Das neue Fahrzeug soll sich beim Design am Supersportwagen Evija orientieren und die exklusive Marke als Einstiegsmodell einer breiten Kundschaft zugänglich machen.
Bekannt ist der britische Sportwagenhersteller Lotus einerseits für seine Rennsporterfolge, andererseits aber auch für besonders leichte und flache Flitzer, seit einiger Zeit nur mit Mittelmotorkonzept und Antrieben des Toyota-Konzerns. Aufgrund des Leichtbaukonzepts sind die Modelle des Herstellers meist sehr karg ausgerüstet, bieten dafür aber eine unmittelbare Fahrerfahrung mit tiefer Sitzposition in grosser Nähe zur Fahrbahn. Platz und Komfort gehörten in den vergangenen 25 Jahren nicht zu typischen Lotus-Attributen.
Das soll sich nun aber ändern, wenn man den Plänen des Herstellers Glauben schenkt, der wie Volvo zum chinesischen Geely-Konzern gehört. So soll ein neues Fahrzeug entstehen, das quasi den Ausklang des Verbrennungsmotors bei Lotus zelebrieren soll. Der Modellname ist noch nicht bekannt, doch liegen die Preisvorstellungen zwischen den beiden derzeitigen Modellen Elise und Exige, also irgendwo zwischen 70 000 und 120 000 Franken, wie Lotus-CEO Phil Popham jüngst bestätigte.
Bei der äusseren Gestaltung soll sich der neue Einstiegswagen an den Formen des vollelektrischen Supersportwagens Lotus Evija orientieren. Damit wird deutlich, welche Strategie der chinesische Eigner Geely verfolgt. Wie andere Sportwagenhersteller sucht Lotus nun das Heil in der Massenproduktion. Dazu soll ein Fahrzeug geschaffen werden, das auch Kunden anspricht, die nicht den kompromisslosen sportlichen Kick suchen. Daneben sollen weiterhin exklusive Supersportler gebaut werden, die in höheren Preissegmenten angesiedelt sind und trotz tiefen Stückzahlen für hohe Margen sorgen.
Der bisher vorgesehene Lotus-SUV, der gegen Fahrzeuge der Konkurrenten Aston Martin, Lamborghini und Porsche antreten sollte, wurde von Lotus zunächst zugunsten des neuen Einsteigermodells zurückgestellt. Doch ähnlich wie ein SUV soll auch der neue Lotus mehr Platz und Komfort bieten als andere Modelle. Dazu gehört auch das gegenwärtige Topmodell Evora, das über eine Minimalinterpretation von Rücksitzen verfügt.
Bereits im Mai will Lotus gemäss Popham im Stammwerk Hethel in Ostengland die Produktion wieder hochfahren, die im Zuge der Corona-Krise gestoppt wurde. Für das neue Modell entsteht gerade ein Nebengebäude, das Anfang 2021 oder etwas früher eingeweiht werden soll.
Insgesamt wolle Lotus mit dem neuen Modell den jährlichen Ausstoss von bisher rund 1600 Fahrzeugen auf 5000 Stück erhöhen, sagte Popham. Dazu sei man dank den Investitionen von Geely in der Lage, und es werde trotz Verkaufseinbrüchen in der Corona-Krise keinesfalls die Bremse gezogen. Die chinesische Finanzspritze erlaube auch die Planung weiterer Modelle, neben dem SUV sogar eine Reiselimousine.
«Derzeit fokussieren wir auf Sportwagen», sagte der Lotus-Chef. «Doch wir glauben, dass die Marke das Potenzial hat, auch andere Segmente zu bespielen. Zudem hat Geely das Expertenwissen in Elektrifizierung und autonomem Fahren.»
Das erste batterieelektrische Fahrzeug von Lotus wird der erwähnte Evija sein, der noch vor Jahresende in die Fertigung geht. Nur 130 Exemplare des 2000 PS starken Elektro-Renners werden gebaut, etwa die Hälfte ist bereits von Kunden angezahlt worden.