr für den Sender tätig gewesen.

Rückendeckung bekommt Gutjahr vom Medienjournalisten Stefan Niggemeier: "Richard Gutjahr ist seit drei Jahren einer Vernichtungskampagne ausgesetzt. Aber er muss nicht nur gegen den Hass kämpfen, sondern auch gegen den eigenen Sender, den Bayerischen Rundfunk."

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