Hat Corona die Grippe ausgerottet? Was hinter der These steckt
Die Zahl der Infektionen mit dem Grippevirus ist in NRW im Jahr 2020 gesunken. Corona-Kritiker sprechen von einem „ausrotten“. Doch das ist nicht der Fall.
Nordrhein-Westfalen – Das Coronavirus hat Deutschland weiterhin fest im Griff. Die Neuinfektionen sind trotz Lockdown-Light in den letzten Wochen so stark gestiegen, dass nun ein harter Lockdown vor den Festtagen zur Realität wird. Doch eine Infektionszahl ist stark gesunken – die der Grippefälle.
Krankheit | Grippe |
Auch bekannt als | Influenza |
Symptome | Fieber, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, trockener Husten |
Behandlung | Medikamente (Schmerzhemmer und Neuraminidasehemmer) |
Vorbeugen | Grippeschutzimpfung |
Grippefälle in NRW sind 2020 stark gesunken – wegen Corona
Zugegeben, die Grippefälle sind in diesem Jahr vermutlich selten ein Thema. Immerhin konzentriert sich die Welt 2020 auf die Eindämmung des Coronavirus. Doch das ist nicht der einzige Grund, wieso man in diesem Jahr wenig von den Grippefällen hört. Wie das Landeszentrum für Gesundheit (LZG) NRW bekannt gibt, ist die Zahl der Grippeinfektionen in Nordrhein-Westfalen drastisch gesunken.
In der Vorjahreswoche wurden 62 Fälle von Influenza beim LZG gemeldet. In diesem Jahr waren es nur fünf. Das sind ganze 92 Prozent weniger als 2019. Das deckt sich auch mit Aussagen von Corona-Kritikern, die sich auf sozialen Netzwerken wie Facebook und auf Messengerdiensten wie Telegram rasend schnell verbreiten.
Corona-Kritiker bezeichnen Grippe oftmals als „ausgerottet“
Beispielsweise heißt es: dort „Ich verstehe einfach nicht, wie es Corona-Maßnahmen schaffen, die kürzlich noch jährlich 25.000 Tote fordernde Grippe komplett auszurotten, aber bei Corona in ihrer Gänze so erfolglos bleiben (...).“ Jedoch: Die Zahl der 25.000 Grippe-Todesfälle stammt aus dem Jahr 2017/18 und ist ungewöhnlich hoch.
Wie auch Correctiv berichtet, gab es im letzten Jahrzehnt aber auch mehrere Jahre, die so gut wie keine Grippeopfer forderten. Und auch die Grippe ist nicht ausgerottet. Die Grippesaison beginnt normalerweise jährlich im Oktober – die Hochsaison findet aber erst kurz nach dem Jahreswechsel statt, wie das Robert Koch-Institut berichtet.
RKI sieht Zusammenhang zwischen Coronavirus und niedrigen Grippefällen
Grund dafür sei die Bestandsfähigkeit von Grippeviren bei niedrigen Temperaturen. Auch die Schleimhaut des Menschen ist bei niedrigen Temperaturen anfälliger für Keime. Dadurch, dass die niedrigen Temperaturen noch nicht erreicht sind, kann man nun also nur bedingt Aussagen über die Grippezahlen in diesem Jahr treffen.
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Das RKI sieht in den Corona-Kontaktbeschränkungen seit dem 22. März und der niedrigen Grippe-Infektionszahlen in diesem Jahr einen Zusammenhang. Durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und den weniger sozialen Kontakten konnten sich die Grippeviren weniger schnell ausbreiten (alle Neuigkeiten zum Coronavirus im Live-Ticker von RUHR24.de).
Corona-Maßnahmen werden das Grippevirus nicht vollständig ausrotten können
Auch das Schließen der Schulen zwischen dem 16. und 22. März soll seinen Anteil beigetragen haben, da Kinder wesentliche Verbreiter der Influenza-Viren seien. Die Grippe ist und bleibt weiterhin ein Bestandteil der häufigen Erkrankungen in Deutschland.
Die Corona-Maßnahmen konnten das Grippevirus zwar nicht gänzlich ausrotten – aber zumindest so weit eindämmen, dass diese nur eine geringe zusätzliche Gefahr im Vergleich zum Coronavirus darstellt.