Kommentar

Mit Kapital allein lässt sich die Swiss Re nicht locken

An der Börse hat die Spekulation, dass sich die japanische Softbank mit 10 Mrd. $ an Swiss Re beteiligen könnte, ein Kursfeuerwerk entfacht. Was die Japaner in die Waagschale werfen, ist allerdings unklar.

Werner Enz
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Was hinter den Verhandlungen zwischen Son und Swiss Re wirklich steckt, bleibt abzuwarten. (Bild: NZZ)

Was hinter den Verhandlungen zwischen Son und Swiss Re wirklich steckt, bleibt abzuwarten. (Bild: NZZ)

Was könnten ein internationaler Rückversicherer und ein im japanischen Telekomsektor gross gewordenes Konglomerat gemeinsam unternehmen? Diese Frage stellt sich nach den vorzeitig publik gewordenen Verhandlungen von Softbank mit Swiss Re. Die Aktien von Swiss Re vollführten am Donnerstag einen Freudensprung, denn es war die Rede davon, dass sich der umtriebige Firmengründer von Softbank, Masayoshi Son, mit rund 10 Milliarden Dollar beim Schweizer Rückversicherer einkaufen möchte. Ob daraus etwas wird, ist unsicher. Swiss Re liess die perplexe Öffentlichkeit wissen, die Gespräche über eine mögliche Minderheitsbeteiligung befänden sich in einem frühen Stadium und es sei offen, ob es zu einer Einigung kommen werde.

Zur Ausgangslage gehört, dass Softbank von Son seit einigen Jahren von einer Kaufparty zur anderen geführt wird. An der Börse bringt das Unternehmen mehr als 80 Milliarden Franken auf die Waage, aber es steht auch mit 130 Milliarden Schulden in der Kreide. Softbank ist zwar im Kern ein in Japan beheimatetes Mobilfunk- und Internetunternehmen, doch über die Jahre ist ein Sammelsurium von Beteiligungen dazugekommen. Dicke Brocken waren die Zukäufe der in Schwierigkeiten steckenden US-Mobilfunkgesellschaft Sprint für gerundet 20 Milliarden Dollar und des Computerchip-Herstellers ARM für 32 Milliarden Dollar. Son, ein japanischer Bürger mit koreanischen Wurzeln, hat über die Jahre ein feines Händchen für Beteiligungen an Internetfirmen bewiesen. Minderheitsbeteiligungen an Alibaba, Uber und dessen chinesischer Kopie Didi Chuxing zieren sein Palmarès.

Aus dem Blickwinkel Sons betrachtet, könnte somit eine Minderheitsbeteiligung an Swiss Re eine willkommene Diversifikation darstellen. Softbank wird denn auch gerne mit Berkshire Hathaway, dem Firmenimperium Warren Buffetts, in einem Atemzug erwähnt. Zur Aura Sons trägt bei, dass er im vergangenen Jahr mit dem Königshaus Saudiarabiens einen Fonds mit einem Volumen von 100 Milliarden Dollar für Investitionen in Unternehmen wie Apple, Qualcomm und Foxconn auflegen konnte. Es wird also lieber geklotzt als gekleckert.

Was hinter den auch in Tokio geführten Verhandlungen zwischen Son und Swiss Re wirklich steckt, bleibt abzuwarten. Vielleicht geht es gar nicht um ein passives Investment der Softbank, sondern es werden Schritte zur Erschliessung neuer Absatzmärkte für Swiss Re erwogen. Softbank mag mit seinen Netzwerken in China wichtiges beisteuern, was Swiss Re nicht hat, nämlich einen über Alibaba-Kanäle und andere Internet-Plattformen erfolgenden Zugang zu Kunden. Allerdings tönt das etwas futuristisch für einen traditionell mit Direktversicherern kooperierenden Rückversicherer, wie es Swiss Re immer noch ist. Zudem scheint eine Beteiligung von annähernd 30 Prozent für ein solches nach InsurTech riechendes Projekt etwas hoch gegriffen.

Swiss Re wird kaum einen Grossinvestor an Bord holen wollen, der lediglich finanzielle Interessen verfolgt. Man würde langjährige Grossaktionäre kopfscheu machen, wenn sich plötzlich Softbank eine derart dicke Scheibe abschneiden würde. Erst im vergangenen Jahr begrüsste Swiss Re mit der Versicherungsgruppe Mitsui, Sumitomo, Aioi, Dowa Japaner als Grossaktionäre. Da kamen aber zwei Partner zusammen, um im gemeinsamen Interesse kapitalintensive Lebensversicherungen besser zu bewirtschaften und zu wachsen. Swiss Re holte vor Jahren Buffett an Bord, weil es damals ein Kapitalproblem gab. Wenn es nun um einen allfälligen Einstieg der Softbank geht, muss etwas anderes dahinterstecken, denn Swiss Re schwimmt im Geld.

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