Hygieniker kritisiert Äußerungen von Bundesärztekammer-Präsident
Erste Studie mit dem Coronavirus: Ja, Atemmasken schützen - wenn auch nicht zu 100 Prozent
Studie aus Japan mit überzeugenden Ergebnissen
Wenn noch vor einem Jahr von gefährlichen Virus-Epidemien die Rede war, hatten wir Bilder von Menschen in Asien im Kopf, die mit Mund-Nasen-Schutz herumliefen. Sogar in deutschen Innenstädten wurden die asiatischen Touristen mit der Alltagsmaske gesichtet - und belächelt. Heute wissen wir: Diese Menschen wollten nichts Anderes, als andere vor Ansteckung zu schützen. Denn trotz aller Kritik und Zweifel steht fest: Die Masken sind gegen das Coronavirus extrem nützlich. Eine neue Studie aus Japan belegt das jetzt ein weiteres Mal eindrücklich. Auch Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia, lässt keine Zweifel an der Wichtigkeit von Masken.
Bundesärztekammer-Chef Reinhardt: "Keine tatsächliche wissenschaftliche Evidenz"
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, machte am Mittwochabend vergangener Woche in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ deutlich, dass er den Nutzen von Alltagsmasken bei der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie anzweifelt. Reinhardt sagte in der Sendung, er sei von den Alltagsmasken nicht überzeugt, „weil es auch keine tatsächliche wissenschaftliche Evidenz darüber gibt, dass die tatsächlich hilfreich sind.“ Und fügte hinzu: „Schon gar nicht im Selbstschutz und wahrscheinlich auch nur ganz wenig im Schutz, andere anzustecken.“ Nicht nur der Hygiene-Experte Dr. Georg-Christian Zinn widerspricht dem deutlich: "Wir haben mittlerweile auch bei den Alltagsmasken eine sehr gute Evidenz, dass eine Schutzfunktion da ist - sowohl zum Eigenschutz als auch zum Fremdschutz. Mit solchen Aussagen kommt es eher zur Verunsicherung - wir haben gute Studien dazu."
Mit Atmungs-Puppen Virenlast gemessen
Eine dieser Studien kommt jetzt ganz aktuell von japanischen Forschern – sie wurde vergangenen Mittwoch im Journal der American Society for Microbiology veröffentlicht. Ein Team um den Virologie-Professor Kawaoka Yoshihiro und Professor Ueki Hiroshi vom Institut für Medizinische Wissenschaft der Tokio Universität bestätigt darin, dass Gesichtsmasken sowohl dazu führen, das Virus nicht zu verbreiten, als auch, die eingeatmete Viruslast drastisch zu verringern.
Für die Studie verwendeten die Forscher Atem-Puppen - und das Coronavirus Sars-CoV-2 selbst. Einatmen und Ausatmen wurde simuliert, bei 25, 50 und 100 cm - und die Viruslast gemessen. Ergebnis: Nach ihren Erkenntnissen reduziert eine Stoffmaske die eingeatmete Virusmenge um 17 Prozent, eine herkömmliche chirurgische Maske um 47 Prozent. Eine gut auf das Gesicht angelegte medizinische und damit Teilchen filtrierende N95-Atemschutzmaske reduzierte die Viruslast sogar um 79 Prozent.
Empfehlungen unserer Partner
Erste Studie mit dem Coronavirus selbst zeigt Effektivität von Masken
Wurde der Atem-Puppe, die die Viren in die Luft verteilte, eine Maske angezogen, verringerten sowohl die Stoff- als auch die chirurgische Maske die Virenverbreitung beim nicht geschützten Gegenüber um 70 Prozent. Die Forscher kamen deswegen, wie auch schon andere vor ihnen, zu dem Schluss, dass die Viruslast auf jeden Fall drastisch reduziert werde. . Hinzukommt, dass die Forscher quasi einen Nahkontakt simulierten – denn empfohlen wird ja ein Abstand von 1,5 Metern. Eine Virus-Übertragung kann aber nicht zu 100 Prozent auszuschließen sein, auch wenn beide Seiten Masken tragen. Professor Kawaoka betonte aber, dass dies erste Studie sei, die die Effektivität von Masken anhand des Coronavirus selbst zeige.
Welche Mund-Nasen-Bedeckungen schützen am zuverlässigsten?
Ob beim Einkaufen, Restaurant- oder Friseurbesuch: All das ist nur erlaubt, wenn Sie sich und andere mit einer Maske schützen. Doch aus welchem Material sollten die Masken optimaler Weise sein, damit Sie uns einerseits zuverlässig vor dem Coronavirus schützen, uns anderseits aber auch möglichst gut atmen lassen?
PLAYLIST: Alles, was Sie über das Coronavirus wissen müssen
Playlist: 30 Videos