Essen. . Die Brauereien profitieren vom schönen Sommer und den hohen Temperaturen. Besonders viel getrunken wurde in den Abendstunden.

Der zu Ende gehende Sommer bricht alle Rekorde: Nicht nur die Temperaturen erreichten knapp die 40-Grad-Marke. Mit einem Temperaturdurchschnitt von 19,3 Grad lag dieser Sommer somit auf Platz zwei der heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881. Von dem herrlichen Wetter profitierten auch die Brauereien in NRW. Nach einer langen Durststrecke vermelden sie wieder deutliche Zuwächse beim Bierabsatz.

Der deutsche Brauer-Bund hat den Überblick über die gesamte Republik. Nach seinen Zahlen haben die deutschen Brauereien in den ersten sieben Monaten im Schnitt 1,2 Prozent mehr Bier verkauft als im Vorjahreszeitraum. „Brauereien mussten teilweise sogar Sonderschichten fahren, um genügend Getränke an den Handel und die Gastronomie liefern zu können“, sagt Verbandssprecher Marc-Oliver Huhnholz.

Enttäuschende Fußball-WM

Dass die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft schon in der Vorrunde aus dem Turnier flog, sei für den Biermarkt zu verschmerzen, meint Huhnholz. „Letztlich ist das Sommerwetter für den Bierabsatz entscheidender.“

Das stellte auch die Brauerei Veltins im sauerländischen Meschede, fest. Von einem „furiosen Verlauf“ im ersten Halbjahr berichtet Sprecher Ulrich Biene. „Durch die ungewöhnliche Wetterkontinuität und die vielen Feiertage wurde gegrillt, was das Zeug hält.“ Dazu gehöre dann auch Bier. Die besten Monate seien dabei eindeutig der Mai und der Juni gewesen.

Südeuropäische Genussmentalität

„Insgesamt hatten wir 16 Wochen am Stück gutes Wetter und konnten dadurch die besten Monatsausstöße der Brauereigeschichte vermerken“, so Biene. So gab es bei Veltins einen Zuwachs von 7,8 Prozent, was deutlich über dem deutschen Durchschnitt liegt. Die kurzzeitige Delle beim Bierdurst während der Fußball-WM hätten die starken Monate wieder wett gemacht. „Petrus ist schließlich der beste Verkäufer.“

Wegen der Hitze beobachte Veltins ein geändertes Konsumverhalten. So sei tagsüber deutlich weniger Bier aus den Zapfhähnen geflossen als in den Vorjahren. „Dafür wurde aber in den etwas kühleren Abendstunden mehr getrunken, was zu diesem Rekord führt“, sagt Biene. So seien auch Biergärten abends deutlich besser besucht gewesen – es habe sich eine „südeuropäische Genussmentalität“ entwickelt, so Biene.

Alkoholfreie und Mix-Biere beliebt

Für den Essener Brauereichef Thomas Stauder stehen die Verlierer dieses Rekordsommers schon jetzt fest: Kneipen und Restaurants ohne Biergarten hätten unter den warmen Temperaturen deutlich gelitten. Ansonsten habe das Wetter auch bei Stauder zu einem Verkaufszuwachs geführt. „Insbesondere die Monate Juli und August haben deutliche Zuwächse zum Vorjahr gebracht, jeweils über zehn Prozent plus“, sagt Stauder.

Nachlassender Bierdurst

Die Brauereien haben in den letzten Jahren unter nachlassendem Bierdurst gelitten: So ging der Bierausstoß von 98.078 Hektoliter im Jahr 2009 auf 93.013 Hektoliter im vergangenen Jahr zurück.

Auch der Pro-Kopf-Verbrauch hat sich innerhalb eines Jahres reduziert. Während dieser im Jahr 2016 noch bei 104,1 Liter lag, waren es im Jahr 2017 nur noch 101,2 Liter.

Mehr Impulse habe sich die Brauerei hingegen von der Fußball-WM erhofft. „Der WM-Effekt auf den Bierkonsum hat sich allerdings seit 2006 ohnehin immer weiter abgeschwächt“, so der Brauereichef.

Radler und Helles besonders beliebt

Ein „zweistelliges Absatzplus“ in den heißen Sommermonaten meldet die Bochumer Brauerei Fiege. „Es wurde mehr getrunken, insbesondere Radler und Helles waren der Sommerhit, aber auch alle alkoholfreien Biersorten“, heißt es bei Fiege. Die Duisburger König-Brauerei, die zur Bittburger-Gruppe gehört, wollte sich zu ihrer Sommer-Bilanz nicht äußern. „Bei uns gilt die Maxime Wert vor Menge“, so Sprecher Patrick Damberg.

Und welche Sorten gingen in diesem Sommer besonders gut? „Biermischgetränke und alkoholfreie Biere werden immer beliebter. In diesem Segment verzeichnen wir zweistellige Wachstumsraten“, sagt Marc-Oliver Huhnholz vom Brauer-Bund.